Heilung – für alles!?

Weltanschauungsserie
Ausgabe Nr. 3
  • Spiritualität
Autor:
Bei dem Versprechungen von Heilung ist Vorsicht geboten.
Bei dem Versprechungen von Heilung ist Vorsicht geboten. ©Hohl

Bei den Weltanschauungsfragen-Beratungsstellen sind Gesundheit und Heilung ein häufig angesprochenes Thema. Unzählige Gruppen und Einzelpersonen bieten Heilung auf verschiedenste Weise an. Wo vor Sie sich in Acht nehmen müssen.

Der medizinische Fortschritt der letzten Jahrzehnte ist wirklich beachtlich, und doch hat er zwei Grenzen: Auf der einen Seite gibt es Krankheiten, die auch auf weite Sicht als unheilbar betrachtet werden müssen, und auf der anderen Seite hat unser alltäglicher Gesundheitsbetrieb ja allerlei Mängel: von der Zweiklassen-Medizin (wer mehr zahlt, kommt schneller dran) über die oft spürbare Dominanz der Pharma-Konzerne (Pillen verschreiben geht leicht) bis hin zur mangelnden Zeit und Zuwendung in Ordinationen und Krankenhäusern…

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Das (oft falsche) Versprechen auf Heilung

Bei den Weltanschauungsfragen-Beratungsstellen sind Gesundheit und Heilung ein häufig angesprochenes Thema. Unzählige Gruppen und Einzelpersonen bieten Heilung auf verschiedenste Weise an: Geistige Heilung, alternative Heilmethoden, Stärkung der Selbstheilungskräfte oder angebliche Wundermittel sorgen für Aufsehen und Verwirrung. Dabei geht es nicht nur um das Wohl der Betroffenen, sondern auch um viel Geld. Doch wenn man selbst – oder eine nahestehende Person – schwer erkrankt, steigt die Bereitschaft, gegen alle Vernunft jeden Strohhalm der Hoffnung zu ergreifen. 
 

Heilung und Versprechen von Bruno Gröning

Beim Thema Heil & Heilung greifen wissenschaftliche, religiöse und weltanschauliche Fragen oftmals eng ineinander. Als besonders markantes Beispiel dafür gilt der „Bruno-Gröning-Freundeskreis“. Gröning betätigte sich in der Nachkriegszeit als „Heiler“ und wurde infolge einer angeblich durch ihn bewirkten Heilung eines jungen Mannes zu einer Art „Star“. Zehntausende Menschen pilgerten in der Hoffnung auf Heilung zu ihm, zuerst nach Herford, dann nach Rosenheim (beide Deutschland). In dieser schwierigen Zeit gab es viele Krankheiten und Leiden, aber wenig Geld und wenig medizinische Ressourcen. Da Gröning über keinerlei entsprechende Qualifikation verfügte, kam er schnell mit dem Gesetz in Konflikt. Von seinen AnhängerInnen, die sich in mehreren Vereinen organisierten, wurde er dafür umso mehr unterstützt. Offenbar hatte er eine sehr charismatische Art und verfügte über große Suggestivkraft. Die Heilkraft Gottes würde durch ihn strömen, so sein Versprechen: „Ich heile alle Krankheiten auf der Erde.“ Weder gerichtliche Urteile noch sein eigener Tod infolge von Magenkrebs konnten das Vertrauen seiner AnhängerInnen erschüttern.
 

Keine Belege für Echtheit der Heilung

Der Bruno-Gröning-Freundeskreis ist heute weltweit organisiert, in Bayern, Salzburg und Tirol ist er besonders verbreitet. Eine „Medizinisch-wissenschaftliche Fachgruppe“ innerhalb des „Freundeskreises“, in der auch Ärzte vertreten sind, versucht die Lehre Grönings und die Echtheit der Heilungen medizinisch zu belegen. Die größte Gefahr dabei ist, dass Menschen nur mehr auf Grönings „Heilstrom“ vertrauen und auf sinnvolle medizinische Behandlungen verzichten, und dass unrealistische Erwartungen auf Heilung geweckt werden, die letztlich zu großen Enttäuschungen führen.

Kurzinterview mit Meinrad Föger

 

Wie und wo begegnet man dem „Bruno-Gröning-Freundeskreis“ heute?
Es gibt Bücher und Broschüren, Filme im Internet und im Kino sowie örtliche Informationsveranstaltungen, die die Botschaft Grönings, „Es gibt kein unheilbar!“, verbreiten. Wenn man in einer der Gruppen mitmacht, kann man die Methode, sich auf den „göttlichen Heilstrom“ einzustellen, erlernen.

 

Warum hat diese Art von „göttlicher Heilkraft“ keinen Platz im christlichen Glauben?
Einerseits hat sich Bruno Gröning zunehmend selber als Erlöser stilisiert – der Heilstrom fließt (nur) durch ihn. Zum anderen gehört zum christlichen Leben auch die Möglichkeit der unheilbaren Krankheit; ein erfülltes Leben ist trotz mangelhafter Gesundheit möglich. Nach christlichem Verständnis ist Krankheit jedenfalls kein Zeichen für eine Trennung von Gott.

Diese und andere Probleme beleuchten Referenten und Referentinnen der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen in Texten der Serie "Weltanschauungsarbeit heute", die ab 29. September 2024 bis Juli 2025 läuft. Jedes Monat wird ein Text zu einem bestimmten Thema veröffentlicht. 

Teil 3: Serie "Weltanschauungsarbeit heute", eine Kooperation der Österreichischen Kirchenzeitungen und der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen.

Autor:
  • Meinrad Föger
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