Vatikan: Was bringt die Synode?

P. Bernhard Eckerstorfer
Ausgabe Nr. 43
  • Meinung
Autor:
Vatikan ist Mittelpunkt der Weltsynode. ©Andrea Piacquadio
Der Rektor der Benediktiner-Hochschule in Rom, P. Bernhard Eckerstorfer OSB, teilt mit den Leserinnen und Lesern seine Meinung über die Synode. ©Stift Kremsmünster

Erfahren Sie, wie Papst Franziskus die Kirche revolutioniert und warum eine Umkehr notwendig ist. Dazu P. Bernhard Eckerstorfer, Rektor der Benediktiner-Hochschule Sant’Anselmo in Rom.

Auf dem Aventin, einem der sieben Hügel Roms, führen wir Benediktiner ein Päpstliches Athenäum, an dem 670 Studierende aus 70 Ländern studieren. Auf der anderen Seite des Tibers findet eine der entscheidendsten Versammlungen der Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil statt.

Das Geschehen ist für mich beinahe täglich ein Thema. Journalisten suchen nach Einschätzungen. Bischöfe, Delegierte und Experten nehmen die Gelegenheit wahr, in Rom alte Kontakte aufzufrischen und neue zu knüpfen, durch offizielle oder informelle Treffen. Mein Eindruck ist, dass die 450 Teilnehmenden eine Erfahrung machen, die Begeisterung auslöst. Das Miteinander soll in den nächsten Monaten in die weltweiten Ortskirchen getragen werden. Denn so wie der persönliche Glaubensweg muss auch das kirchliche Leben immer neu vom Geist entfacht werden. Das will Papst Franziskus mit der Synode bewirken.

In dieser Synode geht es um das Kirche-Sein selbst. Die Kirche ist Gemeinschaft und alle in ihr empfangen den Glauben und geben ihn weiter. Wie kann diese Grunddynamik der Kirche gestärkt werden? In seinem ersten Apostolischen Schreiben hat der erste nichteuropäische Papst klar gemacht: „Ich träume von einer missionarischen Entscheidung, die fähig ist, alles zu verwandeln“ (Evangelii gaudium, Nr. 27). Wer verstehen will, was die Synode bringen soll, muss von dieser Perspektive ausgehen. Der Papst warnt vor einer „selbstreferentiellen Kirche“, die vor allem mit sich selbst beschäftigt ist und sich in Strukturdebatten verliert. Ich denke, auch in der deutschsprachigen Öffentlichkeit sollte die Kirche mehr mit Gott als mit internen Kirchendiskussionen in Verbindung gebracht werden.

Die Rezeption der Synode wird zeigen, ob es gelingt, das Feuer, das hier in Rom spürbar ist, weiterzutragen. Die Redebeiträge fanden im geschützten Raum des gegenseitigen Zuhörens statt, wo es nicht um das Durchsetzen festgefahrener Positionen ging. Das zentrale Anliegen ist, wie Christus neu in den Herzen der Menschen – angefangen bei uns – Wurzel schlagen kann. Es wäre schade, den Erfolg der Synode daran zu messen, ob eingefahrene Überzeugungen Einzelner sich in den Abschlusstexten finden oder nicht. Wir brauchen eine individuelle und kollektive Umkehr: Je mehr wir Gottes Geist Raum geben, desto mehr geht die Kirche einen Weg, der zu ihm führt.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

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