Leben voller Schlaglöcher: Missionar im Kongo
GlaubenszeugnisEs ist ein Leben voller Schlaglöcher: Als junger Mann wollte Pater Johann Kiesling Missionar werden. Doch er musste fast fünfzig Jahre alt werden, bevor er nach Zaire, die heutige Demokratische Republik Kongo, aufbrechen konnte. Vor Kurzem wurde der Salesianer Don Boscos 90 Jahre alt – und blickt auf ein Leben voller Abenteuer zurück.
Vom Schlosser zum Missionar
Nein, geradlinig kann man Pater Johann Kieslings Weg in die Mission wahrlich nicht nennen. Geboren am 16. Juli 1934 in Südmähren, fand er mit elf Jahren nach der Vertreibung 1945 in Wien eine neue Heimat. Er wuchs bei seinen Tanten in Stadlau auf, machte eine Lehre zum Stahlbauschlosser – und war bald unzufrieden mit seinem Leben. „Arbeiten, gut essen, tanzen gehen – ist das alles?“, fragte er sich. In ihm regte sich der Wunsch, Missionar zu werden, und er bat um Aufnahme ins Noviziat der Salesianer Don Boscos. Doch zu seiner großen Enttäuschung wurde er zunächst abgelehnt. Drei Jahre lang arbeitete er als Erzieher in einem salesianischen Lehrlingsheim in Graz. Bis ihn der dortige Direktor fragte, ob er immer noch Interesse am Ordensleben hätte. Das hatte er.
Missionar musste Französisch und Chibemba lernen
Johann trat bei den Salesianern Don Boscos ein, wurde schließlich Priester und bereitete sich emotional schon ganz auf die Mission vor. Ob er noch ein Jahr vor seinem Aufbruch in die weite Welt in Österreich bleiben könnte, bat ihn sein Provinzial. Aus dem einen Jahr wurden sechzehn. Erst mit 48 Jahren sandte ihn sein Orden nach Zaire, die heutige Demokratische Republik Kongo. Für seinen Einsatz in einem Land, das 28 Mal so groß wie Österreich ist, musste Pater Kiesling erst einmal Französisch lernen. Als fast Fünfzigjähriger drückte er vor Ort mit 13-Jährigen die Schulbank. Außerdem machte er sich schnell daran, Chibemba zu erlernen. Denn er wusste: Sein Einsatzgebiet würden Dörfer sein, in denen sich die Menschen in erster Linie in dieser Sprache miteinander verständigten.
„Solange es mir irgendwie möglich ist, möchte ich weiterarbeiten.“
Leben als Missionar: Schlaglöcher, Schlamm und schiefe Wege
Vierzig Dörfer wurden Pater Kiesling anvertraut. Er lernte, das Auto über mit Schlaglöchern versetzte Schlammstraßen zu lenken. Wenn er mit dem Auto nicht weiterkam, setzte er sich aufs Motorrad oder aufs Fahrrad. Manche Dörfer erreichte er nur zu Fuß. „Mein Leben besteht aus Schlaglöchern und schiefen Wegen“, erzählte er bei seinen Heimatbesuchen in Österreich. In der Demokratischen Republik Kongo betreuen die Salesianer Schulen und Internate und kümmern sich um die medizinische Versorgung der Bevölkerung, die sich häufig keine Medikamente leisten kann. Unterstützt von Don Bosco Mission Austria betreiben die Salesianer etwa auch ein Mädchenschutzprojekt.
Missionar im Dienst der Salesianer Don Boscos
In den vergangenen 40 Jahren hat Pater Kiesling zusammen mit den Menschen vor Ort rund hundert Brunnen gegraben. „Bis zu 25 Meter sind diese tief. Manchmal bin ich selbst hinuntergestiegen, habe von unten raufgeschaut und oben nur ein kleines Loch gesehen. Da habe ich schon auch Angst gekriegt.“ Schwierige Momente erlebte Pater Kiesling in seiner Zeit im Kongo immer wieder: tagelang im Schlamm feststeckende Autos, schwere Erkrankungen wie Malaria, die ihn fast das Leben gekostet hätte. „So etwas erlebt man halt, wenn man lange Zeit in der Mission ist“, meint er dazu lapidar. Einmal geriet die Missionsstation der Salesianer in Bürgerkriegsgefechte. Eine Kugel verfehlte seinen Kopf nur knapp. Seitdem hört er auf einem Ohr schlecht.
Ausgezeichnet mit dem Austria.On.Mission-Award
Vor wenigen Wochen feierte Pater Kiesling seinen 90. Geburtstag. Ans Aufhören hat er in den vergangenen vier Jahrzehnten nie gedacht. „Solange es mir irgendwie möglich ist, möchte ich weiterarbeiten. Zum Glück hat der Herrgott bis jetzt mitgespielt“, sagt Pater Kiesling in einem Video der Päpstlichen Missionswerke, die ihn 2022 für seinen Einsatz mit dem Austria.On.Mission-Award auszeichneten. Seine tiefe Überzeugung ist: „Ein Mensch, der nur auf sich schaut, wird nie innerlich richtig glücklich werden. Die schönsten Jahre sind die, wo man am meisten helfen konnte.“
Nähere Informationen zur Arbeit der Salesianer Don Boscos unter: donbosco.at