Ich habe Papst Leo XIV. getroffen
MeinungFür den 22. Mai 2025 war schon vor einem Jahr die Begegnung mit unserem „Chef“, dem Papst geplant worden. Das ist bei den achttägigen Jahresversammlungen der 132 Nationaldirektoren aus aller Welt üblich, denn wir sind ja „päpstlich“, nicht nur dem Namen nach.
Für mich war das schon Routine geworden, seit 2016 durfte ich ihm 24 Mal begegnen. Meine kürzeste Begegnung war 2023, als Franziskus schwer krank war und wir ihm nur die Hand geben durften, nichts sagen. Das dauerte gestoppte 12 Sekunden.
Doch schon das ist sehr viel: Denn würde ein Papst jedem der 1,4 Milliarden Katholiken 12 Sekunden die Hand geben wollen, würde das 532,32 Jahre dauern, ohne Unterbrechung. Im Vatikan-Fernsehen stoppte ich meinen Handshake mit dem Papst: 12 Sekunden… Dem Petrusnachfolger zu begegnen ist immer etwas besonderes!
Papst Leo XIV. im Bild
Zehn Minuten Ansprache von Papst Leo XIV.: Kurz und knackig
Wer hätte noch vor Ostern gedacht, dass wir im Mai ein neuer Papst haben werden? Dass er Amerikaner ist, als Missionar in Peru war und sich Leo XIV. nennen wird?! Erstmals vor einer Papstbegegnung war ich bisschen nervös, denn ich kannte Prevost vorher überhaupt nicht…
Bei Missio hatten wir gleich nach seiner Wahl die Website www.fuerdenpapst.at gestartet. Die tausenden dort eingetragenen Glückwünsche und Gebete trug ich in einem gebundenen Buch mit mir. In der Sala Clementina mussten wir länger warten. Auch solches heiliges Schweigen von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Schwestern und den vatikanischen Mitarbeiterinnen hatte ich noch nie erlebt.
Und dann ging die Tür auf!
Der Auftritt von Leo XIV. war ohne Spektakel, einfach aber würdevoll. Der neue Papst ist kleiner als Franziskus, von der Größe eines Johannes Paul II. Er kam jugendlich beschwingt, lächelnd und winkend.
Und der Papst kam er in seiner kurzen englischen Ansprache sofort auf den Punkt: Wenn man Tag und Nacht für die Weltmission arbeitet und die Resonanz in Pfarren und Gemeinschaften gering ist, dann ist es einfach Balsam, wenn der Papst an das 2. Vatikanum erinnert, wo es heißt, dass seine Missionswerke das „wichtigste Instrument“ für die Weltmission sind. Wertschätzung, das tut gut!
Freilich: Aufgaben hat Leo XIV. auch verteilt: Wir müssen noch mehr in die Pfarren gehen, die Gläubigen noch mehr über Weltmission informieren, noch mehr motivieren. Zehn Minuten Papstansprache: Kurz und knackig, amerikanisch pointiert, peruanisch nüchtern und päpstlich aufbauend.
Gespräch mit dem Papst: „Holy Father, I am from Austria, Vienna!“
Dann kam meine persönliche Begegnung, ich war einer von 150, die Leo XIV. die Hand geben durften, doch das machte ich ein bisschen patschert. Ich war leicht nervös und leider zu sehr darauf fokussiert, dass ein gutes Foto von dem "Wünschebuch" mit dem Papst entsteht.
„Holy Father, we pray for you!“
Das Cover hatten meine Mitarbeiterinnen „fotogen“ gestaltet: mit Österreichfahne und einem großen Schriftzug: „Holy Father, we pray for you!“ Ich stellte mich ganz kurz vor: „Holy Father, I am from Austria, Vienna!“ Dann erklärte ich ihm, dass dieses Buch tausende Wünsche und Gebete für ihn enthält. Und dann war ich frech: „Holy Father, please help Missio Austria, we need you for publicity…“ Ich bat ihn, sich zu einer Kamera hinzudrehen, damit ich das Cover des Buches gut zeigen konnte. Er hat sofort hat mitgemacht. Doch es war mir dann peinlich, weil ich so sehr auf Äußeres fixiert war.
Als ich dann aber die Fotos gesehen habe, wo der Papst mit einem breiten Lachen neben mir und dem Buch stand, hat mich das doch sehr beruhigt. Vor Nervosität hatte ich ihm nämlich zum Abschied das gar nicht in die Hand gegeben, sondern direkt seinem jungen Sekretär daneben. Sein herzliches „Thank you very much!“ hängt mir auch noch im Ohr.
Kardinal Luis Antonio Tagle hatte meine Aktion übrigens auch mit Lachen und einem Daumen-Hoch quittiert.
„Viva il Papa!“ Warum dieser Enthusiasmus?
Am Schluss war noch etwas neu: Wir sind alle eher nüchterne Typen, zwar Priester aber doch ein bisschen abgebrüht. Doch diesmal haben wir wie Teenager mit jugendlicher Euphorie applaudiert und laut gerufen: „Viva il Papa!“ Warum dieser Enthusiasmus? Ich denke, weil Leo XIV. unprätentiös ausstrahlt, dass er einfach „nur“ ein Papst sein möchte, einfach nur der 267. Petrusnachfolger und der 14. Leo. Gott segne sein Pontifikat!
Zur Person
Pater Karl Wallner ist seit 2016 Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!