Katholisches als Publikumsmagnet
Prüller
In Frankreich hat gerade ein Dokudrama an den Kinokassen unerwartet großen Erfolg. Von Anfang Oktober bis vorige Woche haben den Film über ein katholisches Sonderthema schon 400.000 Menschen gesehen. Ich lasse Sie erst einmal raten: Handelt der Film über a) die Schrecken der Inquisition oder b) die Berufsgeheimnisse der Exorzisten oder c) die Herz-Jesu-Verehrung und die Heilige Margareta Maria Alacoque aus dem 17. Jahrhundert?
Katholische Erfolgsdoku
Die richtige Antwort ist, wenn ich schon so frage, natürlich die letzte. Der Film heißt „Sacré Coeur – Son règne n’a pas de fin“, also „Heiliges Herz – Seine Herrschaft wird kein Ende haben“, und zeigt Szenen aus dem Leben der Heiligen und Interviews mit Menschen über ihre Erfahrungen in der Herz-Jesu-Verehrung. Also ein Film über ein Thema, bei dem sogar viele Katholiken fast peinlich berührt waren, dass Papst Franziskus ausgerechnet über sowas Altmodisches sein letztes großes Schreiben verfasst hat. Der Film bekam unfreiwillige Werbung, weil der laizistische Staat öffentlichkeitswirksam Schwierigkeiten gemacht hat. Aber die Experten sagen, dass das nicht das eigentliche Erfolgsmoment sei. Vielmehr bewege der Film die Herzen auf unerwartet starke Weise.
Natürlich: 400.000 Kinobesucher sind nicht einmal ein Prozent aller Bewohner Frankreichs. Aber wenn das Interesse anhält, könnte der Film zu den erfolgreichsten zehn der heurigen Kinosaison gehören. Es ist ein weiteres Zeichen eines religiösen Aufbruchs in Frankreich, der sich etwa auch in einer steigenden Zahl der Erwachsenentaufen oder der Bibelverkäufe zeigt. Das ist nicht nur ein katholisches Phänomen – auch der Islam oder etwa die Freikirchen legen zu. Und es sieht so aus, als würde gerade das Unverdünnte, Sperrige besonderes Interesse erwecken. Wer hätte damit gerechnet?