Nahtoderfahrungen: Ein Beweis für ein Leben nach dem Tod?

Thema Weltanschauungsarbeit
Ausgabe Nr. 47
  • Spiritualität
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Berichtet wird unter anderem vom Durchqueren eines Tunnels. ©pixabay/Thama66

Nahtoderfahrungen sind außergewöhnliche Bewusstseinszustände, die in lebensbedrohlichen Situationen auftreten können. Oft sind sie auch aus wissenschaftlicher Sicht besonders interessant bei Koma-Patienten. Diese haben manchmal trotz Herzstillstands intensivste Erlebnisse, die sie nach ihrer Reanimation als einzigartig, unbeschreiblich und realer als ihre gewöhnlichen Erfahrungen schildern.

Berichtet wird von plötzlicher Schmerzfreiheit, von Emotionen wie Glück und Freude, vom Verlassen des Körpers, vom Durchqueren eines Tunnels, von der Begegnung mit einem strahlenden Licht oder auch einem Lichtwesen voller Güte und Wohlwollen, von einer Schau und ethischen Bewertung des Lebens, von Begegnungen und Austausch mit Verstorbenen, von einer Grenze, nach deren Überschreiten es kein Zurück gegeben hätte und schließlich von der oft als enttäuschend erlebten Rückkehr in den kranken und schmerzenden Körper.

Nahtoderfahrungen gibt es in allen Kulturkreisen. Sie sind in dem, was erlebt wird, stark geprägt von den jeweils herrschenden kulturellen und religiösen Vorstellungen, aber abgesehen von Ausnahmen im Großen und Ganzen Variationen der skizzierten Grundelemente.

Neurobiologen versuchen, diese Erlebnisse mit den Mitteln ihrer Wissenschaft zu erklären. Das ist auch für zahlreiche ihrer Komponenten möglich, die Gesamterfahrung und viele Einzelheiten entziehen sich aber neurobiologischen Modellen. Insbesondere ist völlig unverständlich, wie es klar bewusste Prozesse geben kann, wenn der Zustand des Gehirns zu einem totalen Bewusstseinsverlust führen müsste. Zudem sind nicht selten „übersinnliche“ paranormale Vorgänge im Spiel, etwa von den Patienten im Koma gemachte Beobachtungen der Umgebung.  

So bleiben also Nahtoderfahrungen teilweise ein wissenschaftliches Rätsel. Sind sie deshalb ein Beweis für ein Leben über den Tod hinaus? Diese Einschätzung wäre ein Kurzschluss, denn eine Nahtoderfahrung ereignet sich vor dem endgültigen Tod und erlaubt deshalb keinen Schluss auf eine Existenz nach ihm. Es gibt aber doch sehr zu denken, dass sich die geistig-seelische Dimension der menschlichen Person im Sterben zu so weitgehender Unabhängigkeit von der leiblich-materiellen Basis aufschwingt. So mögen Nahtoderfahrungen doch eine Vorwegnahme dessen sein, worauf wir durch den Tod hindurch zugehen.

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Bernhard Wenisch ist Theologe und Psycho­ana­lytiker und Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen. ©privat

Fragen an Bernhard Wenisch (Theologe und Psycho­ana­lytiker)

Erscheinen bei Nahtoderfahrungen „wirklich“ Verstorbene?

Wenisch: Im Allgemeinen entspringen solche Visionen bewussten und unbewussten Vorstellungen der erlebenden Person. Wenn diese aber vom Tod des Erscheinenden und dem von ihm Mitgeteilten nichts wusste und das alles verifizierbar ist, kann man auf parapsychologische Theorien zurückgreifen (außersinnliche Wahrnehmung der mitgeteilten Inhalte), die freilich oft wenig überzeugen. So bleibt die Frage teilweise offen.

Haben Nahtoderfahrungen mit dem Glauben zu tun?

Wenisch: Besonders die Elemente „Begegnung mit dem Licht-Wesen“, „Lebensrückschau“, „Begegnung mit Verstorbenen“ kann man als Hinweise auf Inhalte der christlichen Hoffnung auf das ewige Leben und als deren Bestätigung einschätzen.

Autor:
  • Bernhard Wenisch
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