Dorothy Day

Ein Herz für Gott und für die Welt
Ausgabe Nr. 3
  • Leben
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Dorothy Day im Jahr 1968. Bis zu ihrem Tod war die Journalistin und Sozialaktivistin Herausgeberin der Zeitung "Catholic Worker". ©CNS photo

In unserer Serie „Die Mystikerinnen“ stellen wir einmal im Monat eine Frau vor, die aufgrund ihrer besonderen Erfahrung mit Gott Spuren in der Geschichte von Kirche und Welt hinterlassen hat. In unserer zwölften Folge schauen wir auf Dorothy Day (1897–1980). Die amerikanische Journalistin, Sozialaktivistin und Mystikerin gilt heute als eine der einflussreichsten Katholikinnen der USA.

Seit dem Jahr 2000 läuft ein Seligsprechungsverfahren für Dorothy Day. Papst Franziskus erinnerte im September 2015 an die Aktivistin, als er vor dem US-Kongress eine Ansprache hielt. „Ihr soziales Engagement, ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit und für die Sache der Unterdrückten waren vom Evangelium, von ihrem Glauben und vom Vorbild der Heiligen inspiriert“, sagte er.

Ihr widersprüchliches Leben war ein Pilgerweg, der ihr alle Härten eines Frauenlebens zu Beginn des 20. Jahrhunderts abverlangte. Dorothy Day kam am 8. November 1897 in Brooklyn, New York, zur Welt. Sie wurde in eine Familie hineingeboren, die ein Biograf als „solide, patriotisch und bürgerlich“ beschrieb. Ihre Eltern gehörten der Episkopalen Kirche an, praktizierten aber kaum. Der Vater war Sportjournalist, seiner begabten Tochter Dorothy – sie hatte drei Brüder und eine Schwester – erlaubte er nicht, zu studieren. Dorothy widersetzte sich, erhielt Hausverbot und musste sich in ihren Jugendjahren ganz auf sich gestellt alleine durchschlagen.

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Die "größte Tragödie" ihres Lebens

Die junge Dorothy beginnt für verschiedene sozialistische Medien zu publizieren und bewegt sich in New Yorks Intellektuellen- und Künstlerszene. Mit Männern hat sie kein Glück. Mehrere Liebesbeziehungen enden tragisch. Einer ihrer Liebhaber, der erfolgreiche Reporter Lionel Moise, droht sie zu verlassen, sollte sie schwanger werden. Als das passiert, verheimlicht sie die Schwangerschaft und entscheidet sich spät zu einer qualvollen Abtreibung. Diese wird Day als die größte Tragödie in ihrem Leben bezeichnen. Von Moise verlassen, stürzt die junge Frau in eine tiefe Krise.

Nach einer kurzen, bald geschiedenen Ehe schreibt sie einen Roman („The Eleventh Virgin“), verkauft die Filmrechte und ersteht mit dem Erlös ein Häuschen in Staten Island, das ihr von da an als Rückzugsort dient.
Hier verlebt Dorothy Day einige glückliche Jahre und lebt mit ihrer großen Liebe, dem Biologen Forster Batterham zusammen. Aufgrund der Abtreibung glaubt sie, nicht mehr schwanger werden zu können. Als sie 1925 ein Kind erwartet, ist sie zutiefst dankbar und sieht darin ein göttliches Zeichen der Vergebung.

Die werdende Mutter fühlt sich immer stärker von der katholischen Kirche angezogen, liest die Bibel und eine Biografie über Franz von Assisi. Der Wunsch, ihr Kind katholisch taufen zu lassen, wird immer größer. Der Vater des Kindes, Forster Batterham, lehnt dies zutiefst ab. An Dorothy Days Annäherung an die katholische Kirche zerbricht letztlich die Beziehung. Dorothy übt sich mit Hilfe der Ordensschwester Aloysia Mary Mulhern immer mehr in den katholischen Glauben ein und lässt ihr Baby im Juli 1927 taufen.

Die Catholic-Worker-Bewegung entsteht

In der Folge arbeitet die Journalistin zunehmend für katholische Zeitungen. Von einem Protestmarsch der Arbeiterschaft in Washington D. C. 1932 berichtend, fragt sie: „... aber wo blieb die katholische Führung bei der Zusammenkunft von Gruppen von Männern und Frauen für die eigentlichen Werke der Barmherzigkeit, an denen die Genossen immer teilgenommen hatten?“ Day, die in ihrer Jugend mit dem Kommunismus sympathisiert hat, kann die Vernachlässigung der Arbeiterklasse durch die katholische Kirche nicht verstehen. Als sie auf den gleichgesinnten Peter Maurin – einen aus Frankreich ausgewanderten katholischen Sozialaktivisten – trifft, gründen sie gemeinsam die Zeitung „Catholic Worker“, die die Anliegen der Arbeiterschaft aus katholischer Sicht aufgreift und bald auf breites Interesse stößt. Zusätzlich zu ihrer Zeitung betreibt Dorothy Day mit Mitstreitern katholische „Häuser der Gastfreundschaft“, um Obdachlose mit Essen und Kleidung zu versorgen. Die Catholic-Worker-Bewegung entsteht und verbreitet sich in ganz Amerika.

Dorothy Day war vielfach und durchaus radikal aktiv, u. a. als Pazifistin und Gegnerin der Atomkraft. Ihr faszinierendes geistiges Erbe wird heute auch von ihren Enkelkindern weitergetragen. Allen, die mehr über Dorothy Day erfahren möchten, sei die vor kurzem erschienene, lesenswerte Biografie „Dorothy Day. (1897–1980)“ von Monika Bauer ans Herz gelegt.

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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