Kurioses zum Heiligen Jahr
Besonderheiten in RomDie Zahl spricht für sich: 32 Millionen Menschen werden im Heiligen Jahr 2025 durch die Heiligen Pforten der vier Papstbasiliken pilgern. 32 Millionen – das sind mehr als dreimal so viele wie Einwohner in ganz Österreich. Die Schätzung stammt von Erzbischof Rino Fisichella, der im Zusammenhang mit dem Heiligen Jahr auch betonte: „Das Heilige Jahr ist ein einzigartiger Ausdruck der Evangelisierung und es erinnert uns an das große Geschenk Gottes: die Vergebung.“
Alles in allem wird das Heilige Jahr eine Dimension erreichen, die das normale Tourismusaufkommen Roms bei weitem übertrifft. Dass es seit dem 8. Mai auch noch einen neuen Papst gibt, den man bei einem Vatikan- beziehungsweise Rombesuch vielleicht erleben könnte, wird wohl für Pilgerinnen und Pilger ein zusätzlicher Anreiz sein.
Versteckte Orte im Vatikan - nicht nur im Heiligen Jahr
Aber nicht nur Leo XIV. und die Heiligen Pforten der vier Hauptkirchen sind große Anziehungspunkte in der Ewigen Stadt. In Rom gibt es zudem eine Vielzahl „geheimer Pforten“, die normalerweise verschlossen sind, sich aber bei höflicher Nachfrage für Pilgerinnen und Pilger öffnen. Wir haben drei von ihnen für Sie herausgesucht:
Campo Santo Teutonico
❶ Da ist einmal der Campo Santo Teutonico. Wer den deutschen Friedhof neben dem Petersdom besuchen will, muss am Vormittag zu den Schweizergardisten an der Piazza del Sant'Uffizio gehen - und um Zugang zum Campo Santo bitten. Kirche und Friedhof sind täglich von 7:00 bis 12:00 Uhr zugänglich – nur mittwochs während der Generalaudienz ist der Zutritt verboten. Zudem bleibt die Kirche im August geschlossen. Obwohl der Campo Santo Teutonico im Vatikanstaat liegt, gehört er nicht zu dessen Staatsgebiet. Seit dem 8. Jahrhundert werden an diesem Ort Pilger aus dem deutschen Sprachraum bestattet. Das Gelände gehört der mehr als 500 Jahre alten und deutschsprachigen „Erzbruderschaft zur schmerzhaften Muttergottes“.
Campo Santo Teutonico: ▶ www.camposantoteutonico.va
Sankt Peter zum Heiligen Jahr
❷ Nur einen Steinwurf vom Campo Santo entfernt liegt der nächste Geheimtipp. Wer zu den päpstlichen Gräbern unterhalb des Petersdoms geht und einen der dortigen Aufpasser bittet, das Grab von Papst Pius XII. besuchen zu dürfen, bekommt mit etwas Glück eine der prunkvollsten Kapellen des Vatikans zu sehen: die Cappella Clementina. Sie ist für gewöhnlich nur bei Führungen oder besonderen Messen zugänglich. Hinter dem Altar der goldenen Kapelle befindet sich das vermutete Grab des Apostels Petrus.
Sankt Peter: ▶ stpetersbasilica.info
Dominikaner
❸ Und als dritten Geheimtipp haben wir noch einen der ruhigsten Orte in der römischen Innenstadt: Direkt neben dem von Touristen überrannten Pantheon an der Piazza della Minerva residiert seit Jahrhunderten der Dominikanerorden. Während die Ordenskirche die Pforten meist weit geöffnet hat, finden nur wenige Besucher den Weg in den Kreuzgang. Wer aber neben dem Haupteingang von Santa Maria sopra Minerva durch das grüne Portal geht, gelangt an eine Pforte. Auf Nachfrage gewähren die Pförtner täglich bis 13:00 Uhr Einlass in den riesigen Kreuzgang. Er besticht unter anderem durch seine reiche Ausmalung mit Szenen aus dem Leben Jesu und bedeutender Dominikaner.
Dominikaner: ▶ santamariasopraminerva.it
„Das Heilige Jahr ist ein einzigartiger Ausdruck der Evangelisierung und es erinnert uns an das große Geschenk Gottes: Die Vergebung.“
Erzbischof Rino Fisichella
Zum Heiligen Jahr: Mincraft spielen im Petersdom?
❹ Aber nicht nur die versteckteren Orte bereichern einen Besuch im Heiligen Jahr in Rom, auch ganz neue Wege der Begegnung mit dem Petersdom werden seit diesem Jahr beschritten – und zwar durchwegs spielerische: Gemeinsam haben der Vatikan und Microsoft nämlich ein „Minecraft-Bildungsprojekt“ rund um die berühmteste Basilika der Welt entwickelt. Mit dem Lernspiel „Peter is here“ („Petrus ist hier“) sollen junge Leute Geschichte und Architektur von Sankt Peter kennenlernen und zugleich neugierig werden auf ihr kulturelles und spirituelles Erbe, erklärte Kardinal Mauro Gambetti als „Hausherr“ des Petersdoms. Es gehe um Werte wie Menschlichkeit, Ökologie, Kreativität und Religion. „Hier können Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren gleichzeitig lernen und Spaß haben“, so der Erzpriester des Petersdoms. Für das KI-Projekt zum Petersdom wurden bereits im Sommer 2023 von zwei Drohnen 400.000 Fotos der Basilika gemacht und mit künstlicher Intelligenz zu einem digitalen Zwilling des Bauwerks ergänzt. Bei dem Spiel, das nach einer antiken Inschrift am Petrusgrab benannt ist, erhält man in der Basilika Restaurierungsaufgaben. So ist man zum Beispiel aufgefordert, den Baldachin von Bernini, verschiedene Statuen oder das Petrusgrab aufzubauen. Dabei werden kurze Informationen zu den einzelnen Punkten eingeblendet.
Das Spiel „Peter is Here“ steht Nutzerinnen und Nutzern über die Plattform Minecraft Education zur Verfügung:
▶ www.basilicasanpietro.va/en/minecraft und ▶ education.minecraft.net
Gut gekühlt im Heiligen Jahr
❺ Im Heiligen Jahr wird aber nicht nur auf das seelische Wohl der Pilgerinnen und Pilger geachtet. Das Heilige Jahr bekam vor einigen Monaten sogar seine eigene Eissorte mit dem passenden Namen „Hallelujah“. Einen entsprechenden Rezeptwettbewerb, der anlässlich des Heiligen Jahres 2025 ausgeschrieben wurde, gewann Vincenzo Squatrito von der Eisdiele Ritrovo Orchidea im sizilianischen Olivieri.
In Wien bieten das von ihm kreierte Eis aus Gianduja, einer cremigen Haselnusspaste italienischen Ursprungs, und einer guten Menge Schokolade und Kakao verschiedene Eissalons immer wieder, aber – leider – ohne große Konstanz an. Man muss also Glück haben, ein Hallelujah-Eis zu finden. Oder es selbst herstellen. Das Rezept dafür hat die Wirtschaftskammer Österreich auf ihrer Website bereitgestellt.
Übrigens: Das Heilige Jahr endet nicht mit dem 31. Dezember – die heiligen Pforten werden erst am 6. Jänner 2026 wieder verschlossen. Bis dahin hat man also noch genug Zeit, in der einen oder anderen Form zum „Pilger der Hoffnung“ zu werden.