Vom Winde verweht

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 23
  • Hirtenhund
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©iStock/kharps
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über die Schwierigkeit, den Heiligen Geist greifbar zu machen und die persönliche Reflexion darüber, ob Pfingsten eher eine unbequeme Herausforderung, als eine innerliche Erleuchtung ist.

Der Geist weht, wo er will, heißt es oft lapidar. Gemeint ist der Heilige Geist, der sich nicht wirklich in die Karten blicken lässt. Die einen lässt er kalt, die anderen fühlen sich geradezu entflammt, so dass sie auf Pfingstkongressen entrückt die Hände zum „Worship“ in die Luft werfen. Pfingsten steht also ins Haus – und damit wieder mal die bange Frage, was man tun soll mit diesem so un(be)greifbaren Heiligen Geist. Dargestellt wird er gern als Taube. 

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Religion als "das neue Cool"

Insofern wären wir in Wien wahrlich gesegnet. Schließlich wird die Luft über unserer Stadt laut Wiener Wildtierservice von 50–60.000 Exemplaren bevölkert. Allerdings scheinen nur manche von ihnen den Geist zu transportieren: Auch wenn man sich über einen „starken Anstieg“ auf zuletzt 118 jugendliche Taufbewerber freue, so kämen immer noch 508 Wiener begeisterte Tauben auf einen Täufling. Gern würden unsere hauptamtlichen Hoffnungslotsen diesen Trend verstetigen und den flatterigen Geist in die richtigen (Berufungs-)Bahnen lenken. Entsprechend muss eine Trendwende her, die man derzeit offenbar in angelsächsischen Ländern ausmacht, wo Religion unter Jugendlichen als „das neue Cool“ gilt.

Pfingsten: "Come together"

So wurde es jedenfalls beim „Come together“ mitgeteilt – einer digitalen Plauderstunde für alle Mitarbeitenden der Erzdiözese. Rund 3.000 gibt es davon. Ich fand mich als einer von 36 im Online-Raum ein. In dem wurde mir aber mitgeteilt, wie gut spirituelle Angebote ankommen, wenn sie nur zeugnishaft und authentisch vorgetragen würden. In einer Welt der Verunsicherung würden junge Menschen nach Beziehung, Antwort, Orientierung suchen – gar nach „geistlicher Elternschaft“ und „Brücken ins Mysterium“, wie ein Vertreter der Loretto-Gemeinschaft meinte.  
 

Pfingsten oder die Sache mit dem Geist

Ich klinkte mich aus, weil mich ein seltsames Unwohlsein überkam. Ich habe noch gelernt, dass der Heilige Geist Gemeinschaft stiftet, dass er – biblisch betrachtet – nicht in die persönliche Innerlichkeit führt, sondern hinaus ins Weite, in die Ungewissheit. Exodus. Aufbruch und Risiko. Keine individualpsychologische Seelenmassage für eine vom Winde verwehte labile „Gen Z“, sondern im wahrsten Sinne eine Zu-Mutung. Insofern ist die Sache mit dem Geist, die Sache mit Pfingsten eine Sache, die sich nicht in Fühlen und Zeugnis, nicht in spirituellen Wattewölkchen auflösen lässt, sondern eine höchst unbequeme. Vielleicht werde ich aber auch einfach nur alt, dachte ich still in meinem Körbchen und blickte in den Wiener Himmel, der voller Tauben hing.

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