Treffen der Katholischen Ostkirchen
„Einheit in Vielfalt“
Bei dem Treffen geht es um „die Zukunft eines vereinten christlichen Europas und den Beitrag der Kirchen zur Förderung von Einheit, Frieden und Stabilität in Europa“, betonte Kardinal Christoph Schönborn im Vorfeld. Wien wurde als Tagungsort gewählt, weil sich heuer zum 250. Mal die Gründung des Wiener Priesterseminars „Barbareum“ für Priesteramtskandidaten der katholischen Ostkirchen durch Maria Theresia jährt (siehe Infokasten). Das Bischofstreffen steht unter dem Generalthema „Einheit in Vielfalt“ und hat sowohl innerkirchliche als auch gesellschaftspolitische Akzente. Mehr als 65 Bischöfe der verschiedenen katholischen Ostkirchen sowie zahlreiche Führungskräfte haben ihr Kommen zugesagt. Prominenteste Teilnehmer sind Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Fülöp Kocsis, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche Ungarns, und Metropolit Jonáš Jozef Maxim, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei. An der Versammlung werden auch der Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, Kardinal Claudio Gugerotti, sowie Erzbischof Gintaras Grušas, Präsident des Rates der Bischofskonferenzen Europas, teilnehmen.
Bischöfe der katholischen Ostkirchen treffen EU-Kommissar
Am 10. September treffen die Bischöfe mit EU-Kommissar Magnus Brunner und Bundesministerin Claudia Plakolm zusammen. Brunner ist in der EU-Kommission auch für den strukturierten Dialog mit den Kirchen und Religionen zuständig, Plakolm verantwortet als Kultusministerin die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und Religionen in Österreich.
Katholische Ostkirchen: Eigenes Kirchenrecht und eigener Ritus
Ausgelöst durch die dramatische Situation im Nahen Osten und in der Ukraine in den vergangenen Jahren sind viele Gläubige katholischer Ostkirchen in den Westen gekommen. Zum einen bedeutete dies große Herausforderungen für diese Kirchen außerhalb ihrer eigentlichen Heimat, zum anderen hat sich zugleich ihre Bekanntheit gesteigert. Als katholische Ostkirchen gelten eigenständige Kirchen, die aus Ortskirchen des östlichen Christentums entstanden sind, also aus orthodoxen oder orientalisch-orthodoxen Kirchen, und im Laufe der Zeit mit Rom eine Union eingegangen sind. Alle katholischen Ostkirchen anerkennen den Papst als Oberhaupt. Sie haben auch ein eigenes Kirchenrecht (Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium). Die katholischen Ostkirchen feiern ihre Gottesdienste nach ihrem eigenen Ritus – dieser kann byzantinisch, westsyrisch, ostsyrisch, koptisch oder armenisch sein.
Besonderheiten der katholischen Ostkirchen
Eine kirchenrechtliche und pastorale Besonderheit sind sogenannte Ostkirchenordinariate, in denen in westlichen Ländern einige der Ostkirchen zusammengefasst sind und unter der Letztverantwortung eines römisch-katholischen Ortsbischofs stehen. Das Ostkirchenordinariat in Österreich zählt rund 20.000 Gläubige unterschiedlicher Kirchen. Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche ist die mit Abstand größte byzantinische katholische Ostkirche in Österreich. Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen (Maronitische Kirche, Armenisch-katholische Kirche, Chaldäische Kirche, Syro-Malankarische Kirche, Syro-Malabarische Kirche und Äthiopisch-katholische Kirche). Es gibt die Zentralpfarre Sankt Barbara in Wien und rund 35 Seelsorgestellen in ganz Österreich. Obwohl als Erzbischof von Wien emeritiert, steht Kardinal Christoph Schönborn den katholischen Ostkirchen als Ordinarius in Österreich vor.
250 Jahre „Barbareum“
Die Griechisch-katholische Kirche ist in Wien seit 1775 präsent. Nachdem Galizien 1772 zur Habsburgermonarchie kam, war diese schlagartig mit drei Millionen unierten Katholiken des byzantinischen Ritus konfrontiert. Das „Barbareum“ wurde 1775 von Kaiserin Maria Theresia gegründet und war eine wegweisende Einrichtung, in der Griechisch-katholische Priesteramtskandidaten aus verschiedenen Teilen der Monarchie gemeinsam ausgebildet wurden. Das „Barbareum“ entwickelte sich rasch zu einem Zentrum des theologischen und intellektuellen Austausches. Trotz dieser rasanten positiven Entwicklung hatte das „Barbareum“ nur eine kurze Lebensdauer: 1784 löste Kaiser Joseph II. das Priesterseminar auf und die Ausbildung des Griechisch-katholischen Klerus wurde von Wien in die neuen unierten Generalseminare von Lemberg und Eger verlegt. Gleichzeitig errichtete der Kaiser für die Galizier die Griechisch-katholische Zentralpfarre Sankt Barbara in Wien.
Termintipp:
Göttliche Liturgie mit den katholischen Ostkirchen am 10. September um 18:00 Uhr im Stephansdom.