150 Jahre Steyler Missionare
Jubiläum
Pater Anselmo Ribeiro wurde 2024 zum 13. Generalsuperior des internationalen Ordens gewählt. Er ist der erste Lateinamerikaner in der Geschichte seiner Gemeinschaft, der diese Funktion innehat. 1974 in Rio de Janeiro, Brasilien, geboren, trat er 1998 in den Orden ein. Als er die Steyler Missionare in Brasilien kennenlernte, hat ihn angesprochen, dass dieser Orden „auf der ganzen Welt in der Verkündigung des Evangeliums tätig ist“. Auch die Spiritualität des Ordensgründers Arnold Janssen begeisterte Ribeiro im wahrsten Sinn des Wortes, denn sie sei „sehr vom Heiligen Geist bestimmt“.
Die Steyler Missionare
Die Steyler Missionare sind der sechstgrößte Männerorden der katholischen Kirche, der an die 5.750 Mitglieder hat – Patres, Brüder, in Ausbildung Stehende. Was es für die inhaltliche Ausrichtung des Ordens bedeute, dass mehr als die Hälfte der Steyler Missionare mittlerweile aus Asien kommt? „Alles im Leben hat zwei Seiten, eine positive und eine herausfordernde. Unser Gründer Arnold Janssen wollte, dass seine Missionare unbedingt nach Asien kamen. Jetzt kommt die Hälfte der Ordensmitglieder aus Asien“, betont Ribeiro: „Man kann also sagen, dass diese Mission wirklich Frucht getragen hat, auch für unsere eigene Ordensgemeinschaft, weil so viele Mitglieder von dort kommen.“ Auf der anderen Seite dürfe die interkulturelle Identität nicht verlorengehen. Ribeiro: „Anfangs hatten wir Missionare aus Europa, heute aus aller Welt. Unsere Ordensgemeinschaft ist traditionell geprägt von einer großen Vielfalt von Nationalitäten und Kulturen ihrer Mitglieder. Wenn wir jetzt sehr viele Ordensleute aus Asien haben, besteht die Gefahr, dass wir das Gleichgewicht verlieren, wenn es in unseren Gemeinschaften und im Orden insgesamt ein asiatisches Übergewicht gibt. Noch dazu, wo wir in Europa und in Amerika kaum Nachwuchs haben und wo unsere Präsenz in Afrika zwar zunimmt, aber noch nicht so stark ist.“
Styler Missionare: Mit der Säkularisierung umgehen lernen
„Wir müssen auch noch lernen, wie wir umgehen können mit Herausforderungen wie der Säkularisierung, mit einer hochtechnisierten und -entwickelten Gesellschaft. Da sind wir zusammen mit anderen auf der Suche“, sagt Ribeiro. Generell dürfe man „nicht nur Bestehendes bewahren“, sondern es brauche auch „eine Dynamik, um wirklich etwas Neues zu beginnen“. Seit den 1990er-Jahren wird auch Europa von den Steyler Missionaren als Missionsgebiet betrachtet. „Das hängt damit zusammen, dass man früher von Ländern sprach, in denen die Kirche etabliert ist und von anderen Ländern, in denen sie noch gegründet werden musste“, sagt Ribeiro: „Unsere missionarische Strategie hat sich grundlegend geändert. Früher wurde gerne von Territorien gesprochen, heute sehen wir missionarische Situationen. Das christliche Europa hat sehr viele Missionare entsandt, hier finden wir auch die großen Ausbildungshäuser der Orden.“
Es geht auch um ein gemeinsames Lernen in einem säkularisierten Europa. „Europa braucht den Sauerteig des Evangeliums, davon bin ich überzeugt“, betont der Ordensobere: „Und das ist nicht nur für Missionare notwendig, dass dieser Sauerteig des Evangeliums fruchtbar gemacht wird, sondern das ist überhaupt für die europäische Kirche notwendig. Jetzt erhält Europa mittlerweile eine recht große Anzahl von Missionaren aus anderen Kontinenten und sie bringen ihre Kultur mit, ihren ganz eigenen Geschmack, ihre Farbe, möchte ich sagen. Und ich glaube, das ist eine Bereicherung für die Kirche in Europa.“ Allerdings sei „kein Gleichgewicht vorhanden zwischen Entsenden und Empfangen, wie es eigentlich sein sollte“. Ribeiro: „Wir schicken praktisch keine Missionare mehr aus Europa, weil wir hier kaum Berufungen haben.“ Die Missionare aus anderen Kontinenten, die nach Europa kommen, brächten auch „eine spezifische Sicht der Welt mit“. Ribeiro: „Beispielsweise den Sinn für Geschwisterlichkeit, den Lateinamerikaner haben, oder den Sinn für die Familie der Afrikaner oder die Achtsamkeit der Umwelt gegenüber und die Suche nach Harmonie, die vielleicht von Asien her besonders mitgebracht wird.“
Warum die Organisation Steyler Missionare heißt
Im deutschen Sprachraum wird der Orden – nach dem Gründungsort in Steyl in den Niederlanden – „Steyler Missionare“ genannt. Die Ordensmänner kommen aus 76 Ländern und arbeiten in 77 Staaten auf fünf Kontinenten. In Österreich sind die Steyler Missionare in Pfarren in Wien-Favoriten, im Umkreis von Sankt Gabriel/Mödling, in Wels, Bischofshofen und Dornbirn tätig. Das Missionshaus Sankt Gabriel ist das zentrale Haus der Steyler Missionare in Österreich. Zur Steyler „Familie“ gehören auch die Steyler Missionsschwestern sowie die Steyler Anbetungsschwestern.

Radio-Tipp: Podcast
Das Interview mit Generalsuperior Pater Anselmo Ribeiro können Sie im Podcast nachhören:
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