Der Schneider der Päpste
Filippo SorcinelliWenn Papst Leo XIV. am Altar steht, fällt die Schönheit seiner liturgischen Gewänder ins Auge: edle Kaseln in Weiß, verziert mit kostbaren Borten aus Gold- und Silberfäden – Zeichen der Reinheit und des österlichen Lichts. Das Messgewand, das er bei seiner ersten Messe als Pontifex am 9. Mai trug, stammt aus der Hand des italienischen Designers Filippo Sorcinelli. Der 50-jährige Künstler ist kein Unbekannter im Vatikan: Bereits Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus trugen liturgische Gewänder aus seinem Atelier. Mit Stolz erzählt Sorcinelli, dass Franziskus sogar mit einer von ihm entworfenen Mitra beigesetzt wurde. Doch wer ist dieser Mann, der sich selbst nicht als Modemacher, sondern als „Diener der Schönheit“ versteht?
Der Schneider der Päpste und die Handarbeit
In seinem Atelier im beschaulichen Santarcangelo di Romagna entstehen in Handarbeit Gewänder, die von Bischöfen und Priestern getragen werden. Gemeinsam mit sieben Schneiderinnen fertigt Sorcinelli liturgische Kleidung, die sowohl ästhetisch als auch theologisch durchdacht ist. „Ein Messgewand ist eine Fortsetzung des Glaubens“, meinte der Textilkünstler im Magazin der Zeitung „La Repubblica“. Es gehe nicht um bloße Zierde, sondern um ein sichtbares Zeichen der Würde und des Dienstes.
„Viele schaffen theatralische Kostüme – schön, aber unangemessen.“
Filippo Sorcinelli
Diese Haltung spiegelt sich auch in seiner Kritik an rein dekorativen Entwürfen wider: „Viele schaffen theatralische Kostüme – schön, aber unangemessen.“ Für Sorcinelli ist das Gewand ein Ausdruck innerer Haltung, ein stilles Zeugnis des Glaubens. Seine kunstvollen Kreationen werden von Geistlichen auf der ganzen Welt getragen – darunter von Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus.
„Mein Glaube ist Fundament meiner Arbeit“
Sein Weg begann mit einem Freund, der ihn bat, ein Gewand für seine Priesterweihe zu entwerfen. Dieses fiel dem damaligen Erzbischof Angelo Bagnasco positiv auf – der Beginn einer außergewöhnlichen Karriere. Heute betreibt Sorcinelli den Shop „LAVS“ in unmittelbarer Nähe zum Vatikan, wo er Gewänder sowie Parfums anbietet. Trotz des beruflichen Erfolges ist sein Leben nicht frei von Spannungen. Als bekennender Katholik und Mitglied der italienischen Homosexuellen-Vereinigung Arcigay steht Sorcinelli in einem Spannungsfeld zwischen persönlicher Identität und kirchlicher Tradition. Nach dem Bekanntwerden seiner sexuellen Orientierung gab es Kritik – auch aus konservativen Kreisen. Doch Sorcinelli bleibt seiner Berufung treu: „Mein Glaube ist das Fundament meiner Arbeit.“ In Mondolfo lebt er mit seinem Mann Yuri und sieben Katzen. Die Liebe zur Kunst haben sie gemeinsam. Sorcinelli, der auch ausgebildeter Organist ist, spielt auch heute noch das kirchliche Tasteninstrument mit großer Hingabe.
Gläubiger Katholik und homosexuell: Der Weg des Schneiders der Päpste
In einer Zeit polarisierender Debatten steht Sorcinelli für einen versöhnlichen Weg: Er verbindet Kunst, Glaube und Handwerk zu einer Form der Liturgie, die Menschen berührt – unabhängig von Herkunft, Lebensweise oder Meinung. Seine aktuelle Ausstellung in Mailand trägt den Titel „Art in Respect“ – Kunst mit Respekt. Ein Motto, das auch seine Gewänder durchzieht.
Filmtipp:
Weitere Details über die Arbeit von Filippo Sorcinelli bietet die Arte-Dokumentation „Der Schneider des Papstes“ kostenfrei auf
arte.tv