Baby Hospital: Familie Rabab’as Glück
Caritas Baby Hospital BetlehemInteressiert beobachtet Sharif Rabab’a, wie sein Finger in der Mulde des Sauerstoffmessgeräts verschwindet. Dann strahlt er Krankenpflegerin Mary mit seinen großen braunen Augen an, zeigt seine ersten sechs Zähnchen. Mary lächelt zurück – sie ist mit dem Herzschlag und auch mit der Sauerstoffsättigung des kleinen Patienten hochzufrieden. Dabei hatte der kleine Palästinenser aus al-Dhahiriya, einer Kleinstadt südwestlich von Hebron, alles andere als einen leichten Start ins Leben. Sharif wurde als erster der Drillinge von Amira und Bahjat Rabab’a geboren. „Sharif war der Älteste, aber auch der Kleinste – sein Zustand war wirklich kritisch“, erinnert sich Mary. 800 Gramm wog der Erstgeborene von Amira und Bahjat Rabab’a, 1.400 Gramm sein jüngerer Bruder Sleiman. 1.200 seine Schwester Ayloul. Heute können Familie, Ärzte und Krankenpfleger darüber ganz entspannt erzählen. „Sharif ist immer noch der Älteste und auch immer noch der Kleinste – aber mit 8,4 Kilo ist der Bub längst auf der sicheren Seite.“
Baby Hospital: Spezialisten in Betlehem
Mutter Amira ist in der 33. Schwangerschaftswoche, als die Kinder in Hebron per Kaiserschnitt fast zwei Monate zu früh zur Welt kommen. Die Risiken einer Frühgeburt waren der 19-jährigen Hausfrau bekannt, denn Mehrlingsgeburten haben in ihrer Familie Tradition: „Meine Tante hat Zwillinge. Meine Großmutter sogar zweimal Zwillinge. Nur Drillinge sind bei uns neu“, sagt Amira. Die Neugeborenen müssen zunächst in Inkubatoren versorgt werden. Aber das staatliche Spital in Hebron kommt mit seiner Ausstattung bei der Versorgung der Frühchen an seine Grenzen. Die Ärzte bieten den Eltern an, ihre Babys an die Spezialisten in Betlehem zu überweisen. „Vor allem dank meiner Schwiegermutter wusste ich vom Caritas Baby Hospital“, sagt Amira. Als Kind sei ein Bruder ihres Mannes Bahjat sehr krank gewesen und wurde dort mehrere Monate lang stationär behandelt.
Bange Wochen im Baby Hospital
Per Krankenwagen werden Sharif, Sleiman und Ayloul nach Betlehem gebracht. Vater Bahjat ist mit dabei. Mutter Amira muss sich dagegen erst von den Folgen des Kaiserschnitts erholen.
Im Kinderspital in Betlehem wird festgestellt, dass die Lungen der Drillinge noch nicht vollständig entwickelt sind. Die beiden Buben und das Mädchen werden künstlich beatmet und künstlich ernährt, bis sie schrittweise eigenständig atmen und mit der Flasche gefüttert werden können. Sleiman und Ayloul sprechen gut auf die Behandlung an und können bald auf die Neugeborenenstation verlegt werden. Sharif kämpft weiter auf der Intensivstation um sein Leben. Doch die Ärztinnen und Ärzte und auch die Krankenpflegerinnen geben nicht auf und schließlich schaffen sie es, auch seinen Gesundheitszustand zu stabilisieren und auch ihn auf die Neugeborenenstation zu verlegen. Langsam geht es mit den Dreien bergauf und sogar eine Entlassung aus dem Spital wird greifbarer.
Praktische Unterstützung für die Mutter
Die letzten beiden Wochen, in denen ihre Babys stationär behandelt wurden, verbringt Amira Rabab’a auch selbst im Spital. „Unsere Neonatologin Doktor Amal Fawadleh hat mich bestärkt zu bleiben, damit ich lerne, wie ich die Babys halten, baden oder füttern muss. Sie hat mich nicht mal nachts schlafen lassen. Wenn die Kleinen Hunger hatten, wurde ich geweckt, um sie zu versorgen“, lacht die Drillingsmutter. Die Ärztin setzt sehr auf diesen Lernprozess der Mütter. „So können sie im Spital unter fachkundiger Anleitung schrittweise lernen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist wesentlich einfacher, als plötzlich zuhause mit der alleinigen Verantwortung für ein Neugeborenes aufzuwachen – oder wie in diesem Fall für drei Neugeborene.“
Endlich entlassen!
