Lasst uns ziehen zum Berg des Herrn

Wenn man den Brenner passiert hat und an Brixen vorbei ist, ragt rechter Hand im Tal ein steiler Hügel auf, der „Heilige Berg“, auf dem schon im 6. Jahrhundert ein Bischof residierte. Dort liegt seit 1685 das Kloster Säben, dessen letzte Benediktinerinnen vor wenigen Jahren das Kloster aufgeben mussten. Nun sind vorerst einmal drei Zisterziensermönche aus Heiligenkreuz auf Einladung des zuständigen Bischofs von Bozen-Brixen ins Kloster Säben übersiedelt. Nach Neuzelle in der ehemaligen DDR könnte Säben die nächste Neubesiedlung von Heiligenkreuz aus werden.
Ob Säben wirklich wieder ein vitales Klosterleben bekommt und – wie der Bischof hofft – ein weit ausstrahlendes geistliches Zentrum wird, ist heute noch nicht abzusehen. Mich beeindruckt jedenfalls die Bereitschaft der Mönche, ihre Heimat in Heiligenkreuz aufzugeben und sich in neue Gefilde vorzuwagen. Sich senden zu lassen.
Gesendet zu werden, eine Mission zu bekommen, kann jedem von uns passieren. Nicht immer ist das angenehm. Auch ich ertappe mich bei der katholisch weit verbreiteten Haltung: Ach, ändert doch bei Euch alles, damit bei mir alles so bleiben kann, wie es ist! Solche Zurufe bekomme ich auch aus Pfarren, denen Veränderungen zugemutet werden. Da denke ich dann an die Pfarre Brompton in London, die schon oft von Bischöfen gebeten worden ist, ausgetrocknete Gemeinden wiederzubeleben. Da gehen dann nicht nur ein paar Hauptamtliche an den neuen Ort, sondern auch einfache Gemeindemitglieder, oft ganze Familien. Manche verkaufen dafür sogar ihre Wohnung oder wechseln den Arbeitgeber. Weil sie eben gesendet worden sind, in einen anderen Teil von Gottes Weinberg. Und so wird das Leben ein großes Abenteuer.