Mehr als die drei „K“ – „Kinder, Küche, Kirche“
80 Jahre Frauenbewegung
Hermine Müller wurde vor 46 Jahren Mitglied der Katholischen Frauenbewegung der Pfarre Mannersdorf an der March, sie war Pfarrleiterin und ist vor kurzem in das Team der Diözesanleitung der Frauenbewegung kooptiert worden. „Die Katholische Frauenbewegung hat sich in diesen 80 Jahren zeitgerechte sowie zukunftsweisende Ziele gesetzt. Viele davon haben noch heute Bestand“, zählt Müller auf: „Soziale Gerechtigkeit und Engagement für Benachteiligte in Gruppen und in der Welt durch Aktionen wie etwa Suppentag, Weltgebetstag und Familienfasttag.“ Auch möchte die Frauenbewegung „dazu beitragen, dass Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft gleichberechtig und gerecht behandelt werden“, sagt sie. Wie jüngere Frauen für die Katholische Frauenbewegung begeistert werden können? Müller: „Mit den einfachsten und freundlichsten Methoden und Wegen: zugehen, ansprechen, zuhören und einladen.“ Müllers Resümee über ihr fast fünfzigjähriges Engagement in der Frauenbewegung: „Es ist ein Auftrag, aber auch eine schöne Erfahrung, in dieser Gemeinschaft mit anderen Frauen zu feiern, zusammenzuarbeiten, gemeinsame Ziele auszuarbeiten, durchzuführen und auch zu erreichen.“
Frauenbewegung: Für eine frauengerechte Spiritualität
Christine Saliger ist seit 1987 bei der Katholischen Frauenbewegung der Pfarre Penzing (Wien 14). „Damals wurde ich als Tischmutter angeworben und ich konnte mich mit den Grundprinzipien gut identifizieren: in einer Gemeinschaft von Frauengruppen gute Gespräche führen, sich in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einbringen, mit Frauen solidarisch sein, denen es nicht so gut geht und sich für Akzeptanz und Toleranz einsetzen“, erzählt sie. Früher waren in der Katholischen Frauenbewegung die „drei K – Kinder, Küche, Kirche“ vorherrschend. Heute gehe es vermehrt um „die Vernetzung mit anderen Frauen und Frauenorganisationen, den Blick über den Tellerrand, Klima- und Entwicklungsfragen, Frauen in Kriegsgebieten, soziale Ungerechtigkeiten, die Kluft zwischen Arm und Reich, Frauenarmut, unbezahlte Care-Arbeit, Frauengesundheit und den Zugang der Frauen zu Weiheämtern“. Hier warte „noch sehr viel Arbeit“. Jüngere Frauen könnten „durch eine frauengerechte Theologie und Spiritualität, durch mehr Einbindung von Frauen in leitende Aufgaben innerhalb der Kirche und durch eine kreative Frauenliturgie“ angesprochen werden.
Junge Frauen bestärken mit der Frauenbewegung
„Es war für mich als junge Frau ganz klar, der Katholischen Frauenbewegung beizutreten und mich in unserer Pfarre Sankt Peter am Neuwald im Wechselgebiet zu engagieren“, sagt Martina Secco. Als Themen für die Zukunft zählt sie auf: „Junge Frauen zu bestärken, in Kirche und Gesellschaft mitzugestalten. Bildungsangebote, besonders für junge Mütter. Angebote für junge Mädchen schaffen. Gleichberechtigung in Kirche und Beruf. Faire Arbeitsbedingungen – soziale Gerechtigkeit. Gewaltprävention – besonders in den Familien. Frauenprojekte gemeinsam mit anderen Organisationen. Gesundheitsthemen.“ Und, so Secco, „den Kampf für Frauen in Leitungsfunktionen innerhalb der katholischen Kirche weiter zu kämpfen“.
Warum und seit wann engagieren Sie sich in welcher Pfarre in der Katholischen Frauenbewegung?
Hermine Müller: Die Katholische Frauenbewegung ist ein wichtiger Teil der katholischen Kirche, der sich für die Rechte, die Förderung und Beteiligung von Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft einsetzt. Ich habe mich schon vor 46 Jahren für die Katholische Frauenbewegung interessiert und in die Katholische Frauenbewegung als Mitglied einschreiben lassen; Pfarre Mannersdorf: Mitglied nach einiger Zeit als Pfarrleiterin tätig, weiterer Schritt Dekanat Gänserndorf: in der Dekanatsleitung als Stellvertreterin und jetzt vor kurzem in das Team der Diözesanleitung der Frauenbewegung in der Erzdiözese Wien kooptiert worden.
