Papst-Rückkehr nach Castel Gandolfo

Päpstliche Sommerresidenz
Ausgabe Nr. 24
  • Papst
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Die Gärten von Castel Gandolfo wurden seit Urban VIII. von so manchem Papst der Sommerhitze von Rom im Juli und August vorgezogen.
Die Gärten von Castel Gandolfo wurden seit Urban VIII. von so manchem Papst der Sommerhitze von Rom im Juli und August vorgezogen. ©iStock/MariaUspenskaya

Seit 1626 zog es die Päpste im Sommer in die Albaner Berge bei Rom. Doch Franziskus setzte der Tradition ein Ende. Gibt es unter Leo XIV. ein Comeback?

Es ist kurz vor elf Uhr zu Christi Himmelfahrt am 29. Mai, als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet: Der neue Papst besichtigt die Gärten des 55 Hektar großen Geländes, das seit dem 27. Mai 1604 dem Heiligen Stuhl gehört. Im Nu füllt sich die Piazza della Libertà vor dem Papstpalast mit Schaulustigen, Laden- und Lokalbesitzern. Kurzzeitig kommt das kommerzielle Dorfleben komplett zum Erliegen. Denn vielleicht wird Robert Francis Prevost, seit 8. Mai Papst Leo XIV., sogar vom Balkon „seines“ Palastes die Menschen grüßen. Auch Maurizio, Inhaber der Weinstube direkt gegenüber der Papstresidenz, steht auf dem Platz und wartet.

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Franziskus kam nicht nach Castel Gandolfo

Vergeblich. Denn an diesem Tag ist der Papst privat ins Dorf in den Albaner Bergen, etwa 25 Kilometer südöstlich von Rom, gekommen. Statt des Portals hat er einen Seiteneingang benutzt. Nur die Kinder der benachbarten Schule bemerken den Gast und rennen zum schwarzen Minivan, wo der Pontifex vom Beifahrersitz aus lächelnd grüßt. Seit Urban VIII. (1623–1644) ab 1626 nahmen die meisten Päpste in der Sommerresidenz traditionell im Juli und August ein paar Wochen Auszeit von Rom. Gleich mehrfach im Jahr legten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. dort einen Boxenstopp ein. Doch Papst Franziskus kappte die Tradition. Aus der Papstresidenz machte er ein Museum. Im Park gründete er 2023 eine ökologische Hochschule namens „Borgo Laudato si‘“.

Castel Gandolfo hofft auf Leo XIV.

Gegen all dies hat man in Castel Gandolfo wenig einzuwenden. Doch mit dem päpstlichen Urlauber verlor der Ort auch Glanz und Einnahmen. War der Papst hier, strömten früher Touristen und Gläubige regelrecht in den Ort. Nun hoffen viele, dass der päpstliche „Zirkus“ seine Zelte wieder hoch über dem Vulkansee aufschlagen wird. Auch die Menschen in Castel Gandolfo seien irgendwie „Kinder des Papstes“, meint Maurizio. „Papst Franziskus hat uns 2013 als Waisen zurückgelassen“, sagt der erfahrene Gastronom. „Aber jetzt haben wir einen neuen Heiligen Vater, und er interessiert sich für uns.“

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  • KAP/Sabine Kleyboldt/red
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