Zeit zum Sternderlschauen
Sternenhimmel
Superstar der biblischen Sterne
Der Superstar der biblischen Sterne findet sich im Matthäusevangelium (Kapitel 2, Verse 1 bis 12).
Dort heißt es: „Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige!
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“
Die Sterne trösteten Ignatius
Der heilige Ignatius von Loyola (1491–1556), einer der Mitbegründer der „Gesellschaft Jesu“ („Jesuiten“), war beeindruckt vom Nachthimmel. Damals gab es noch keine „Lichtverschmutzung“, die Nächte auch in Rom waren wirklich dunkel.
Im „Bericht des Pilgers“ heißt es über Ignatius: „Und den größten Trost empfing er, wenn er den Himmel und die Sterne betrachtete, was er sehr häufig und jeweils lange Zeit hindurch tat. Denn dabei fühlte er in sich eine ganz große Begeisterung, unserem Herrn zu dienen.“
Der echte Stern
Die Sterndeuter aus dem Osten sind „Menschen mit beiden Füßen auf der Erde, den Blick in den Himmel gerichtet“, erläutert der italienische Ordensmann Ermes Ronchi in seinem Buch „Die Weihnachtsüberraschung. Oder: Was da drinsteckt“. Seit Jahrtausenden wird geforscht, ob dieser Stern auch astronomisch, also für die Astronomie als Wissenschaft von den Gestirnen, greifbar ist. Nicht nur der große Theologe Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) ist im Rahmen seiner drei Jesus-Bücher der Überzeugung, dass es sich beim Stern von Betlehem „um eine astronomisch fassbare und einzuordnende Himmelserscheinung gehandelt“ hat.
Rundherum um Israel wurden im Alten Orient die Gestirne als göttliche Mächte oft im wahrsten Sinn des Wortes angehimmelt. Sonnengötter und Mondgöttinnen allerorts, wohin man schaute. Und auch die Planeten tragen – bis heute – die Namen von Gottheiten, beispielsweise Saturn oder Jupiter, Venus oder Mars. Welch einen Kontrast bietet dazu die Heilige Schrift: Der Gott der Bibel „hängt“ laut Genesis gleichsam eigenhändig Sonne, Mond und Sterne in das Firmament und „entgöttlicht“ sie damit.
Die Schöpfungsgeschichte ist keine Reportage von der Weltentstehung, sondern sie deutet die Urgeschichte theologisch. So heißt es in der Erzählung im Buch Genesis (Kapitel 1, Verse 13 bis 18): „Es wurde Abend und es wurde Morgen: dritter Tag. Dann sprach Gott: Lichter sollen am Himmelsgewölbe sein, um Tag und Nacht zu scheiden. Sie sollen als Zeichen für Festzeiten, für Tage und Jahre dienen. Sie sollen Lichter am Himmelsgewölbe sein, um über die Erde hin zu leuchten. Und so geschah es.
Gott machte die beiden großen Lichter, das große zur Herrschaft über den Tag, das kleine zur Herrschaft über die Nacht, und die Sterne. Gott setzte sie an das Himmelsgewölbe, damit sie über die Erde leuchten, über Tag und Nacht herrschen und das Licht von der Finsternis scheiden. Gott sah, dass es gut war.“ Der Beter, die Beterin des Psalms 8 (Vers 4) weiß später darum: „Seh ich deine Himmel, die Werke deiner Finger, Mond und Sterne, die du befestigt ...“
Maria, Stern des Meeres
Auf den heiligen Zisterzienser Bernhard von Clairvaux (1090–1153) geht das schöne Gebet „Blick auf zum Stern, rufe Maria!“ zurück. Über Maria heißt es: „Sie ist jener hehre Stern, aufgegangen aus Jakob, dessen Strahl die ganze Welt erleuchtet, dessen Glanz die Himmel überstrahlt, die Tiefen durchdringt und alle Lande erhellt. Er erwärmt mehr den Geist als den Körper, lässt die Tugenden reifen und verbrennt die Laster.“
Das Buch der Offenbarung des Johannes (Kapitel 12, Vers 1) kennt eine Frau mit zwölf Sternen: „Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“
Nachkommen wie die Sterne
Im Buch Genesis (Kapitel 15, Vers 5) wird Abraham zahlreiche Nachkommenschaft verheißen: „Er (Gott!) führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“ Ein beliebtes biblisches Bild: Nachkommenschaft, so zahlreich, fast unzählbar wie die Sterne am Himmel. Das Buch Daniel (Kapitel 3, Vers 36) kennt dann die sprichwörtliche Fülle: Nachkommen, „so zahlreich wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres!“
Ein Traum mit aktiv handelnden Sternen macht den biblischen Josef bei seinen elf Brüdern mehr als unbeliebt, wie das Buch Genesis (Kapitel 37, Vers 9) überliefert: „Er hatte noch einen anderen Traum. Er erzählte ihn seinen Brüdern und sagte: Siehe, ich träumte noch einmal: Und siehe, die Sonne, der Mond und elf Sterne warfen sich vor mir nieder.“ Verständlich, dass die elf Brüder wenig Freude mit diesem Träumer hatten.
