Jubiläum der Migranten und Missionare
Eine Kirche, die aufnimmt
Mehr als 10.000 Pilger aus etwa 95 Ländern hat das „Jubiläum der Migranten und Missionare“ Anfang Oktober im Vatikan zusammengebracht. Es war ein Fest, das Migration und Missionswelt in einzigartiger Weise verband und damit Ausdruck einer Kirche, die aufnimmt und umarmt.
Solidarität mit Migranten
Papst Leo XIV. hat dabei klar und deutlich Mitgefühl und Solidarität mit Migranten gefordert. Diese Menschen voller Angst und Hoffnung auf der Suche nach einem festen Boden dürften und sollten nicht auf die Kälte der Gleichgültigkeit oder das Stigma der Diskriminierung treffen, sagte Leo XIV. Stattdessen gelte es, sie mit offenen Armen und Herzen als Brüder und Schwestern aufzunehmen und ihnen Trost und Hoffnung zu geben. Und das durchwegs in einem missionarischen Sinn, wenn auch in einem weiter oder moderner gefassten missionarischen Sinn. Es gebe viele Missionarinnen und Missionare, aber auch Gläubige und Menschen guten Willens, die sich für Migranten und eine neue Kultur der Geschwisterlichkeit im Bereich der Migration einsetzten – jenseits von Stereotypen und Vorurteilen. Doch sei es an der Zeit, so Leo XIV. weiter, dass sich alle in einen Zustand permanenter Mission begeben.
Armut, Leid und die Sehnsucht nach größerer Hoffnung kommen zu uns.
Blick auf Migranten
Lange Zeit sei die christliche Mission mit einem „Aufbruch“ in ferne Länder, die das Evangelium noch nicht kennengelernt hätten oder in Armut lebten, assoziiert worden, erläuterte der Papst, der viele Jahre selbst als Missionar in Peru gewirkt hat. Doch seien die Grenzen der Mission heute nicht mehr geographischer Natur, „denn Armut, Leid und die Sehnsucht nach größerer Hoffnung kommen zu uns“, sagte Leo XIV. mit Blick auf die Migranten. Es gehe nicht so sehr darum, „aufzubrechen“, sondern vielmehr darum, „zu bleiben, um Christus durch Annahme, Mitgefühl und Solidarität zu verkünden: zu bleiben, ohne uns in die Bequemlichkeit unseres Individualismus zu flüchten, zu bleiben, um denen ins Gesicht zu schauen, die aus fernen und leidgeprüften Ländern kommen“, so der Papst.
Ein offenes, dynamisches Christentum
Dafür forderte der Papst eine neue Zusammenarbeit der Kirchen: „In Gemeinschaften mit einer alten christlichen Tradition, wie denen des Westens, müssen die vielen Brüder und Schwestern aus dem Süden der Welt als Chance für einen Austausch begriffen werden, der das Antlitz der Kirche erneuert und ein offeneres, lebendigeres und dynamischeres Christentum hervorbringt.“
Missionare und Migranten
Zugleich sei jeder Missionar, der in andere Länder aufbreche, aufgerufen, „sich mit heiligem Respekt in die Kulturen, denen er begegnet, hineinzubegeben und alles Gute und Edle, das ihm begegnet, zum Guten zu lenken und die Prophetie des Evangeliums dorthin zu tragen.“ An die Migranten gerichtet sagte Papst Leo XIV.: „Möget ihr immer willkommen sein!“
Zum Thema Migration hatte der Papst sich auch wenige Tage davor schon geäußert. In Castel Gandolfo, wohin er sich auch nach dem Sommer immer wieder für einen Tag in der Woche zurückzieht, hatte Leo XIV. vor Journalisten gesagt: Jemand, der sagt, „Ich bin gegen Abtreibung“, aber „Ich bin für die Todesstrafe“, sei nicht wirklich „pro life““, wörtlich übersetzt „für das Leben“. Und: „Jemand, der sagt, ‚Ich bin gegen Abtreibung‘, aber ,Ich stimme mit der unmenschlichen Behandlung von Migranten in den USA überein‘ – ich weiß nicht, ob das ,pro-life‘ ist.“
Erwartet: das erste Lehrschreiben von Papst Leo XIV.
Am 9. Oktober wird das erste Lehrschreiben von Papst Leo XIV. präsentiert. Das Schreiben wird den Titel „Dilexi te“ (Ich habe dich geliebt) tragen und Vatican News zufolge die Liebe zu den Armen zum Thema haben. Mehr war zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe des SONNTAG noch nicht bekannt. Ob darin auch Migrantinnen und Migranten eine explizite Rolle spielen werden, bleibt abzuwarten.