Zum Amoklauf in Graz

Trost und Kraft in dunklen Stunden
Ausgabe Nr. 24
  • Chronik
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Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Weihbischof Johannes Freitag haben sich am Dienstag entsetzt über die Bluttat in einer Grazer Schule gezeigt.
Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Weihbischof Johannes Freitag haben sich am Dienstag entsetzt über die Bluttat in einer Grazer Schule gezeigt. ©Symbolbild/istock/Panama7
Einfach da sein: Notfallseelsorger Martin Stigler.
Einfach da sein: Notfallseelsorger Martin Stigler. ©Kategoriale Seelsorge

Bei dem Amoklauf in einer Schule in Graz sind am Vormittag des 10. Juni zehn Menschen gestorben. In diesen Stunden ist die kirchliche Notfallseelsorge voll im Einsatz.

Der steirische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und Weihbischof Johannes Freitag haben sich entsetzt über die Bluttat in einer Grazer Schule gezeigt. „Diese Wahnsinnstat in einer Grazer Schule lässt uns fassungslos und erschüttert zurück. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Schülerinnen und Schülern, dem Lehrpersonal und den Angehörigen. Wir begleiten alle mit unserem Gebet und sind mit unseren Möglichkeiten für alle Betroffenen da.“

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Amoklauf in Graz: Wie Notfallseelsorge hilft

Was die Notfallseelsorge in einer solchen Situation wie jetzt in Graz macht? „Die Notfallseelsorge versucht, so rasch wie möglich mit vielen Betreuerinnen und Betreuern für Betroffene, Angehörige, aber auch Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst vor Ort da zu sein“, sagt der Diözesanverantwortliche der Notfallseelsorge in der Erzdiözese Wien, Martin Stigler, zum SONNTAG: „Dabei fügt sie sich in die Betreuungsstrukturen der behördlichen Einsatzleitung und der Schulleitung ein. In Zusammenarbeit mit der Polizei und den Behörden werden gesicherte Informationen behutsam an die Betroffenen und Angehörigen weitergegeben – Identität der Opfer beziehungsweise Verletzten und deren Gesundheitszustand.“

Was die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger in solchen Stunden überhaupt tun können? Stigler: „Einfach da sein für die Betroffenen: gemeinsam das Schweigen aushalten, aufmerksam zuhören, Fragen zu beantworten versuchen, Mitgefühl zeigen, Trost spenden, Gefühle zulassen wie Schmerz, Wut, Trauer, Verzweiflung. So rasch wie möglich einen geschützten Raum schaffen, weg vom Ort des Geschehens und gegen Schaulustige und Neugierige abschirmen. Bedürfnisse wahrnehmen und versuchen zu erfüllen: aktuelle Informationen weitergeben. Dabei helfen, das eigene soziale Netz mit Verwandten und Freunden zu aktivieren, das heißt die vorhandenen Ressourcen nützen. Behutsam versuchen, eine Sprache für das Geschehen zu finden (dem miterlebten Schrecken einen Namen zu geben). Weitere Helferkreise aktivieren: Krankenhausseelsorge, Priester, schulpsychologische Betreuung.“ 

Amoklauf in Graz: Wie man zu den Menschen durchdringt

Wie die Notfallseelsorger  zu den Menschen psychisch „durchdringen“, die jetzt unter Schock stehen? „Wir versuchen Menschen, die unter Schock stehen, grundsätzlich so anzunehmen, wie sie jetzt gerade sind“, sagt Stigler: „Da stehen oft viele verschiedene Bedürfnisse im Raum: etwa der Wunsch nach Informationen, nach Stille, die Suche nach Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven für die nächsten Stunden. 

Es gilt in der Notfallseelsorge aber auch auszuhalten, wenn jemand für Betreuung gerade nicht zugänglich ist und Unterstützung ablehnt.“ Zudem sei es wichtig, in der eigenen Betroffenheit geeignete Gesprächspartner in seiner Umgebung zu suchen, um darüber zu sprechen. Für diejenigen, die diese Möglichkeit nicht haben, gibt es von der Telefonseelsorge unter der Nummer 142 das Angebot zu Entlastungsgesprächen.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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