Christine Saliger: Ich bin seit 1987 bei der Katholischen Frauenbewegung. Damals wurde ich als Tischmutter angeworben und ich konnte mich mit den Grundprinzipien gut identifizieren: In einer Gemeinschaft von Frauen(gruppen) gute Gespräche führen, sich in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einbringen, mit Frauen solidarisch zu sein, denen es nicht so gut geht, wo es nötig ist, sich für Akzeptanz und Toleranz einsetzen. Meine Pfarre ist Sankt Jakob in Penzing. Leider hat sich die Situation unserer kfb-Gruppe seit dem Flüchtlingsansturm 2015 negativ verändert. Alle Gruppenräume unserer Pfarre wurden damals für die Flüchtlinge gebraucht und wir haben sie danach nicht mehr zurückbekommen. Wir sind von 35 auf 15 Frauen geschrumpft und treffen uns nur noch in Kleingruppen im Café oder beim Heurigen zur Unterhaltung. Aber eine kleine tüchtige Gruppe ist noch sehr aktiv für den Familienfasttag mit Suppe-to-go in der Fastenzeit und ich bringe mich als Wien-Delegierte für den ökumenischen Weltgebetstag ein.
Martina Secco: Es war für mich als junge Frau ganz klar, der Katholischen Frauenbewegung beizutreten und mich in unserer kleinen Pfarre Sankt Peter am Neuwald im Wechselgebiet zu engagieren. Meine Mutter war mir da ein großes Vorbild. Begeistert war und bin ich noch immer davon, dass alle Generationen von Frauen unentgeltlich zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen - sowohl auf Pfarrebene als auch privat. Seit 1998 als Stellvertreterin und seit 2017 als Obfrau meiner Vorgängerin Marianne Schlinter sehe ich meine Aufgabe darin, gemeinsam mit meinem Team Claudia Pölzlbauer und Julia Tauchner und Frauen aller Altersstufen Brauchtum zu pflegen, kirchliche Feste, Feiern, Renovierungsarbeiten, kulinarische Veranstaltungen, Regionaltreffen, Ausflüge, Sozialaktionen, Pilgerwanderungen vorzubereiten und auch durchzuführen. Ich wollte und werde mich weiterhin aus Leidenschaft dafür engagieren.
Welche Stärken hat die Katholische Frauenbewegung, wo gibt es eventuelle Schwächen?
Hermine Müller: Die Katholische Frauenbewegung hat sich Jahre hindurch viele Ziele gesetzt, ausgearbeitet und ausgeführt. Zeitgerechte sowie zukunftsführende Ziele. 80 Jahre lang – jede Zeit verlangte und verlangt ihre Modalitäten. Aber viele davon haben noch heute Bestand. Soziale Gerechtigkeit und Engagement für Benachteiligte in Gruppen und in der Welt: Unterstützung durch Aktionen wie beispielsweise Suppentag, Weltgebetstag und Familienfasttag sind dafür ein sichtbares Zeichen und Aktionen der KFB. Förderung von Gleichberechtigung und Gerechtigkeit: Sie möchte dazu beitragen, dass Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft gleichberechtig und gerecht behandelt werden. Stärkung der Rolle von Frauen in der Kirche. Sowohl regelmäßige Beteiligung als auch die sichtbare Mitwirkung – ist aber noch auf dem Wunschzettel oder besser gesagt auf „Kurs“ …
Christine Saliger: Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen Stadt und Land hier wesentlich. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich und die Situation der Frauen hat sich seit der Gründung der Katholischen Frauenbewegung sehr gewandelt. Damals war der Bildungsauftrag und die Stärkung der Persönlichkeit stark im Vordergrund, aber die drei „K“s – „Kinder, Küche, Kirche“ – haben heute nicht mehr den Stellenwert. Aber die Vernetzung mit anderen Frauen und Frauenorganisationen, der Blick über den Tellerrand, Klima- und Entwicklungsfragen, Frauen in Kriegsgebieten, soziale Ungerechtigkeiten, die Kluft zwischen Arm und Reich, Frauenarmut, unbezahlte Care-Arbeit, Frauengesundheit, der Zugang der Frauen zu Weiheämtern – all diese ungelösten Probleme zeigen, dass noch sehr viel Arbeit wartet. Vorsichtig optimistisch hoffen wir auf Fortschritte mit der Politik der kleinen Schritte!
