Eine Familie redet über Religion

„Zwischen uns Gott“ im Kino
Ausgabe Nr. 4
  • Kunst und Kultur
Autor:
Familie am Esstisch
Das Familienleben im ultrareligiösen Milieu einer Freikirche war nicht allen förderlich. ©Ruth Beckermann

In einer Filmdokumentation thematisiert Regisseurin Rebecca Hirneise die Frage nach spiritueller Autonomie innerhalb ihrer ultrareligiösen freikirchlichen Familie in Süddeutschland.

Die junge deutsche Filmemacherin Rebecca Hirneise stammt aus einer ultrareligiösen Familie, die zu einer christlich-methodistischen Freikirche gehört. Bis auf Rebeccas Mutter folgten alle dem von den Großeltern einst begründeten und vorgelebten, streng praktizierten Glaubensleben. In ihrer Filmdokumentation „Zwischen uns Gott“ begibt sich die Regisseurin zurück in ihre Heimat und führt im Haus der Großeltern – sie sind mittlerweile dement und pflegebedürftig – Gespräche mit Onkeln und Tanten zum Thema Religion. Mit feiner Beobachtungsgabe zeichnet der Film ein sehr persönliches Portrait ihrer Familie.

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Familiäre Konflikte durch strenges Glaubensleben

Diskussionsrunden, Archivmaterial, Notizen und Erinnerungen erzeugen einen Diskurs, der sich an der Frage orientiert, ob das strenge Glaubensleben für einige Mitglieder der Familie nicht zu überfordernd und belastend war. So durften die Onkel und Tanten als Teenager weder einen Tanzkurs besuchen noch ins Kino gehen. Eine der Tanten ist bis heute der Überzeugung, dass ein Mensch, der den Glauben an Jesus nicht annehme, automatisch in die Hölle komme. Ein Onkel praktiziert Heilungsgebete und Dämonenaustreibungen und glaubt, dass Depressionen immer durch den Kontakt mit Okkultismus entstehen. Die „Liebe“ sei das Zentrale am Glauben, doch seiner Ehefrau macht er stille Vorwürfe, dass sie im Gemeindeleben nicht mehr mitmacht.

Individuelle Zugänge zum Glauben

Eine Auseinandersetzung kommt in Gang, die ein breites Spektrum von absoluter Bibeltreue, charismatischer Ekstase und tiefsitzender Gottesfurcht offenbart. Es entblättert sich eine ungewohnt intensive und individuelle Welt des Christentums. Jedes Familienmitglied hat seinen eigenen Zugang zum Glauben genommen – manche strenger, andere etwas liberaler. Lediglich Rebecca Hirneise und ihre Mutter haben sich von der Religion abgewandt. 

Seelische Gewalt und spiritueller Missbrauch

Der Film behandelt ein wichtiges Thema – er macht deutlich, dass in allen religiösen Gemeinschaften Maßnahmen gegen seelische Gewalt und spirituellen Missbrauch gesetzt werden müssen. Dabei begegnet Rebecca Hirneise ihrem Gegenüber nie verurteilend, sondern nähert sich den unterschiedlichen Glaubensstandpunkten mit Offenheit und nahezu unschuldigem Interesse. 

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Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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