Wie Tiere dem Winter ein Schnippchen schlagen
Ausgetrickst!
Spätestens wenn es draußen so richtig kalt wird und mancherorts die ersten Flocken fallen, ziehen wir Menschen uns gerne in unsere vier Wände zurück, nippen – eingemümmelt in eine dicke Kuscheldecke – an einer Tasse mit heißem Tee oder Kakao, lesen das eine oder andere gute Buch oder schauen den Film, für den bei warmem Wetter einfach keine Zeit war.
Unsere tierischen Gefährten haben zu diesem Zeitpunkt die Frage nach dem „Wohin“ im Winter meistens längst beantwortet: Manche von ihnen haben sich bereits in wärmere Gefilde im Süden begeben. Viele von ihnen schlafen, andere ruhen nur oder sind – in einem gar nicht negativen Sinn – geradezu erstarrt. Und wieder andere trotzen der Kälte und sind weiterhin draußen unterwegs.
Fledermaus und Igel: Im Winter bitte nicht stören!
Igel, Murmeltiere, Siebenschläfer und Fledermäuse gehören etwa zu denjenigen, die Winterschlaf halten und auf ruhigen Dachböden, in Erd- oder Baumhöhlen oder unter Laubhaufen ganz wunderbare Schlafplätze finden. Einen einheitlichen Zeitpunkt für den Beginn des Winterschlafes gibt es dabei nicht. Um nur einige Beispiele zu nennen: Igel sind etwa ab Oktober, spätestens aber im November auf Tauchstation. Murmeltiere und Siebenschläfer starten ihren Winterschlaf Ende September, Anfang Oktober. Fledermäuse sind ab November nicht mehr draußen anzutreffen.
Was aber alle miteinander gemeinsam haben: Bevor sie sich in den Winterschlaf begeben, fressen sie auffallend viel, um die nötigen Fettreserven aufzubauen, die sie dann nicht nur warmhalten sollen, sondern ihnen auch als Energiereserve dienen.
Ihre Körperfunktionen fahren die Wildtiere während des Winterschlafes stark herunter. Die Atmung wird langsamer und die Herzfrequenz nimmt ab. Auch die Körpertemperatur sinkt, etwa beim Murmeltier von um die 39 Grad Celsius auf nur noch 7 bis 9 Grad während des Winterschlafes. Der Igel, der sonst etwa 36 Grad Körpertemperatur hat, kommt im Winter auf kaum mehr als 5 Grad.
Während der gesamten Zeit des Winterschlafes wachen die Tiere kaum auf, maximal um Urin oder Kot abzusetzen, eventuell auch, um den Schlafplatz zu wechseln, wenn es am ursprünglichen Ort plötzlich unerwartet kälter wird. Damit der Energievorrat über den Winter ausreicht, dürfen die Tiere gar nicht zu oft aufwachen. Wildtiere aus ihrem Winterschlaf zu wecken, sollten wir Menschen deshalb absolut und aktiv vermeiden. Wer Wildtiere im Winterschlaf weckt, riskiert ihren Tod. Spätestens im Frühling, meist ist es März, kommen sie aus ihren Winterquartieren ganz von selbst zurück.
Dachs und Eichhorn: Im Winter unterwegs, um zu essen
Auch Tiere, die Winterruhe halten, fressen sich im Laufe des Spätsommers und Herbstes eine Fettschicht an und auch sie schlafen im Winter. Jedoch wachen sie immer wieder auf, um sich Nahrung zu besorgen. Auch Tiere in Winterruhe senken ihre Körpertemperatur leicht und verlangsamen ihren Herzschlag, um weniger Energie zu verbrauchen und die Futterknappheit besser zu überstehen.
