Was Mission heute bedeutet
WeltmissionssonntagSchwester Christa Petra Ahrer von den Steyler Missionsschwestern in Sankt Koloman in Stockerau erzählt von einem Missionsverständnis, das geprägt ist von Begegnung, Lernbereitschaft und dem Vertrauen, dass Gottes Geist wirkt.
Was bedeutet Mission heute?
Was bedeutet Mission heute? Diese Frage bewegt viele Ordensgemeinschaften weltweit – auch die Steyler Missionsschwestern „Dienerinnen des Heiligen Geistes“, die sich seit ihrer Gründung dem missionarischen Auftrag der Kirche verschrieben haben. Schwester Christa Petra Ahrer, Ordensfrau bei den Steyler Missionsschwestern in Stockerau, benennt klar, worum es heute in der Mission geht: „Mission ist überall dort, wo Gottes Geist uns einlädt, Zeugnis von seiner heilenden und versöhnenden Kraft abzulegen.“
Mission: Mitten unter den Menschen
Lange Zeit war Mission vor allem geographisch gedacht: Missionarinnen und Missionare wurden in ferne Länder entsandt, um dort das Evangelium zu verkünden. Dieses Verständnis habe sich grundlegend gewandelt. „Mission ist nicht mehr nur eine Einbahnstraße von Europa in den Globalen Süden“, erklärt Schwester Christa Petra. „Heute verstehen wir Mission als ,inter gentes‘ – mitten unter den Menschen, unabhängig von Ort oder Herkunft.“ Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Leben der Steyler Missionsschwestern wider. Ihre internationale Präsenz ist groß, besonders in Asien und Afrika wächst die Gemeinschaft. Gleichzeitig stellen sich neue Fragen: Wo setzen wir Prioritäten? Wie können wir mit begrenzten Ressourcen wirksam sein? Und was bedeutet es, Missionarin zu sein, wenn Mission überall stattfinden kann – auch vor der eigenen Haustür?
Neues Verständnis von Mission
Ein zentrales Bild für das neue Missionsverständnis ist das der Gastfreundschaft. Schwester Christa Petra verweist auf Jesus selbst: „Er nahm gerne Einladungen an, feierte mit Menschen, teilte Mahlzeiten mit Ausgegrenzten. Am Tisch eines anderen zu Gast zu sein, bedeutet Grenzen zu überwinden, fordert Bereitschaft zum Umdenken und zum Dialog.“ Missionarisch tätig zu sein heiße heute nicht mehr, mit fertigen Antworten zu kommen, sondern sich als Lernende zu verstehen. „Eine gute Missionarin ertappt sich regelmäßig beim Zuhören und Lernen“, heißt es im Text „Mission WeltWeit mit BeGeisterung“, der das missionarische Selbstverständnis des Ordens beschreibt. Diese Haltung prägt auch das Leben in internationalen Kommunitäten, wo kulturelle Vielfalt zum Alltag gehört und gegenseitige Anpassung täglich geübt wird.
Gottes-Such-Leidenschaft: Mission als innere Bewegung
Mission sei nicht nur ein äußerer Auftrag, sondern auch eine innere Bewegung. Schwester Christa Petra beschreibt sie als „Gottes-Such-Leidenschaft“: die Sehnsucht, Gott im anderen, im Fremden und Unbekannten zu entdecken. „Diese Erfahrung ergibt sich leichter, wenn wir unsere gewohnte Umgebung verlassen“, sagt sie.Auch in Europa, inmitten gesellschaftlicher Veränderungen, bleibt Mission aktuell. „Wir sind hoffnungsvoll, dass wir als Kirche unsere Berufung, Salz der Erde und Licht für die Welt zu sein, auch in Europa neu entdecken lernen.“
„Gast sein bei anderen und Gastfreundschaft anbieten, zuhören und Begegnung wagen, gehören wesentlich zur missionarischen Berufung.“
Schwester Christa Petra
Warum für die Mission engagieren?
