Krisen: Tipps für Kinder & Jugendliche

Psychische Gesundheit
Ausgabe Nr. 12
  • Soziales
Autor:
Apokalyptisches Denken, geprägt von Naturkatastrophen, Kriegen und globalen Pandemien, hinterlässt tiefe Spuren in der Psyche der jungen Generation. ©Elina Fairytale
Positive Aussichten: Katharina Mansfeld (l.) und Johannes Reinprecht (r.) stärken Familien. ©Miriam Pühringer

Krisen, Kriege und Krankheiten - Wie Kinder und Jugendliche mit den Herausforderungen der modernen Welt umgehen können. Wirkungsvolle Strategien, um die psychische Gesundheit unserer Jüngsten zu stärken.

Was macht das apokalyptische Denken mit den Seelen unserer Kinder und Jugend? Zunächst zur Begriffserklärung: Mit apokalyptischem Denken ist eine Form von Untergangsstimmung gemeint. Naturkatastrophen, Kriege und Corona haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass bei manchen eine Endzeitstimmung, vor allem unter Jugendlichen, herrscht. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien gehen über, Therapieplätze fehlen, die Wartezeiten betragen mehrere Monate.

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Kinder & Jugendliche: Psychische Belastung gestiegen

Die Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, Barbara Haid, sagte im Vorjahr, dass bis zu 80.000 Therapieplätze fehlen. Was können nun konkret Eltern tun, wie können Kinder und Jugendliche in den Familien unterstützt werden, damit sie in Krisen gefestigt und gestärkt sind?

Für die letzten drei Jahre gibt es erschreckende Zahlen: 2022 ist der Suizid von Kindern und Jugendlichen wieder gestiegen, nachdem diese Zahl gesunken war. 36 junge Menschen begingen Suizid. Als Ursachen werden erhöhte Belastungen genannt, mit denen die jungen Menschen konfrontiert sind. Das sind Krisen wie die Coronapandemie, aber auch schulische Probleme, psychische Erkrankungen, familiäre Probleme, Cybermobbing und Mobbing sowie die mangelnde Versorgung psychischer Probleme.

Wichtig ist, dass in solch kritischen Momenten niemand allein gelassen wird. Bei Anzeichen von Depressionen oder suizidalen Gedanken sollten Betroffene oder ihre Angehörigen nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Die Telefonseelsorge in Österreich erreichen Sie anonym und kostenlos unter der Nummer 142. Ebenfalls gibt es die „Rat auf Draht“-Notfallnummer 147.

Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche

Was sollten Eltern im Krankheitsfall von Kindern tun? In jedem Fall ist eine Überprüfung anzuraten und professionelle Hilfe anzunehmen. Katharina Mansfeld weiß aus ihrer Beratungspraxis im Institut für Ehe und Familie: „Eine Krankheit ist keine Schande. Das muss man auch zugeben können.“

Johannes Reinprecht weist auch auf eine erfreuliche Maßnahme im Zusammenhang mit dem Eltern-Kind-Pass hin. Hier gibt es die Option einer freiwilligen Beratung für Eltern. Johannes Reinprecht ist selbst sechsfacher Familienvater. Er hat viel Verständnis für junge Eltern in Stresssituationen: „Auch wir waren schon einmal überfordert.“

Außerdem kritisch sieht Reinprecht den Medienkonsum junger Menschen, der vielfach digital läuft. Reinprecht will in dieser Frage auch die Eltern in die Pflicht nehmen und sensibilisieren. Denn der ungefilterte und unreflektierte Zugang ist für ihn besonders problematisch. Mansfeld spricht sich auch für eine Erziehung im Umgang mit digitalen Medien aus.

Ein Extratipp für alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, sind Bücher und Filme: Kinderbücher, wo es um Helden geht – wie die beliebten Klassiker von Astrid Lindgren und Erich Kästner – sind ideale Geschichten, ja sie gefallen auch den Erwachsenen (noch immer). Besonders stärkend ist es, Bücher vorzulesen, empfiehlt Johannes Reinprecht. Und Katharina Mansfeld rät: „Filme sollten gemeinsam und ruhig auch öfter angesehen werden. Den Inhalt kann man dann auch besser besprechen.“ 

Beziehungen stärken und Positives fördern

„Ganz prinzipiell muss man der Angst von Kindern und Jugendlichen etwas Positives entgegensetzen. Das ist auch eine Aufforderung an die Kirche.“ Hier habe der Religionsunterricht eine Aufgabe mit der Botschaft an die Jugend: „Es ist gut, dass es dich gibt.“ Doch Jugendliche sind aktuell weniger resilient. Johannes Reinprecht: „Die Widerstandskraft fehlt immer öfter. Da kann eine Stimmung kippen bis zur Tragödie des Suizids.“

Katharina Mansfeld meint in dieser Frage ergänzend, dass der Glaube in der Gesellschaft vielfach verloren geht oder schon weggefallen ist. Einen positiven Beitrag für Kinder und Jugendliche bieten beispielsweise auch Gruppen. Katharina Mansfeld dazu: „Wir brauchen andere, wir sind soziale Wesen.“ Wenn wir also in Beziehung stehen, sind wir resilienter. 

Fazit für Kinder & Jugendliche

Um Kinder und Jugendliche in einer von Krisen geprägten Welt zu unterstützen, sind folgende Schlüsselstrategien zusammengefasst:

  1. Verbindungen stärken:

    • Baut starke, unterstützende Beziehungen innerhalb der Familie und der Gemeinschaft auf, die ein offenes Gespräch und gegenseitige Unterstützung fördern. Ermutigt Kinder und Jugendliche, ihre Gefühle zu teilen, und zeigt Verständnis und Empathie.
  2. Medienkompetenz entwickeln:

    • Lehrt Kinder und Jugendliche einen bewussten Umgang mit digitalen Medien, um die Risiken von Cybermobbing und übermäßigem Konsum zu minimieren. Nutzt Medien als positive Ressource und setzt klare Grenzen für die Bildschirmzeit.
  3. Positives fördern:

    • Schafft ein Umfeld, das Optimismus und positive Werte betont. Fördert Aktivitäten, die das Selbstwertgefühl und die innere Stärke von Kindern und Jugendlichen stärken, wie das Vorlesen von Büchern, gemeinsames Anschauen und Besprechen von Filmen, und die Teilnahme an Gruppenaktivitäten, die soziale Bindungen und Resilienz fördern.

In Anbetracht des enormen Anstiegs der psychischen Belastung bei Kindern und Jugendlichen ist es entscheidend, nicht wegzuschauen und bei Anzeichen von Depressionen oder suizidalen Gedanken professionelle Hilfe zu suchen. Wichtige Anlaufstellen sind die Telefonseelsorge und die Notfallnummer „Rat auf Draht“, die rund um die Uhr anonyme und kostenlose Unterstützung bieten.

Autor:
  • Sophie Lauringer
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