Aller Anfang muss nicht schwer sein

Schul- und Kindergartenstart
Exklusiv nur Online
  • Soziales
Autor:
Der Schulstart muss nicht mit Stress verbunden sein.
Der Schulstart muss nicht mit Stress verbunden sein. ©istock/FreshSplash
Tipps, wie die Eingewöhnung in den Kindergarten gelingen kann.
Tipps, wie die Eingewöhnung in den Kindergarten gelingen kann. ©istock/Lordn

Die Schule und der Kindergarten haben in Österreich begonnen. Für viele Eltern und Kinder ist das eine aufregende Zeit.

 

Expertinnen geben nicht nur Tipps, wie der Schulstart gut gelingt, sondern auch, wie mit Leistungsdruck oder Mobbing umgegangen werden kann.

Der Katholische Familienverband habe eher weniger Anfragen zu dem Thema, erzählt die Geschäftsführerin des Verbandes in Wien NAME, aber „uns ist natürlich bewusst, dass gerade der Schulanfang, aber auch all diese Übergänge in den nächsten Schulstufen für die Eltern und Schüler große Herausforderungen darstellen. Wir sehen uns auch als Sprachrohr der Eltern und sagen ihnen: Ihr habt Mitbestimmungsrechte in der Schule und bitte nutzt die auch! Im Rahmen der Schulpartnerschaft ist das ein gesetzlich verbrieftes Recht.“

Werbung

Wie der Schulstart gelingen kann

Der Katholische Familienverband gebe Eltern eine Orientierung über ihre Rechte und Möglichkeiten, so Indrak-Rabl. Je nach Schultyp haben die Eltern die Möglichkeit, im Rahmen von Klassenforum, Schulforum, Schulgemeinschaftsausschuss oder auch im Elternverein bei wichtigen Aspekten mitzubestimmen. Eltern können bei Themen wie der Hausordnung, schulautonomen Tagen, mehrtägigen Schulveranstaltungen, externen Vereinen, die an die Schule kommen, mitentscheiden. „Ich glaube, den Eltern ist oft gar nicht bewusst, dass sie sich da wirklich auch aktiv einbringen können“, appelliert Indrak-Rabl an die Eltern, ihr Mitbestimmungsrecht wahrzunehmen.

Tipps zum Schulstart

Auf seinem Familienblog hat der Katholische Familienverband auch Tipps für Eltern, wie man den Schulstart gut gestalten kann. „Was wir natürlich wahrnehmen, ist, dass viele Eltern sowie Schülerinnen und Schüler sich da schon sehr früh unter Druck gesetzt fühlen“, erzählt die Geschäftsführerin des Katholischen Familienverbandes Wien. Sie empfiehlt Eltern, deren Kinder über Leistungsdruck klagen, zuerst mit den Klassenvertreterinnen und Lehrern zu sprechen und falls nötig zu schauen, ob der Schultyp der richtige für das jeweilige Kind sei: „Jedes Kind freut sich auf die Schule. Ich habe noch kein Kind erlebt, das am Ende vom Kindergarten sagt: Nein, ich will nicht in die Schule gehen. Und diese Freude am Lernen einfach beizubehalten, wäre das Ziel.“

Schulstart: Mehr Unterstützungspersonal an Schulen

Der Katholische Familienverband setzt sich außerdem für mehr Unterstützungspersonal an den Schulen ein. Damit soll im Fall von sozialen Konflikten rasch Abhilfe geschaffen werden. Auch Kinderschutzkonzepte an Schulen sollen gegen Mobbing helfen.

Für Eltern bietet der Familienverband zudem Elternbildungsangebote und Webinare zu diesem und anderen Themen an.

Hilfe bei der Telefonseelsorge zum Schulstart

Auch Antonia Keßelring von der Telefonseelsorge der Erzdiözese Wien beobachtet vermehrt Anrufe von Eltern vor dem Schulstart.

„Es gibt jene Eltern, vor allem Mütter, die sich freuen, dass die Schule wieder beginnt und dass dadurch wieder eine Struktur in den Alltag hineinkommt. Aber dann gibt es da noch die Geldfrage: Der Schulbeginn kostet auch immer wieder Geld. Bei den Eltern und bei den Schülern gibt es generell oft Peer-Themen. Die Schule beginnt neu und wenn jemand die Klasse gewechselt hat, ist das auch eine Sorge: Wie wird es in der neuen Klasse sein? Oder wenn jemand vielleicht im vergangenen Jahr keine guten Erfahrungen im Klassenverband gemacht hat, gibt es eine Angst davor, wieder neu in dieses System hineinzukommen“, so Antonia Keßelring über die Hauptthemen in den Gesprächen.