Was bewegt Menschen, sich in der Mission zu engagieren? Für Schwester Christa Petra ist es die Liebe, die ihr geschenkt wurde, und die Glaubenserfahrungen, die sie gemacht hat. „Ich vertraue, dass Gottes Geist am Wirken ist – in jeder Situation, in jeder menschlichen Begegnung. In allem Auf und Ab des Lebens bleiben wir in seiner Hand.“ Gegründet wurde der Frauenorden „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ (SSPS) am 8. Dezember 1894 vom heiligen Arnold Janssen. Die erste Leiterin war die seliggesprochene Schwester Helena Stollenwerk. Bereits ein Jahr nach der Gründung wurden die ersten Missionarinnen nach Argentinien entsandt.
Die österreichische Provinz besteht seit 1912. In Stockerau wurde das Kloster Sankt Koloman errichtet, das lange Zeit Ausbildungsstätte für über 300 junge Frauen war, die von dort aus in alle Welt gingen. Heute leben rund 150 Schwestern in elf Niederlassungen in Österreich, Südtirol und Rumänien. Ihre Aufgaben sind vielfältig: geistliche Begleitung, Exerzitienarbeit, Seelsorge in Schubhaft, karitative Dienste und der Einsatz für Opfer von Menschenhandel – etwa im Verein SOLWODI in Wien. Besonders wichtig ist den Schwestern heute der Kontakt zu ausgegrenzten Menschen und die Verantwortung für die Schöpfung. Gemeinsam mit den Steyler Missionaren bieten sie jungen Erwachsenen ein einjähriges Volontariat als „Missionar oder Missionarin auf Zeit“ (MaZ) an. Mit ihrer Arbeit verbunden ist auch die Steyler Bank, deren Gewinne vollständig in die weltweite Missionsarbeit fließen – ein Zeichen dafür, dass Mission nicht nur spirituell, sondern auch strukturell gedacht wird.
Mission sei kein fertiges Konzept
Schwester Christa Petra abschließend: „Ich vertraue, dass Gott mit uns ist in jeder Situation, in jeder menschlichen Begegnung. Aus dieser Zuversicht setzten wir neue Schritte und sind hoffnungsvoll. Wenn wir auch in Europa an Zahl abnehmen, unsere Kongregation wächst in vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen, vor allem in Asien und Afrika.“ Die Ordensfrau zitiert ein Wort Viktor Frankls: „Liebe ist eine Kunst, und Können verlangt beständiges Üben.“ Das gelte auch für die Mission: „Sie ist kein fertiges Konzept, sondern ein Weg, der täglich neu gegangen wird – mit Offenheit, mit Mut zur Begegnung und mit dem Vertrauen, dass Gottes Geist bereits am Werk ist.“

Solidarisch mit der Weltkirche
Der Weltmissionssonntag am 19. Oktober gilt als Höhepunkt des Missionsmonats. Weltweit sind rund 1,4 Milliarden Katholikinnen und Katholiken aufgerufen, Spenden für die etwa 1.100 ärmsten Diözesen – vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika – zu leisten. Damit ist er die „größte katholische Solidaritätsaktion der Welt“. „Es geht nicht nur um finanzielle Hilfe, sondern auch um das Bewusstsein, Teil einer weltweiten Kirche zu sein“, betont Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner.
Sammlungen in Pfarren sowie der Verkauf von Pralinen und Chips im Rahmen der „Jugendaktion“ unterstützen die Kirche in den ärmsten Diözesen. Heuer rücken die Päpstlichen Missionswerke in Österreich (Missio) den Südsudan ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Spenden fließen unter anderem in Projekte für unterernährte Kinder und Geflüchtete in der Hauptstadt Juba – darunter die 8.000 Bewohnerinnen des „Hai-Malakal“-Friedhofs, die in Behausungen aus Holz und Wellblech leben, meist ohne Zugang zu Schulbildung.
Weltmissionssonntag in Wien
In Wien wird der Weltmissionssonntag mit einem Festgottesdienst im Stephansdom gefeiert. Weihbischof Franz Sharl zelebriert gemeinsam mit den Anderssprachigen Gemeinden, dem Referat „Kirche im Dialog“ und Missio Österreich. radio klassik stephansdom und Radio Maria übertragen die Messe ab 10:15 Uhr live. Begleitend bietet Missio kostenloses Infomaterial an – darunter Liturgiehefte, Aktionsplakate und erstmals eine Novene zur heiligen Thérèse von Lisieux, Patronin der Mission.
Infos und Spendenmöglichkeit unter: ▶ missio.at/wms