Weltsynode: Hoffnung auf Veränderung im Vatikan

Klara-Antonia Csiszar
Ausgabe Nr. 39
  • Meinung
Autor:
Fast jede siebte Stimme bei Weltsynode ist weiblich. Eine davon ist Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar aus Linz. ©Gotta Be Worth It
Die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar. ©ÖOK/emw

Entdecken Sie die Perspektive von Klara-Antonia Csiszar zur Weltsynode in Rom. Ein historischer Moment, in dem Laien erstmals ein Stimmrecht erhalten. Wie dieser Schritt die Zukunft der Kirche beeinflussen könnte.

Die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar ist Beraterin bei der Weltsynode in Rom. 

Ich lasse mich überraschen. Stellen sie sich vor, Laien werden das erste Mal ein Stimmrecht haben! Die Bischofskonferenzen durften Personen vorschlagen, die ein Stimmrecht bei der Versammlung erhalten. Ich weiß, hierzulande ist man damit sehr unzufrieden. Anderorts ist man hingegen begeistert. Wie die Kontinente ihre Versammlung vorab abhielten, war auch die Entscheidung der zuständigen kontinentalen Bischofskonferenzen, nur die Fragen kamen aus Rom. Ja, es mag sein, dass für den deutschsprachigen Raum vieles  unprofessionell war. Viele haben auch das Fehlen einer Abstimmung bemängelt. Wäre es zu einer Abstimmung gekommen, wären aber viele Themen nicht im Dokument enthalten. Alle, die sich mit Reformprozessen beschäftigen, kennen diese Dynamiken, die gerade in der Weltkirche stattfinden. Der deutschsprachige Raum mit seinen Erfahrungen ist wichtig für die Weltkirche. Ich wünsche allen Teilnehmenden, dass sie mit viel Vertrauen ihre Erfahrungen und ihr theologisches Wissen mit Freude in die Beratungen einbringen. Das soll immer ohne Vorurteile, ohne Besserwisserei erfolgen.

Ich hoffe, dass es gelingt, auf die Diversität der Kirche zu schauen, sie zu schätzen und diese auch in ihrer Schönheit sichtbar zu machen – und nicht im Kampf. Ich hoffe, dass Aggressivität und Arroganz außen vor bleiben und wirklich der gemeinsame Weg trotz der Unterschiede so gelingen wird, dass am Ende viele sagen werden, dass es für die Zukunft der Kirche eine wichtige Versammlung war. In Europa sehe ich überall mehr Skepsis als Hoffnung. In Asien und  Lateinamerika ist die Freude sehr groß, dass die Weltkirche unterwegs ist. Wir Europäer sind da zu sehr selbstfixiert und wollen den Erfolg haben, wollen Ergebnisse sehen – und möglichst so, wie wir uns das vorstellen. Im synodalen Prozess geht es aber auch immer darum, Spannungen auszuhalten, Unterschiede kennenzulernen, zu unterscheiden und im Vertrauen von einem Standpunkt A und von einem Standpunkt B zu einer Zukunft C zu kommen. Unter Zukunft C verstehe ich, dass wir uns auf etwas Neues einlassen, wobei dieses Neue im Zuhören entsteht und in der Begeisterung für das Projekt Gottes mit dieser Welt. Es geht darum, wie wir als Kirche nahe bei den Menschen sein können, wie wir die schöpferische und die heilende Liebe Gottes in der Welt erfahrbar machen können, statt Menschen zu korrigieren, zu verurteilen oder sogar auszuschließen.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!

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