Zehn Gebote für die digitale Welt

Christentum und Künstliche Intelligenz
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Die Vermenschlichung von Informationstechnologie und künstlicher Intelligenz in Form einer Person,
Die Vermenschlichung von Informationstechnologie und künstlicher Intelligenz ist ein Kernproblem der digitalen Welt. ©istock/metamorworks

Es brauche „Zehn Gebote“ für den Umgang mit KI. Dafür plädierten am 20. Oktober 2025 die KI-Expertin Sarah Spiekermann und Professor Matthias Beck bei einer Podiumsdiskussion in der Pfarre Sankt Josef in Margareten über „Christentum und künstliche Intelligenz“. Der SONNTAG hat bei dem Wiener Moraltheologen nachgefragt.

Spiritualität kann und soll ein Weg sein, um Menschen im Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI) und Informationstechnologie (IT) resilienter zu machen. Sowohl die in Wien an der Wirtschaftsuniversität lehrende Wirtschaftsinformatikerin Sarah Spiekermann als auch Bioethiker und Priester Matthias Beck fordern alltagstaugliche und einfach zu vermittelnde ethische Regeln für den Gebrauch von KI und IT.

Hierbei könnte gerade die Kirche weltweit eine wichtige Rolle spielen, so Spiekermann. Es brauche eigens dafür formulierte „Zehn Gebote“. Der SONNTAG hat Professor Matthias Beck zu diesem Thema interviewt. 

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Vergleich zwischen Mensch und künstlicher Intelligenz

„Wenn dem Menschen der Transzendenzbezug fehlt, läuft er Gefahr, in den Transhumanismus zu kippen“, haben Sie beim Vortrag gesagt. Die KI hat keine Emotionen, sie bleibt zum Beispiel bei der Kundenberatung sachlicher und geduldiger. Wie kann verhindert werden, dass sich Menschen mit Maschinen vergleichen und sich dann unzulänglich fühlen?

Professor Matthias Beck: Die Programmierer müssen der Maschine eingeben, dass sie immer wieder „sagt“: Achtung, ich bin nur eine Maschine. Sie kann manches besser (zum Beispiel schneller rechnen), aber sie hat kein Bewusstsein und keine Emotionalität. In manchen Bereichen kann der Mensch schlechtere Ergebnisse erzielen als die Maschine, aber er hat einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge und in dem Punkt ist er besser.

Spiritualität statt Moral

Wie können wir als Kirche weniger von Moral und mehr von Spiritualität sprechen?

Indem wir den Menschen klarmachen, dass jeder Mensch von Hause aus religiös und von seinem Wesen her auf das Absolute ausgerichtet ist, noch vor jeder Konkretisierung des Glaubens in den einzelnen Religionen.

Die künstliche Intelligenz als das Goldene Kalb?

Wird die KI von den Konsumenten vergöttert?

Dieses Risiko besteht. Das erste Gebot im Alten Testament lautet: Du sollst keine fremden Götter neben mir haben. Das innerweltlich Endliche zur verabsolutieren und damit zu „vergöttern“, ist gefährlich.

Aufklärung und Bildung zu künstlicher Intelligenz

Wie kann die Gesellschaft dieser neuen Entwicklung verantwortungsvoll begegnen?

Mit Aufklärung und Bildung, damit jeder Einzelne eigenverantwortlich mit den neuen Technologien umgehen kann.

Christliche Werte im Umgang mit künstlicher Intelligenz

Welche christlichen Werte brauchen wir in diesem Zusammenhang?

Respekt vor jedem einzelnen Menschen (Nächstenliebe), Wahrung seiner Menschenwürde. Den Menschen nicht zu verzwecken, sondern jeden um seiner selbst willen zu achten und nicht für andere Ziele zu missbrauchen oder auszunutzen. Wahrung der Privatsphäre und Intimsphäre, keine Diskriminierung durch Datensammlung.

Matthias Beck sprach in einer Podiumsdiskussion zum Thema Künstliche Intelligenz.
©Universität Wien

Zur Person


Professor Matthias Beck wurde 1956 in Hannover geboren. Auf seine abgeschlossenen Studien der Pharmazie, Medizin und Theologie folgte die Habilitation in Moraltheologie. Seit 2007 ist Matthias Beck außerordentlicher Universitätsprofessor für Moraltheologie/Medizinethik an der Universität Wien. Er wurde 2011 zum Priester geweiht.

©Styria Verlag

Buchtipp:


Viele Menschen suchen nach einer Spiritualität, die unabhängig ist von religiösen Gemeinschaften. Es geht immer um das eine Thema: Gott und ich. Jeder Mensch kann jeden Tag Gott finden in allen Dingen. Er kann sogar den göttlichen Willen für sich ermitteln. Wenn er diesen Willen umsetzt, stößt er auf seine innerste Mitte und sein Glück. Das Zentrum des Christentums ist nicht die Kirche, sondern das ganz persönliche Hinfinden jedes einzelnen Menschen zu Gott. Die Kirche kann dabei eine wichtige Hilfestellung leisten, etwa mit den Sakramenten, sie kann aber auch der Suche des Menschen nach Gott im Wege stehen. Matthias Beck will in seinem neuen Buch aufzeigen, wie der Mensch schrittweise zu diesen Tiefen seiner Persönlichkeit und damit zu sich selbst gelangt.
 

Matthias Beck
Gott finden. Wie geht das?
Styria Verlag, 176 Seiten, EUR 22,–
ISBN: 978-3-222-13661-0

Autor:
  • Cornelia Grotte
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