Zu jenen Wildtieren in Österreich, die Winterruhe halten, gehören zum Beispiel die Dachse. Sobald es richtig kalt wird, ziehen sie sich in ihren warmen Bau zurück. Regelmäßig aber wachen sie auf, um draußen nach Futter zu suchen oder von den Futterreserven zu fressen, die sie an ihrem Schlafplatz gebunkert haben. Das allerdings stellt gerade die Dachse vor große Herausforderungen, ernähren sie sich doch von Insekten und Regenwürmern, die sich im Winter aber tief in den Boden unter die Frostgrenze zurückziehen. Dachse müssen sich bei ihrer Futtersuche im Winter deshalb mit Wurzeln, Nüssen oder Getreide zufriedengeben.
Winterruhe hält in Österreich etwa auch das Eichhörnchen – meist ab November, manchmal sogar erst im Dezember. Es schläft dann in warmen Nestern in Bäumen und wacht zwischendurch auf, um nach seinem Nuss-, Pilz-, Samen- oder Eichelvorrat zu graben.
Salamander und Frosch: Bewegungslos bis zum Frühjahr
Tiere wie Schildkröten, Schlangen, Frösche oder Feuersalamander, aber auch verschiedenste Fische und Insekten gehören zu den sogenannten wechselwarmen Tieren, deren Körpertemperatur sich an die Außentemperatur anpasst und entsprechend schwankt.
Sinkt das Thermometer, werden diese Tiere immer unbeweglicher, Herzfrequenz und Atmung verlangsamen sich extrem, Nahrung wird überhaupt nicht mehr aufgenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen sie sich bereits einen guten Platz zum Überwintern gesucht haben, denn auch sie brauchen trotz ihrer kuriosen Überlebensstrategie einen frostfreien Ort. Zu tiefe Temperaturen können sie nicht überleben. Frösche graben sich deshalb gerne ein oder suchen sich Mäuselöcher, während Insekten sich in Ritzen von Bäumen aufhalten. Insekten können zudem selbst glycerinhaltige „Frostschutzmittelproteine“ produzieren, die ihre Körperflüssigkeiten vor dem Gefrieren schützen.
Erst wenn es wieder wärmer wird, kehrt sichtbar Leben in die Tiere zurück. Mit großer Anstrengung suchen sie sich dann Plätze in der Sonne, um sich sozusagen wieder „aufzutauen“.
Storch und Spatz: Ab in den Süden!
Viele Vögel verlassen in Vorbereitung auf den Winter schon bevor es kalt wird unsere Breiten und fliegen in wärmere Gefilde. Bereits im Spätsommer kehren Vogelarten wie der Kuckuck, der Storch, die Schwalbe, der Mauersegler oder die Nachtigall Österreich den Rücken und ziehen gen Süden. Im Spätherbst folgen dann noch Vögel wie das Rotkehlchen und der Star.
Besonders spannend dabei: Die Vögel ziehen im Winter nicht etwa in den Süden, weil es ihnen zu kalt ist, sondern weil sie zu wenig – manche sogar überhaupt kein – Futter bei uns finden.
Fuchs und Otter: Im Winter aktiv
Säugetiere mit warmem Fell und Vögel mit dichtem Federkleid, die dadurch vor der Kälte geschützt sind, sind auch im Winter aktiv. Dazu zählen bei uns etwa der Fuchs, der Fischotter oder auch der immer wieder in die Schlagzeilen geratende Wolf. Sie sind vor allem auf der Suche nach Nagetieren, aber auch nach Amphibien, um satt zu werden.
Und wer im Winter durch Österreichs Natur spaziert, wird auch immer wieder vielen kleineren und größeren Vögeln begegnen: Spatz, Amsel oder Kohlmeise, Habicht, Specht und viele Greifvogelarten überwintern ganz hervorragend bei uns. Sie werden als „Standvögel“ bezeichnet, da sie Österreich das ganze Jahr über nicht verlassen. Vor allem die kleineren unter ihnen danken es Gartenbesitzern ganz ungemein, wenn sie im Winter Vogelfutter wie „Meisenknödel“ und fettreiche Samen wie Sonnenblumenkerne oder auch Apfelspalten gut zugänglich bereitstellen.