Die Telefonseelsorge hilft im Falle von Mobbing oder Leistungsdruck: „Wir verteilen ja generell nicht einfach nur Ratschläge, sondern was wir anbieten, ist einmal, dass wir zuhören und Anteil nehmen, dass sich mal jemand wirklich aussprechen kann. Und dann fragen wir nach: Welche Ideen gab es schon? Und was hat Ihnen geholfen? Was hat es leichter gemacht? Was gibt es denn noch für Ideen? Was gibt es denn noch für Unterstützung? Vielleicht gibt es noch Ressourcen, die bisher noch nicht genug ausgeschöpft wurden.“

Leistungsdruck ist oft ein Thema

Schüler sind oft durch den Leistungsdruck in der Schule gestresst. Da empfiehlt Keßelring: „Man sollte dabei einen Blick darauf werfen, was genau stresst. Ist es ein bestimmtes Fach oder die Erwartungen der Eltern? Da hilft es oft, mit den Eltern zu sprechen oder mit einem Schulpsychologen oder einem Vertrauenslehrer. Aber es hilft auch, nachzufragen, welche Möglichkeiten es gibt, um sich zu entspannen.“

Antonia Indrak-Rabl vom Katholischen Familienverband sieht als Vorbeugung gegen Leistungsdruck auch einen reibungsloseren Übergang vom Kindergarten zur Schule. Wichtig sei, „dass diese Schnittstelle Kindergarten-Volksschule gut funktioniert. Das ist im ländlichen Bereich leichter, wenn man eine Gemeinde mit einem Kindergarten und einer Volksschule hat. In der Stadt ist es schwieriger, dass die Schule gleich von Anfang an Bescheid weiß, wo die Kinder stehen.“

Schulstart nach dem Kindergarten

Wie wichtig der Übergang vom Kindergarten in die Schule ist, weiß auch Susanne Haas von der St. Nikolausstiftung.

An allen Standorten der St. Nikolausstiftung sei das Thema Vorbereitung auf die Schule ein wichtiges Thema. „Wir kooperieren natürlich auch mit Schulen, zum Beispiel besuchen manche Pädagoginnen und Pädagogen mit ihren Kindern im letzten Kindergartenjahr Schulklassen oder Lehrpersonen kommen mit ihren Schülerinnen und Schülern in den Kindergarten. Unsere Kinder erstellen in der gesamten Kindergartenzeit Portfolios, das bedeutet, dass Kinder eine Mappe haben, in der sie besondere Ereignisse ablegen, etwa wenn sie etwas gelernt haben, Dinge, an die sie sich erinnern wollen oder auf die sie stolz sind. Das geschieht in Form von Bildern, Zeichnungen oder Geschichten, die die Pädagogin oder der Pädagoge für die Kinder schreibt. Bei der Schuleinschreibung wählen die Kinder einige Blätter aus dieser Mappe aus, die sie herzeigen wollen“, so Haas.

Eingewöhnung in den Kindergarten

Aber auch die Eingewöhnung in den Kindergarten ist für viele Eltern ein wichtiges Thema. Susanne Haas erklärt, wie diese in der St. Nikolausstiftung abläuft: „Die meisten Eingewöhnungen beginnen mit dem Start des neuen Kindergartenjahres, in der Regel im Laufe des Septembers. Vor dem Sommer findet in jedem Kindergarten ein Informationselternabend statt, bei dem offene Fragen sowie Anliegen geklärt oder ausgesprochen werden können. Spätestens bei dieser Gelegenheit können gemeinsame ‚Schnupperzeiten‘ für eine Bezugsperson und das Kind vereinbart werden. Je nach Möglichkeit des Standorts wird dies etwa am Nachmittag oder für einige Stunden während des Sommerbetriebes sein. In dieser Zeit können Eltern mit ihrem Kind in der Gruppe spielen und andere Eltern und deren Kinder kennenlernen. Hier gibt es auch die Möglichkeit, mit den pädagogischen Fachkräften zu sprechen und Fragen zu stellen.“

Anmeldung für einen Kindergartenplatz

Noch vor dem ersten Tag im Kindergarten fände ein Erstgespräch mit der zuständigen Pädagogin oder dem zuständigen Pädagogen des jeweiligen Kindes statt. Anhand eines Leitfadens werde dabei über Gewohnheiten des Kindes, über Lieblingstätigkeiten, Entwicklungsschritte, aber auch über offene Fragen gesprochen. Eine Anmeldung für einen Kindergartenplatz sei jederzeit möglich, auch sehr kurzfristig – wenn Plätze frei sind. „Bei uns können Eltern gerne direkt im Kindergarten nachfragen, ob es einen freien Platz gibt, sie können auch auf unsere Homepage schauen oder bei uns in der Geschäftsstelle anrufen. Hier haben wir alle freien Plätze vorliegen und vermitteln gerne zum richtigen Kindergartenplatz. Grundsätzlich können Eltern ihr Kind voranmelden, sobald es auf der Welt ist“, so Haas. 

