Graz: Wir bitten um Heilung
Meinung
Nach dem schrecklichen Amoklauf in Graz fragen uns Medien-Kolleginnen und -Kollegen: „Wie geht ihr als katholische Journalistinnen und Journalisten mit diesen Ereignissen um?“
Graz nach dem Amoklauf
Über Eltern, Lehrende, Schülerinnen und Schülter, Verwandte und Freunde fegte der Amoklauf hinweg wie ein Tsunami. Völlig ahnungslos wurden sie überflutet mit Tod, körperlichem, psychischem und seelischem Schmerz. Als SONNTAGSBLATT waren wir nicht direkt „dabei“, und doch wurden wir durch direkte oder mediale Berichte in den Tsunami hineingezogen. Wie viele Menschen ringen wir um einige dieser kleinen Schritte: Zugeben, dass wir Lernende sind: „Wir alle haben das noch nie erlebt“, sagen Menschen, die „direkt dabei“ waren, um zu helfen. Das macht unsere Annäherung an die Geschehnisse vorsichtig und leise.
Graz: Tun, was zu tun ist
Einen Schritt zurücktreten: Über Einzelheiten und Hintergründe wird im großen Stil berichtet. Wir müssen nicht alles konsumieren und vervielfältigen, was andere Medien thematisieren. Wir üben Achtsamkeit.
Einen Halt und eine Haltung für unser Tun suchen: Wir fragen weniger, wie es zur Tat kommen konnte. Wir bemühen uns, Quellen zu öffnen, die helfen, Zerbrechlichkeiten und Abgründe von Menschen hilfreich einzuordnen. Tun, was zu tun ist: Wir machen unsere tägliche Arbeit. Genauer vielleicht als sonst, demütiger und unaufgeregter. Ein Satz von Ilse Aichinger begleitet uns: „Was wir einsetzen können, ist Nüchternheit“.
Bitten um Heilung
Freie Hände haben: Falls wir gebraucht werden, sollen Hilfesuchende uns nicht in Beschäftigung mit den eigenen Befindlichkeiten antreffen. Inmitten des Leids kann ehrliches Mitfühlen zum Humus für frische Hoffnung werden. Barmherzigkeit üben: In den Aufräumungsarbeiten nach einem Tsunami passieren Fehler, Ungenauigkeiten, Kränkungen. Wir suchen nicht das Fehlerhafte, sondern ermuntern jede Hilfsbemühung. Zu Gott tragen: Wir schauen hin zu den Quellen unseres Glaubens und vertrauen darauf, dass es bei aller Erschütterung eine Hand gibt, die mitfühlend begleitet und trägt, sodass wir nicht im Chaos ertrinken. Im Gebet verbunden mit allen Glaubenden, Hoffenden und Liebenden tragen wir das herzzerreißende Geschehen von Graz und auch die vielen tragischen „Tsunamis“ an den anderen Orten dieser Welt hin zu Gott.
Wir bitten um Heilung.
Zur Person
Heinz Finster (64) ist Geschäftsführer des SONNTAGSBLATTES für die Steiermark.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!