Nach gut zwei Monaten können alle drei Kinder das Spital verlassen. „Das war ein wunderbarer Tag“, erinnert sich Amira. „Die Zeit bis zur Entlassung war wirklich nicht einfach.“ Sechs Wochen pendelte sie jeden Tag zum Spital. „Wenn ich meine Kinder auf der Intensivstation und später auf der allgemeinen Station zurückgelassen habe, um nach Hause zu fahren, wusste ich: Die Kinder sind in Sicherheit. Das Personal kümmert sich aufopfernd um meine Kleinen – alle Mitarbeiter sind freundlich und fürsorglich“, sagt Amira. Leicht sei es trotzdem nicht gewesen und der Tag der Entlassung deshalb eben ein ganz besonderer Tag.
„Die Zeit bis zur Entlassung war wirklich nicht einfach.“
Frühchen bleiben Sharif, Sleiman und Ayloul aber natürlich auch nachdem sie entlassen wurden – was auch bedeutet, dass sie engmaschig medizinisch überwacht werden. Die anfangs schwachen Immunsysteme der Kinder machten zudem bereits den einen oder anderen weiteren Spitalbesuch nötig, manche auch stationär. Bis heute können sich die Eltern auf die gute Betreuung durch das vertraute Team in Betlehem verlassen. „Die Distanz zwischen dem Wohnort und dem Spital ist natürlich ein Problem, besonders in diesen Tagen“, sagt Ärztin Amal Fawadleh mit Blick auf die vielen Strassensperren, die seit Beginn des Gazakriegs am 7. Oktober 2023 die Fahrt nach Betlehem erschweren. Aber der Kontakt mit dem Spital sei auch auf die Distanz gut, erzählen Amira und Bahjat Rabab’a. Manche Konsultationen und Nachbetreuungen können – und müssen – dann eben per Telefon und über Videos erfolgen.
Nach Baby Hospital: Die Drillinge entwickeln sich hervorragend
Immer wieder aber finden sich eben auch Möglichkeiten, die medizinischen Kontrollen vor Ort zu machen. Dann nimmt Ärztin Amal Fawadleh sich besonders viel Zeit, überprüft Herz- und Lungenfunktion, testet Reflexe und dokumentiert das Wachstum der Kinder. Das gehöre zum Standardrepertoire, sagt sie. Sie notiert die beobachteten Fortschritte, aber auch problematische Punkte im Untersuchungsbericht. Erstgeborener Sharif etwa sollte seinen Fuß von einem Orthopäden ansehen lassen, so die Empfehlung der Ärztin. Seine Milchallergie haben das Team und die Eltern bereits identifiziert. „Ich habe einen entsprechenden Bericht an das Gesundheitsministerium geschrieben, damit die Familie die Spezialnahrung kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt“, sagt Amal Fawadleh. Außerdem wird Mutter Amira bei den Kontrollbesuchen nach dem Alltag mit den Kindern befragt, bekommt Ernährungstipps und andere Empfehlungen. Amal Fawadleh freut sich über die gute Entwicklung der drei Kinder. „Sharif etwa ist sehr intelligent und sozial, seine Interaktionen mit der Welt um ihn sind auffallend gut“, sagt sie. Er sei ein kleiner Kämpfer, der auch im Vergleich zu seinen Geschwistern wirklich gut aufgeholt habe. Überhaupt entwickeln sich die Drillinge hervorragend, so Amal Fawadleh.
Baby Hospital in Betlehem
Amira und Bahjat Rabab’a sind überzeugt, dass das Kinderspital in Betlehem ihren Drillingen nicht nur das Leben gerettet hat. Die fundierte medizinische und soziale Unterstützung hat ihnen als Familie den schwierigen Einstieg ins gemeinsame Leben so leicht wie möglich gemacht.
Informationen:
Informationen zur Arbeit des Caritas Baby Hospitals unter:▸ kinderhilfe-bethlehem.ch