Schwer deutbar ist die dunkle Stern-Weissagung des Buches Numeri (Kapitel 24, Vers 17). Dort heißt es: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.“ Der Spruch ist wohl eine in die Vorzeit zurückgeblendete Prophezeiung, König David könnte damit gemeint sein. Und schon die frühen christlichen Theologen haben diesen „Stern“ auch auf Jesus Christus bezogen.
Dass das Volk Israel immer wieder versucht war, wie die Nachbarvölker ringsum die Gestirne als Götter zu verehren, davor warnt das Buch Deuteronomium (Kapitel 4, Vers 19): „Wenn du die Augen zum Himmel erhebst und das ganze Himmelsheer siehst, die Sonne, den Mond und die Sterne, dann lass dich nicht verführen! Du sollst dich nicht vor ihnen niederwerfen und ihnen nicht dienen.“
Der berühmteste der Sterne
In der Grotte der Geburtskirche in Betlehem wird, angedeutet durch einen 14-zackigen Stern auf dem Boden, bis heute der Geburtsort Jesu verehrt. Ein äußerst berührender und unvergesslicher Moment für Heilig-Land-Pilgerinnen und -Pilger.
Gott kennt alle Sterne
Auch Sternbilder sind der Bibel nicht unbekannt, wie das Buch Ijob weiß (Kapitel 9, Vers 9): „Er macht das Sternbild des Bären, den Orion, das Siebengestirn, die Kammern des Südens.“
Ein schönes Bild von den Sternen findet sich in den Psalmen, wenn es heißt: „Er (Gott) bestimmt die Zahl der Sterne und ruft sie alle mit Namen.“ (Psalm 147, Vers 4). Gott kennt also alle Sterne, und er benennt sie gleichzeitig. Die Gestirne sind laut Psalm 148 (Vers 3) auch zum gemeinsamen kosmologischen Gotteslob eingeladen: „Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne.“
Zu den beliebten Mädchen-Vornamen zählt seit längerer Zeit „Est(h)er“. Ein biblisches Buch dieses Namens, literarisch wohl eine Novelle, erzählt von einer jüdischen Königin an einem persischen Hof, die ihr Volk retten kann. Ihr jüdischer Name lautet Hadassa, „Myrte“. Manche Bibelwissenschaftler leiten den Namen „Ester“ aus dem Persischen ab, mit der Bedeutung „Stern“. Das Buch Ester wird alljährlich beim Purimfest gelesen. Es hat eine hochaktuelle Botschaft, denn das Ester-Buch handelt von Feindschaft und Gewalt gegenüber dem Judentum und es erzählt auch von der Rettung des jüdischen Volkes.
In der bedrängten Endzeit, die noch erwartet wird, wird der ganze Kosmos erschüttert werden. So sagt Jesus im Lukasevangelium (Kapitel 21, Vers 25): „Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres.“ Noch drastischer formuliert es das Matthäusevangelium (Kapitel 24, Vers 29): „Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“
Franz von Assisi besingt die Sterne
Der Sonnengesang, verfasst 1225, also vor genau 800 Jahren, ist das bekannteste Gebet des heiligen Franz von Assisi (1181–1226): Eine Hymne auf die Schöpfung und zugleich ein Appell, auch den Schöpfer zu loben. Über die Sterne heißt es da: „Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Mond und die Sterne; am Himmel hast du sie gebildet, klar und kostbar und schön.“
Leuchtendes Leben: Kein Strom, kein Schalter – und trotzdem hell: Diese Lichtquellen zeigen, wie vielseitig die Natur sein kann.
Bildergalarie: Klicken Sie auf die Bilder zur Ansicht
Radio-Tipp zum Thema Sterne
„Per aspera ad astra“ hieß bei den alten Römern so viel wie: „Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen.“ Unter dem Titel „Per Opera ad Astra“ bietet „radio klassik Stephansdom“ erleuchtete Hintergrundinformationen zum aktuellen Operngeschehen und historische, ja fast himmlische Opernaufnahmen – jeden zweiten Samstag im Monat von 14:00 bis 15:00 Uhr und als DaCapo am darauffolgenden Mittwoch von 20:00 bis 21:00 Uhr.