Carnuntum und das Konzil von Nicäa

Sonderausstellung in Carnuntum
Ausgabe Nr. 30
  • Bildung
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Das Museum Carnuntinum: Die neue Sonderausstellung „1.700 Jahre Konzil von Nicäa“ beleuchtet hier, wie eng Politik und Glaube in der Spätantike miteinander verwoben waren.
Das Museum Carnuntinum: Die neue Sonderausstellung „1.700 Jahre Konzil von Nicäa“ beleuchtet hier, wie eng Politik und Glaube in der Spätantike miteinander verwoben waren. © RSV, Wolfgang Artner

Was hat das Konzil von Nicäa mit Niederösterreich zu tun? Die aktuelle Sonderausstellung in Carnuntum schlägt den Bogen von einem weltgeschichtlichen Ereignis zur regionalen Vorgeschichte und thematisiert Politik und Glaubenswelt in der Spätantike.

Vor 1.700 Jahren, im Sommer des Jahres 325 nach Christus, versammelten sich in der kleinasiatischen Stadt Nicäa (heute Türkei) über 200 Bischöfe und zahlreiche Theologen aus dem gesamten Römischen Reich. Eingeladen hatte kein Geringerer als Kaiser Konstantin selbst. Was dort beschlossen wurde, veränderte die Kirche und die Geschichte Europas: Das Konzil von Nicäa legte mit seinem Glaubensbekenntnis den Grundstein für das christliche Selbstverständnis – und markierte den Beginn einer neuen Epoche, in der das Christentum zur prägenden Kraft des Abendlandes wurde.

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Die Römerstadt Carnuntum

Weniger bekannt ist, dass die Weichen für dieses welthistorische Ereignis bereits Jahre zuvor im heutigen Niederösterreich gestellt wurden. In Carnuntum, einst bedeutende Garnisonsstadt an der Donaugrenze, fand 308 die sogenannte Kaiserkonferenz statt. Dort wurde Konstantins Aufstieg zur Alleinherrschaft vorbereitet – und damit auch sein späteres Engagement für die Kirche.

Die Römerstadt Carnuntum widmet diesem epochalen Zusammenhang nun eine neue Sonderausstellung im Museum Carnuntinum. Unter dem Titel „1.700 Jahre Konzil von Nicäa – Glaubenswelt und Politik der Spätantike“ erhalten Besucherinnen und Besucher Einblick in die Umbruchszeit des 4. Jahrhunderts. Die Ausstellung beleuchtet, wie aus einer verfolgten Minderheit eine staatstragende Religion wurde – und welche politischen Interessen dabei mitspielten.
 

Carnuntum: Großes Glaubensbekenntnis formuliert

Ein Beispiel für römische Handwerkskunst: Kammhelm aus dem 4. Jahrhundert.
Ein Beispiel für römische Handwerkskunst: Kammhelm aus dem 4. Jahrhundert. © RSV, Wolfgang Artner

Ein besonderes Highlight ist ein vollständig erhaltener spätrömischer Kammhelm aus dem 4. Jahrhundert – ein Meisterwerk römischer Handwerkskunst, das erstmals öffentlich gezeigt wird. Weitere Exponate erzählen vom Alltag, den religiösen Vorstellungen und den Spannungen jener Zeit. Im Zentrum der Schau steht das Konzil selbst: In Nicäa wurde nicht nur der Ostertermin festgelegt, sondern vor allem ein theologischer Streit entschieden, der die junge Kirche zu zerreißen drohte. Der Priester Arius hatte behauptet, Jesus Christus sei zwar Gottes Sohn, dem Vater aber untergeordnet. Das Konzil widersprach entschieden – und bekannte sich zur Wesensgleichheit von Vater und Sohn: „gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“. Ein Ausdruck, der bis heute im Großen Glaubensbekenntnis der Kirchen enthalten ist.
 

Ausstellung in Carnuntum

Kaiser Konstantin, der das Konzil moderierte, setzte sich für Einigkeit ein – auch mit politischem Kalkül. Denn das Reich war fragil und eine geeinte Kirche konnte helfen, es zu stabilisieren. So wurde aus einem theologischen Streit ein weltgeschichtlicher Wendepunkt.

Die Ausstellung in Carnuntum macht deutlich: Die Geschichte des Konzils von Nicäa ist nicht nur Kirchengeschichte – sie ist europäische Geschichte. Und sie beginnt näher, als man denkt. 

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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