Die ganze Welt in Nazareth
Blick auf die VerkündigungskircheAnlässlich des Festtages Mariä Empfängnis am 8. Dezember, der der eigenen Geschichte Mariens gewidmet ist, blicken wir nach Nazareth. Nicht mehr als 50 Gläubige sind an diesem Mittag in der Verkündigungskirche in Nazareth. Einige haben bereits den Rosenkranz gebetet, die einzelnen Perlen langsam durch ihre Finger gleiten lassend. Jetzt wartet die überschaubare Gruppe auf die Franziskaner, die zum Angelus rufen, dem Mittagsgebet. Im Deutschen ist das Gebet als „Engel des Herrn“ bekannt. Nirgendwo auf der Welt ist man näher am Geschehen des Angelus, denn hier hat der Erzengel Gabriel der jungen Maria gesagt, dass sie ein Kind empfangen wird. Der Rest ist Weltgeschichte.
Die Verkündigungskirche in Nazareth
Das antike Haus Mariens mit einer Länge von sieben Metern, einer Breite von sechs Metern und einer Höhe von drei Metern präsentiert sich unter einem schützenden Neubau, der 1969 im Stil des Brutalismus fertiggestellt wurde. In der oberen Etage ist Platz für Messen der Pilgerinnen und Pilger, wenn sie denn 2025 wieder kommen würden. Gerade eine Messe wurde an diesem Vormittag im November gefeiert. Die bunt gekleidete äthiopische Gruppe mit ihren lebhaften Kindern lebt hier in Israel und gehört der koptischen Gemeinschaft an. Sie sind also auch keine Touristen, wie man vorschnell vermuten könnte.
Über Frieden sprechen
Vor dem Angelus erzählt Pater Amjed Sabbara, wie er und seine 14 Mitbrüder aus der ganzen Welt hier in einer internationalen Klostergemeinschaft der Franziskaner leben. Sie kommen aus Japan, Argentinien, Chile, den USA und Ghana. Pater Amjed selbst stammt aus Jerusalem, ein Bruder lebt jetzt in Jordanien, die Schwester noch immer in der Hauptstadt. Die gemeinsame Sprache der Gemeinschaft hier in Nazareth ist Italienisch, doch der Franziskaner sagt: „Es ist nicht nur die Sprache, es gilt, gemeinsam auszukommen.“ Das versuchen die Ordensleute im Kleinen und dabei tragen sie dazu bei, dass es auch im Großen funktioniert: „Wir müssen über Frieden sprechen. Das ist unser Auftrag als Franziskaner.“ Friede sei eine Kultur und das bedeute Respekt vor dem anderen und nicht, dass es keinen Krieg gebe. Was den 59-Jährigen aber freut: „Die ersten Worte von Papst Leo waren: ‚Der Friede sei mit euch.‘ So warten wir, dass uns der Heilige Vater bald in Nazareth besucht.“
Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
(Johannes 1,14)
Berichte aus Nazareth
Denn nahezu jede katholische Institution im Heiligen Land bedauert, dass derzeit nur die allerwenigsten Pilgerinnen und Pilger nach Israel kommen. Doch die Menschen leben vom Tourismus, seit 2023 gibt es massive Einbrüche, alle spüren das. In die Jerusalemer Franziskanerpfarre kämens nur mehr 35 % der Gläubigen. Man merkt, dass das Pater Abjed Sorge bereitet. So verabschiedet er sich vorsichtig optimistisch: „Wir sind froh, dass Sie hier sind und von Nazareth berichten. Wir hoffen, dass recht bald wieder Touristen und Pilger zu uns kommen.“
Glasfenster aus Österreich
Viele Nationen haben vor der Verkündigungskirche ein Zeichen ihres Glaubens gesetzt. Ein gelbes Glasfenster aus Österreich zeigt eine Darstellung der Magna Mater Austriae, der Gnadenstatue von Mariazell. Deutschland präsentiert sich politisch, indem die Berliner Mauer, die das Land bis 1989 trennte, mit der Gottesmutter gezeigt wird.
Die Kirche des heiligen Josef in Nazareth
Direkt hinter der Verkündigungskirche ist auf einer Anhöhe eine bescheidenere Kirche, die dem heiligen Josef geweiht ist und die ebenfalls von den Franziskanern betreut wird. Die Kirchendecke ist aus Holz, in Erinnerung an Josefs Beruf als Zimmermann. Hier hat die Heilige Familie gelebt, die antiken Ausgrabungen zeugen davon, auch wenn das Haus nach einer Legende von Engeln nach Loreto in Italien geflogen wurde – aber das ist wirklich eine andere Geschichte.
Der Bericht entstand bei einer Pressereise auf Einladung des israelischen Tourismusministeriums.