Tipps für den Start im Kindergarten

Susanna Haas über den Start im Kindergarten: „Die Eingewöhnung beginnt schon viele Wochen vor dem ersten Tag im Kindergarten. Wenn ein Kind das erste Mal außerhalb der Familie betreut wird, ist es hilfreich, wenn es vor Beginn der Eingewöhnung bereits einige Abschiede von den familiären Bezugspersonen erlebt hat, zum Beispiel einen Nachmittag bei den Großeltern, die Teilnahme an einer Kinderturngruppe oder eine Stunde bei der Babysitterin oder dem Babysitter. Unterstützen kann im Vorfeld außerdem, wenn Eltern mit dem Kind Gespräche über den Kindergarteneintritt führen, gemeinsam Bilderbücher zum Thema anschauen oder bereits den Kindergartenweg kennenlernen. Bei einem ersten Schnuppern – welches an vielen unserer Standorte beim Informationselternabend organisiert wird – ist das Kennenlernen der Räumlichkeiten für viele Kinder sehr hilfreich.“

Zudem kann den Pädagoginnen und Pädagogen auch mitgeteilt werden, welche Methoden der Tröstung oder Beruhigung dem Kind helfen.

Ein weiterer Tipp von Frau Haas: „In der ersten Zeit kann es helfen – sollte der Abschied von Mama oder Papa nach einigen Tagen schwierig sein – dass der andere Elternteil oder Oma oder Opa das Kind in der Eingewöhnungszeit begleitet. Es könnten auch Rituale beim Verabschieden etabliert werden; zum Beispiel kann das Kind der Mama oder dem Papa noch aus dem Fenster winken.“

Auf die Frage, welche Vorteile der Besuch in einem Kindergarten hat, antwortet Frau Haas: „Die Frage sollte immer lauten: Was braucht mein Kind und was brauchen wir als Familie, damit alle gut leben können? Hat man sich für den Kindergarten entschieden, so ist er ein sicherer Ort mit verlässlicher Betreuung und Bildungsmöglichkeiten, damit Männer und Frauen im Sinne der Gleichberechtigung ihren Berufen nachgehen können. Manches Mal ergeben sich auch zwischen den Eltern Freundschaften und soziale Netzwerke, zum Beispiel, wenn eine Familie neu in der Stadt ankommt.“

Mehr Kinderbetreuungsangebote gefragt

Dass Kinderbetreuung und Wiedereintritt in den Beruf besonders für Frauen wichtige Themen sind, weiß Antonia Keßelring. Vor allem Alleinerzieherinnen würden mit der Vereinbarkeit von Kindern und Arbeit oft ins Strudeln kommen und bei der Seelsorge Hilfe finden.

Die Telefonseelsorge leite auch oft an andere Stellen weiter, so Keßelring: „Es gibt zum Beispiel eine Elternberatung bei Rat auf Draht. Da kann man online und offline Termine ausmachen und das relativ zeitnah. Und bekommt dann eine Beratung von Professionisten zu speziellen Themen, die auch kostenlos angeboten wird.“

Insgesamt sieht Antonia Keßelring aber die Politik gefragt, etwas am System Schule zu ändern, vor allem was Kinderbetreuung und Förderungsangebote angeht: „Es ist eine politische und ökonomische Verantwortung, da eine Änderung herbeizuführen. Ich glaube, da gibt es immer noch einiges zu tun. Zum Beispiel passende Betreuungsplätze zu schaffen, wo man die Kinder auch gut abgeben kann. Und auch genügend Anreize zu schaffen, damit Kinder nicht mit einer permanenten Überforderung von Frauen assoziiert werden. Oder einer Verarmung. Die Frauen, die arbeiten und dazu Kinderbetreuung und Care-Aufgaben übernehmen, sind eigentlich ständig in der vollkommenen Überforderung und fühlen sich wie Rabenmütter. Und die anderen, die zu Hause bleiben, haben dann eine erbärmliche Rente und eine extreme Abhängigkeit.“

Autor:
  • Cornelia Grotte
Werbung

Neueste Beiträge

| Soziales
Advertorial

Mit Miina erhalten Sie schnell und unkompliziert genau die Unterstützung, die Sie im Alltag oder in Pflegesituationen benötigen.

 

| Österreich
Magazin: Himmel & Erde

Der SONNTAG präsentiert sein neues Magazin Himmel & Erde als Geburtstags-Ausgabe für Papst Leo XIV. unter dem Titel "American Pope". Hier finden Sie eine Übersicht über alle Artikel online.

| Termine
Highlights

Entdecken Sie spirituelle Höhepunkte in Wien und Niederösterreich. Stöbern Sie in unseren sorgfältig ausgewählten Terminen für kirchliche Highlights und lassen Sie sich inspirieren.