Martina Secco: Stärken der Katholischen Frauenbewegung: Für Kirche, Gesellschaft und auch Politik ist dieses starke Gefüge der Katholischer Frauenbewegung von großer Bedeutung - auch international. Das Engagement jeder einzelnen Frau in allen Funktionen ist nach wie vor sensationell! Schwächen der Katholischen Frauenbewegung: Leider bleibt die Katholische Frauenbewegung in der kirchlichen Machtstruktur ohne echten Einfluss - Frustration vieler Frauen! Forderungen von Frauen an Leitungsämtern stoßen in der katholischen Kirche auf große Hürden. Es gelingt sehr schwer, jüngere Frauen für die langfristige Mitarbeit zu gewinnen, da kirchliche Themen nicht mehr zeitgemäß sind. Ein größerer Teil des Mitgliedsbeitrages müsste den Katholischen Frauenbewegungen der einzelnen Pfarren zur Verfügung stehen.
Mit welchen Themen können junge Frauen für die Katholische Frauenbewegung begeistert werden?
Hermine Müller: Frauen in die Gemeinschaft zu gewinnen: interessierte Frauen sowie suchende junge Frauen mit den einfachsten und freundlichsten Methoden und Wegen: zugehen, ansprechen, zuhören, einladen. Je nach Situation, wo man Frau aus ihrer Lebenssituation sowie im Glauben thematisch erreichen, gewinnen und „abholen“ kann. Offene Kommunikation und Beteiligung bei Entscheidungsprozessen. Das Gefühl von Zugehörigkeit und Bedeutung geben. Einbinden in aktive Projekte in Gesellschaft und Kirche: Gestaltung von heiligen Messen, Aktivitäten mit Kindern, Jugend und auch SeniorInnen. Interessante Themen und Workshops, wo junge Frauen ihre Spiritualität in der Kirche leben, erleben und vertiefen können. Aktuelle Themen auf das Jahresprogramm setzen: Selbstbewusstsein, Führungskompetenz, Karriere, modere Herausforderungen, Umgang mit Medien. Aktuell im Programm der Frauenbewegung zur Zeit: Frauengesundheit. Es ist ein Auftrag, aber auch eine schöne Erfahrung, in dieser Gemeinschaft mit anderen Frauen zu feiern, zusammenzuarbeiten, gemeinsame Ziele auszuarbeiten, durchzuführen und auch zu erreichen.
Christine Saliger: Immer weniger Menschen bekennen sich zur katholischen Kirche, es wird weniger kirchlich geheiratet, weniger getauft. Daher schrumpft natürlich auch unsere kfb-Gemeinschaft. Bei jedem Treffen klagen die Leitungsfrauen, dass sie keine jungen Nachfolgerinnen finden. Junge Frauen kehren nach einer Babypause häufig schneller in ihren Beruf zurück, wollen die spärliche Freizeit lieber mit der Familie verbringen als in Frauengruppen. Gegen das verstaubte, konservative Image der Amtskirche kämpfen einige wenige aufgeschlossene, charismatische Priester an. Frauengerechte Theologie und Spiritualität, mehr Einbindung von Frauen in leitende Aufgaben innerhalb der Kirche, kreative Frauenliturgie – vielleicht würde das wieder mehr jüngere Frauen ansprechen?
Martina Secco: Junge Frauen zu bestärken, in Kirche und Gesellschaft mitzugestalten. Bildungsangebote, besonders für junge Mütter anbieten. Angebote für junge Mädchen schaffen - sie sind die Zukunft der Katholischen Frauenbewegung. Gleichberechtigung in Kirche und Beruf. Faire Arbeitsbedingungen - soziale Gerechtigkeit. Gewaltprävention - besonders in den Familien. Frauenprojekte gemeinsam mit anderen Organisationen und Vereinen. Gesundheitsthemen - Kurse, Workshops, Reisen zu erschwinglichen Preisen. Und: den „Kampf“ für Frauen in Leitungsfunktionen innerhalb der Katholischen Kirche weiter zu kämpfen. Und: Dienstleistungsgedanke für junge Mitglieder: „Ich möchte dich für die Katholische Frauenbewegung begeistern“ und nicht auf die Anfrage warten! Evtl. auch Willkommens-Geschenk für neue Mitglieder.
Termintipp:
Dankgottesdienst & Agape der Katholischen Frauenbewegung.
Freitag, 26. 9., 12:00 Uhr, Stephansdom. Anmeldung bitte bis 31. 8. unter 01/51552-3345 oder
kfb.wien@edw.or.at