„Hildegard Burjan ist mir zum Vorbild geworden“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 6
  • Spiritualität
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Hoffnung zu geben in jeder Lebenslage –  das ist Brigitte Endel ein Herzensanliegen.
Hoffnung zu geben in jeder Lebenslage – das ist Brigitte Endel ein Herzensanliegen. ©privat

Vor 35 Jahren hat Brigitte Endel, 63, in der seligen Hildegard Burjan ein Vorbild gefunden. Heute engagiert sich die Pensionistin aus Klosterneuburg ehrenamtlich bei Solwodi, einer Frauenhilfsorganisation, die sich für Opfer von Menschenhandel einsetzt.

Die internationale Organisation Solwodi wurde 1985 von der Ordensfrau Lea Ackermann gegründet und steht für „Solidarity with Women in Distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“).

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Frau Endel, Sie haben Solwodi über die selige Hildegard Burjan kennengelernt. Diese, so formulieren Sie es, hat sich in Ihr Leben geschlichen. Wie ist das passiert?

1989 – ich war gerade in Karenz – gab es auf Ö1 eine Woche lang eine Sendereihe über Hildegard Burjan. Das war das erste Mal, dass ich von ihr gehört habe. Sie hat mich sofort sehr fasziniert. 

Faszination für Hildegard Burjan

Was hat Sie an Hildegard Burjan so fasziniert?

Ihr Menschenbild, die Verbindung von sozialer Arbeit, Interesse für Politik und Glauben – darin ist sie mir zum Vorbild geworden. Ein paar Jahre später habe ich in einem Pflegeheim der von Hildegard Burjan gegründeten Schwesterngemeinschaft ‚Caritas Socialis‘ als Diätologin zu arbeiten begonnen. Die Schwestern haben sich immer sehr bemüht, den Mitarbeitern ihre Spiritualität zu vermitteln. Das hat mir sehr gefallen. 

Die Caritas Socialis ist neben den Salesianerinnen und anderen Ordensgemeinschaften einer der Trägerorganisatinoen von Solwodi.

Das Motto von Hildegard Burjan passt ja sehr gut zu diesem Engagement: ‚Einem Menschen ist nicht mit Kleinigkeiten, nicht allein mit Geld geholfen. Man muss ihn auf die Beine stellen, ihm sagen: Du bist etwas wert.‘ In Wien betreibt Solwodi ein Schutzhaus für Frauen, wo sie in Sicherheit leben können. 

Hildegard von Burjan - Gründerin der ‚Caritas Socialis‘

Sie arbeiten dort ehrenamtlich mit. Was sind Ihre Aufgaben?

Ich übernehme dreimal im Monat einen Nachtdienst im Schutzhaus. Es soll immer jemand anwesend sein, entweder sind das hauptamtliche Mitarbeiter oder nachts wir Ehrenamtliche. Wir schauen, ob alle Frauen rechtzeitig zu Hause sind, wir plaudern mit ihnen und kümmern uns, wenn eine der Frauen etwas braucht. Das kann ein Polster sein oder aber Hilfe bei einer psychischen Krise oder dass eine Schwangere plötzlich Wehen bekommt.

„Eine meiner wichtigsten Kraftquellen ist das Pilgern.“
Brigitte Endel 

 

Das Schicksal der Frauen

Erfahren Sie viel über das Schicksal der Frauen?

Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen informieren uns ein wenig über jede Frau. Man bekommt auch mit, wie schlecht es einigen von ihnen geht. Von der Vergangenheit erzählen aber die wenigsten. Eher darüber, wie es ihnen gesundheitlich geht oder wie die Arbeitssuche läuft. Über den Menschenhandel habe ich mich vor allem zu Beginn viel informiert. Aber das hält man fast nicht aus, zu hören, was sich da tut in Europa mit Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden, Bettelkindern oder Arbeitern. Komme ich an einem Bordell neben der Autobahn vorbei, denke ich immer daran, dass die Frauen dort wahrscheinlich quer durch Europa verkauft werden. Die Täter-Opfer-Umkehr finde ich schlimm: Die Frauen sind ihr Leben lang gebrandmarkt, im Gegensatz zu den Freiern, die sie aufsuchen.

Wie lange können die Frauen im Schutzhaus von Solwodi bleiben?

Etwa ein bis zwei Jahre. Ziel ist, dass sie wieder auf eigenen Beinen stehen können. Eine Arbeit finden, eine eigene Wohnung, manche von ihnen gehen zurück zu ihren Familien. 
 

Kraftquelle Pilgern

Woher holen Sie sich Ihre eigene Kraft?

Eine meiner wichtigsten Quellen ist das Pilgern. Begonnen hat es in den 1990er-Jahren, da wurde das Pilgern für meinen Mann, unsere Kinder und mich zu unserem ‚Familiending‘. Heute bin ich zwei-, dreimal im Jahr unterwegs. Das Schöne ist dabei für mich: Man geht bei fast jedem Wetter, geht trotz Hindernissen weiter,  rastet, geht weiter und kommt an ein Ziel. 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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