Weihnachtsfilme, die der Seele guttun

Von der Bibelgeschichte bis zum Western
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Der Film „Es begab sich aber zu der Zeit“ (Originaltitel: „The Nativity Story“) von Catherine Hardwicke zeigt die beschwerliche Reise von Maria und Josef und Jesu Geburt.
©Warner Bros

Weihnachtsfilme sind für viele von uns eine beliebte Tradition in der Vorweihnachtszeit. Welche Streifen besonders sehenswert sind, erzählt die Theologin und Filmexpertin Julia Helmke im SONNTAG-Interview.

Es gibt viele Weihnachtsfilme, die man sich im Advent oder rund um das Weihnachtsfest ansehen kann, aber einige sind besonders sehenswert und gelten als Klassiker. Welche Filme sind das? Wie finde ich aus der Fülle an Filmen den richtigen heraus? Und: Was macht einen guten Weihnachtsfilm aus? Julia Helmke befasst sich im Rahmen des Fachs Christliche Publizistik seit 20 Jahren mit dem Schwerpunkt „Film und Religion“. Im Gespräch mit dem SONNTAG gibt die Theologin aus Hannover Orientierung im medialen Dschungel und zeigt Qualitätsmerkmale auf. Machen Sie es sich auf der Fernsehcouch gemütlich und lesen Sie unsere Tipps für Filme, die Seele und Herz erwärmen, bevor Sie die Fernbedienung in die Hand nehmen!

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Woher kommt denn die Tradition der Weihnachtsfilme?

Julia Helmke: Es gibt unendlich viele Weihnachtsfilme und das hat in den letzten 20, 30 Jahren noch einmal zugenommen. Weihnachtsfilme werden jedes Jahr wieder gezeigt und entwickeln sich so zu einer Tradition. Die Filme, die im Gedächtnis bleiben, sind jene, die den Ton der Zeit getroffen haben.

Was wäre ein Beispiel für so einen traditionellen Weihnachtsfilm?

Julia Helmke: Ein früher Film, den ich auch als Kind gesehen habe, wäre „Ist das Leben nicht schön?“ mit James Stewart aus dem Jahr 1946. Er ist in der Nachkriegszeit gar nicht so gut angekommen, wurde aber in den 1970er-Jahren in den USA im Fernsehen immer wieder gezeigt und hat so seinen Siegeszug unternommen. Es geht um George Bailey (James Stewart), der immer allen geholfen hat und es immer richtiggemacht hat und dann doch vor dem Konkurs steht. Ausgerechnet zu Weihnachten muss er seine Firma, in der er vielen aus dem Ort Arbeit gegeben hat, schließen. Seine Verzweiflung ist so groß, dass er sich das Leben nehmen möchte. In dieser Not begegnet ihm ein Engel (Henry Travers) und dieser zeigt ihm, wie der Ort, wo er lebt, ausgesehen hätte, wenn es ihn, George Bailey, nicht gegeben hätte. Das gibt ihm wieder Lebensmut und er entscheidet sich weiterzuleben. Das zweite Weihnachtswunder im Film ist, dass die Menschen, denen er so viel Gutes getan hat, für ihn sammeln und so der Konkurs der Firma abgewendet wird und alles gut ist. Zu Weihnachten hoffen wir, dass alles gut ist. Das macht viele Weihnachtsfilme aus – dass darin wider Erwarten alles gut wird.

Was macht einen guten Weihnachtsfilm aus?

Julia Helmke: Weihnachten ist ein Zeichen der Hoffnung auf eine andere, bessere Wirklichkeit: Ein Kind wird König. Die Reichen kommen zu dem Armen, die, die am Rande stehen, kommen in die Mitte und über allem steht: Fürchtet Euch nicht! Wie soll das alles in einen Film passen? Ein guter Weihnachtsfilm macht es sich nicht zu einfach. Es geht ja auch um die Fragen: Was ist Heil? Was ist Erlösung? Können wir an einen Gott glauben, der als Kind in einer Krippe zur Welt kommt? Filme, die die Menschen mit ihrer zu Weihnachten oft verwirrten Gefühlslage ernst nehmen, haben das Zeug zum Klassiker.

Welche weiteren Weihnachtsfilme können Sie empfehlen?

Julia Helmke: Ein Film, den ich sehr liebe ist „Tatsächlich Liebe“ (siehe Infokasten). Er zeigt verschiedene Geschichten, in die sich Menschen unterschiedlichen Alters und mit dem, was sie gerade mitbringen, gut einfühlen können. Er ermöglicht eine große Offenheit. Es geht um Liebe, aber auch um Verrat und Einsamkeit. Dass wir zu Weihnachten hoffen, dass alles gut wird, dass Rettung kommt, das zeigt dieser Film. Er ist lustig und doch anspruchsvoll. Er altert nicht, weil man immer wieder Neues darin entdeckt und dieser Film verrät nicht das Wunder der Liebe, das man nicht ganz greifen kann.
Ein ganz anderer empfehlenswerter Weihnachtsfilm ist „Spuren im Sand“ mit John Wayne. Dieser Western orientiert sich an der Motivik der biblischen Weihnachtsgeschichte. Es gibt ein paar raubeinige Westernhelden und eine junge Mutter mit ihrem fast neugeborenen Kind. Die Männer übernehmen Verantwortung für das Kind und verändern sich dadurch. Am Ende stellen sie sich dem Sherriff. Der Film gibt Hoffnung auf Veränderung und Erlösung und ermutigt zur Übernahme von Verantwortung, zugleich ist er ein klassischer Western.
Auch der Film „Es begab sich aber zu der Zeit“ (Originaltitel: „The Nativity Story“) von Catherine Hardwicke ist sehenswert. Er erzählt die biblische Weihnachtsgeschichte noch einmal nach und zeigt die beschwerliche Reise von Maria und Josef und Jesu Geburt.
Viele Weihnachtsfilme beziehen sich auf Charles Dickens – die schönste der zahlreichen Verfilmungen ist „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“. Sie kommt wie ein Kinderfilm daher, zeigt aber die wichtigen Fragen auf: Kann man sich der eigenen Vergangenheit stellen? Wer wird am Ende siegen – der, der böse und geizig ist, oder der, der gut ist? Dass eben doch das Gute siegen kann, dass sich das Herz des Bösen auch verändert und heilt, dieses aber auch einen Anstoß braucht, ist eine Botschaft des Films. Ein weihnachtlicher Filmklassiker für die ganze Familie!

Expertin Julia Helmke

ist evangelische Theologin und Pastorin sowie Professorin für Christliche Publizistik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.

Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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