Unaufgeregt homosexuell

Meinung
Ausgabe Nr. 8
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Markus Muth ist Subregens im Priesterseminar Wien, Sankt Pölten und Eisenstadt. ©Stephan Doleschal

Markus Muth spricht über eine neue Ausbildungsordnung für künftige Priester, welche auch die Zulassung von Kandidaten mit homosexueller Orientierung vorsieht.

Italien hat eine neue Ausbildungsordnung für künftige Priester – ad experimentum für drei Jahre. Für Furore gesorgt hat die Frage der Zulassung von Kandidaten mit homosexueller Orientierung. Vergleicht man die neuen Regelungen mit den vorherigen, so sind die Kriterien für den Ausschluss von der Priesterweihe (und daher von der Aufnahme ins Seminar) gleich, nämlich praktizierte Homosexualität, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen oder Unterstützung der sogenannten Gay-Kultur.

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Ziel der Ausbildung

Nach dieser Aufzählung heißt es: „Wenn man Bezug nimmt auf homosexuelle Tendenzen, ist es im Ausbildungsprozess opportun, die Unterscheidung [discernimento] nicht nur auf diesen Aspekt zu reduzieren, sondern, wie bei jedem Kandidaten, deren Bedeutung im Gesamtrahmen der Persönlichkeit zu erfassen. Das Ziel der Ausbildung im affektiv-sexuellen Bereich ist die Fähigkeit, die Keuschheit des Zölibats als Gabe anzunehmen, sie frei zu wählen und verantwortungsvoll zu leben“ (Nr. 44). Diese Sätze sind neu und wurden daher als die große Öffnung gegenüber Homosexuellen verstanden. Lassen wir die Kirche im Dorf! Ja, die neue Ordnung spricht über Homosexualität unaufgeregter, sie stellt sie in einen größeren Rahmen und sie ist etwas optimistischer, dass homosexuelle Kandidaten das Ziel erreichen könnten, aber sie ist keine grundsätzliche Kehrtwende.

 

Mit Kandidaten auseinandersetzen

Meines Erachtens haben auch die bisherigen Regelungen die Aufnahme Homosexueller nicht gänzlich verunmöglicht, denn die Kriterien 2 und 3 sind alles andere als klar: Ab wann sind homosexuelle Tendenzen tiefsitzend, und wie stellt man das fest? Was genau ist die Gay-Kultur, und wie muss die Unterstützung eben dieser ausschauen, dass sie zum Hindernis wird? Am Ende des Tages wird man sich mit jedem einzelnen Kandidaten ernsthaft und über einen längeren Zeitraum auseinandersetzen müssen, um erkennen zu können, ob er fähig ist, die zölibatäre Lebensform zu leben oder nicht. Selbiges gilt für Heterosexuelle; auch die kann man nicht einfach durchwinken.

Der Kommentar drückt seine persönliche Meinung aus!

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  • Markus Muth
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