Mit dem Audioguide Religion entdecken

Religiöse Führungen
Ausgabe Nr. 41
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Der Audioguide soll laut Religionswissenschaftlerin Katharina Limacher die Vielfalt der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts für ein interessiertes Publikum zugänglich machen.
Der Audioguide soll laut Religionswissenschaftlerin Katharina Limacher die Vielfalt der wissenschaftlichen Arbeit des Instituts für ein interessiertes Publikum zugänglich machen. ©Universität Wien

Der Audioguide der „Vienna Doctoral School of Theology and Research on Religion“ an der Universität Wien bietet bei einer Führung mit zwanzig Stationen durch die Wiener Innenstadt Informationen zum religiösen Wien. Ein Interview mit der Projektleiterin Katharina Limacher.

Die Religionswissenschaftlerin und Soziologin Katharina Limacher hat gemeinsam mit ihrem Team einen Audioguide entwickelt. Dieser lädt zu einem Stadtrundgang ein, bei dem die religiöse Geschichte und Gegenwart Wiens anhand von Themen entdeckt werden kann, die derzeit von Doktorandinnen und Doktoranden an der Universität Wien erforscht werden. Der Audioguide ist unter dem Titel „Exploring Vienna’s Religious Tapestry“ auf der Website verfügbar und kann entweder über einen QR-Code auf das Handy geladen oder über die izi-Travel-App angehört werden.

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Die Idee zum Audioguide

Wie sind Sie gerade auf einen Audioguide für religiöse Führungen durch Wien gekommen?

Umgesetzt wurde das Projekt hauptsächlich mit Doktorandinnen und Doktoranden aus der „Vienna Doctoral School of Theology and Research on Religion“, die ich koordiniere. Unsere wissenschaftliche Arbeit hat selten eine Außenwirkung. Über unsere Arbeit lesen in erster Linie Fachkolleginnen und Fachkollegen, aber nicht die breite Öffentlichkeit. Der Audioguide war unsere Idee für eine innovative Form der Wissenschaftskommunikation, die unsere interne Themenvielfalt präsentiert. Zur „Doctoral School“ gehören verschiedene Disziplinen der Religionsforschung wie Religionswissenschaft, Judaistik oder Islamwissenschaft sowie unterschiedliche Theologien wie katholische, evangelische, orthodoxe oder islamische Theologie. Diese Bandbreite wollten wir nach außen tragen. Und zwar in einer Art, die auch für ein interessiertes Publikum und nicht nur für Expertinnen und Experten zugänglich ist.

Audioguide für religiöse Führungen in Wien

Worüber informiert der Audioguide?

Der Audioguide informiert nicht nur über das christliche Erbe Wiens und vieler Wiener Sehenswürdigkeiten, sondern auch über Aspekte des Judentums und des Islams oder Religionen asiatischen Ursprungs und ihre Geschichte in Wien und Österreich. Weil wir aber religiöse Diversität und Religionsgeschichte im ersten Bezirk nicht umfassend darstellen können, mussten wir uns gewisse Einschränkungen auferlegen. Und selbst damit dauert die Tour relativ lange: Wenn man die gesamte Tour absolvieren möchte, umfasst diese 20 Stationen.

