Zur Moral von KI
Meinung
Was ist KI eigentlich? Vereinfacht gesagt, handelt es sich um Computersysteme, die Aufgaben ausführen können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern.
KI kann kreativ tätig sein
Das Besondere ist, dass diese Systeme nicht mehr starr programmiert werden, sondern sie lernen aus riesigen Datenmengen. KI kann sowohl analysieren als auch „kreativ“ tätig sein. Der Vatikan hat sich bereits mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ein Dokument mit dem Titel „Antiqua et Nova“ – das Alte und das Neue – ruft uns dazu auf, den heutigen Herausforderungen mit alter und neuer Weisheit zu begegnen. Es erinnert uns daran, dass die menschliche Intelligenz ein Geschenk Gottes ist, ein wesentlicher Aspekt unserer Schöpfung als „Abbild Gottes“. Die Kirche betont, dass wir dieses Geschenk verantwortungsvoll nutzen sollen, um die Schöpfung zu bebauen und zu hüten.
KI und Empathie
Ein zentraler Gedanke dieses Dokuments ist, was man als „verkörperten Humanismus“ bezeichnen könnte. Es wird betont, dass keine KI-Anwendung jemals in der Lage sein wird, echte Empathie zu empfinden. Echte Empathie bleibt dem Menschen vorbehalten. Daher ruft uns das Aufkommen der KI dazu auf, eine neue Wertschätzung für alles Menschliche zu entwickeln. Menschliche Intelligenz entwickelt sich organisch. Sie wird geformt durch unzählige leibliche Erfahrungen: durch unsere Sinne, unsere Emotionen, unsere sozialen Interaktionen. KI hingegen hat keinen Körper. Es fehlt ihr die gelebte, persönliche Erfahrung, die jeden von uns einzigartig macht. Deshalb kann KI, auch wenn ihre Fähigkeiten unglaublich erscheinen, nur einen kleinen Teil dessen abbilden, was den menschlichen Geist ausmacht. Sie kann kein moralisches Urteil fällen oder echte Beziehungen aufbauen.
Der Mensch und die KI
Künstliche Intelligenz zwingt uns, neu darüber nachzudenken, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Die Antwort der Kirche darauf kann nicht in Angst oder Ablehnung bestehen, sondern in der Entwicklung einer neuen, zeitgemäßen Soziallehre, die auf dem reichen Erbe unseres Glaubens aufbaut und uns hilft, diese Zukunft weise und menschenwürdig zu gestalten.
Zur Person:
Clemens Cavallin (57) ist Theologe und Kulturphilosoph. Der renommierte schwedische Religionswissenschafter sprach zu dem Thema im September bei einem Vortrag in Stift Klosterneuburg.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!