Wir wollten uns auf den ersten Bezirk konzentrieren, weil da tatsächlich viele Touristinnen und Touristen unterwegs sind. Und weil er theoretisch auch für Menschen, die vielleicht nicht so gut zu Fuß sind, begehbar ist. Der erste Bezirk ist stark christlich geprägt. Das ist historisch bedingt. Hier finden wir zum Beispiel keine Moschee und kein Denkmal, das direkt mit dem Islam zu tun hat. Eher findet man negative Darstellungen, die sich auf das Osmanische Reich beziehen. Und das haben wir dann auch bewusst zum Thema gemacht: Ausgehend von dieser mangelnden Repräsentation sprechen wir über die Geschichte des Islam in Österreich. Zum Judentum findet sich mehr im ersten Bezirk, da dieser stellenweise auch ganz stark jüdisch geprägt ist. Wir gehen im Guide auch auf die Geschichte des Judentums als eine Geschichte unterschiedlicher Formen von Repression und Verfolgung ein. Auf dem Judenplatz liegt unser Fokus nicht auf dem Holocaustdenkmal, weil es da bereits vieles dazu gibt, sondern auf einem Relief, das an der Wand des Hauses „Zum großen Jordan“ hängt und eine lateinische Inschrift trägt, die sehr stark judenfeindlich ist und bei der jegliche Kontextualisierung vor Ort fehlt. Anhand dieses Zugangs wollen wir die problematische Involvierung des Christentums in diese antijüdische Stimmung durch die Jahrhunderte beleuchten. Und dann haben wir noch zwei weitere Features zum Judentum: Einmal bei der Stiege zur Ruprechtskirche, weil man da auf den zweiten Bezirk hinüberschaut und dort die heutige Infrastruktur des Judentums größtenteils beheimatet ist. Und das andere beim Stadttempel in der Seitenstettengasse, der ein Fixpunkt des jüdischen Lebens lange Zeit war und ist.

 

Wer ist die Zielgruppe des Audioguides?

Der Audioguide richtet sich an ein interessiertes Publikum. Wir möchten Menschen erreichen, die sich von Religion in all ihren Facetten angesprochen fühlen und offen dafür sind, bekannte Orte aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Welche Herausforderungen gab es bei der Erstellung des Audioguides?

Einerseits war es schwierig, auszuwählen, worauf wir den Fokus legen sollten, um gleichzeitig einen möglichst umfassenden Einblick in die Forschungsthemen zu ermöglichen. Auch war es uns ein Anliegen, beispielsweise bei der Figur am Palais Montenuovo, nicht bloß über die negative oder stereotype Darstellung des Osmanischen Reiters zu sprechen, sondern auch die aktuelle Situation des Islam in Österreich in adäquater Art und Weise zu thematisieren. Gleichzeitig sollten die einzelnen Stationen mit den Forschungsthemen der Doktorandinnen und Doktoranden in Verbindung stehen. Deshalb gibt es auch zwei Features zum Stephansdom: Eines davon befasst sich mit dem Innenraum aus einer liturgiewissenschaftlichen Perspektive und das andere mit dem Klang der Glocken, um so die Bedeutung von Klang und Musik in eben diesem theologischen Kontext zu ergründen.

Audioguide in englischer Sprache

Wie ich gesehen habe, ist die Audiotour derzeit nur auf Englisch erhältlich. Ist eine deutsche Version geplant?

Ja, das ist geplant. Gerade sammeln wir Geld, um die deutsche Übersetzung einsprechen zu lassen. Wir haben uns für die englische Version darauf konzentriert, eine gute Sprecherin zu finden, die Muttersprachlerin ist, damit der Guide möglichst ansprechend ist. Alternativ hätten wir auch mehr Geld in die App investieren können, haben uns aber stattdessen für die izi.Travel-App entschieden, die gratis zugänglich ist und über alle für uns wichtigen Features verfügt.

 

Warum war die erste Sprache nicht Deutsch, sondern Englisch?

Anfang Juli hat an der Universität Wien eine große Konferenz der „European Academy of Religion“ stattgefunden. Da sind rund 1.200 Theologinnen und Theologen und Religionsforscherinnen und -forscher aus aller Welt nach Wien gekommen. Wir haben diese Konferenz zum Anlass genommen, den Audioguide für ein internationales, interessiertes Publikum zu lancieren, und hoffen, dass der Audioguide auf Englisch möglichst vielen Menschen zugänglich ist.

Täglich 15 bis 20 Zugriffe auf den Audioguide

Gibt es die Möglichkeit, zu sehen, wie oft die App verwendet wurde?

Es gibt im Backend der App eine Statistik, die das zeigt. Rund um die Konferenz oder um mediale Berichterstattung gab es viele Zugriffe. Die App kommt aber im Durchschnitt auf nicht mehr als 15 bis 20 Aufrufe pro Tag.

©Universität Wien

Wo finde ich den Audioguide?

Den Audioguide „Exploring Vienna’s Religious Tapestry“ finden Sie über die izi.Travel-App oder den QR-Code auf der Website

Autor:
  • Cornelia Grotte
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