„Jesus war keine Spaßbremse“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 38
  • Spiritualität
Autor:
Das Evangelium als frohe Botschaft  und nicht als „Trauermarsch“ wahrzunehmen ist Thomas Luzer besonders wichtig.
Das Evangelium als frohe Botschaft und nicht als „Trauermarsch“ wahrzunehmen ist Thomas Luzer besonders wichtig. ©Privat

Dass in seiner Studentenverbindung Jung und Alt völlig gleichberechtigt sind, hat Thomas Luzer, 57, begeistert, seitdem er mit 15 Jahren beigetreten ist. Der Jurist aus dem 19. Bezirk hat in seiner Verbindung früh Verantwortung übernommen und ist heute Teil des Präsidiums im Mittelschülerkartellverband.

Der Mittelschülerkartellverband (MKV) sammelt unter seinem Dach rund hundertsechzig Verbindungen mit insgesamt 15.000 Mitgliedern. Die „katholisch-österreichische Austro-Danubia“ in Wien ist eine davon.

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Einstieg in den Mittelschülerkartellverband

Herr Luzer, Sie sind mit 15 Jahren in Ihre Studentenverbindung, die ‚Austro-Danubia‘, eingetreten. Bleibt man sein Leben lang Mitglied? 

Man tritt üblicherweise als Mittelschüler ein und bleibt dann dabei, ja. Bei mir war es ein Mitschüler, der mich damals zu einem Treffen mitgenommen hat. Ich fand es sehr nett und bin beigetreten. 

Treffen beim Mittelschülerkartellverband

Sie treffen sich einmal pro Woche. Das klingt nach einer intensiven Gemeinschaft!

Wir haben einmal in der Woche ein Treffen, das stimmt, aber es gibt keine strikte Anwesenheitspflicht. Ich versuche aber regelmäßig dabei zu sein. Wenn man es gerne macht, kommt man auch. 

Von Anfang an hat mich die Generationengerechtigkeit angesprochen“

Thomas Luzer

Mittelschülerkartellverband: 40 Jahre Mitglied

Wie sehr hat Sie die Verbindung geprägt? Immerhin sind Sie seit über 40 Jahren Mitglied. 

Sie hat mich stark geprägt. Von Anfang an hat mich die Generationengerechtigkeit angesprochen, die bei uns hochgehalten wird. Egal ob man 17 oder über 80 ist, jeder hat das gleiche Stimmrecht und wird angehört. Als Junger kommt man so mit Menschen in Kontakt, die der eigene Vater sein könnten, aber auf andere Art als in der Familie. Die Älteren sind wie väterliche Freunde. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Über-80-Jährigen, der sich mit mir als damals 17-Jährigem hingesetzt und mir mit Mathematik geholfen hat. Heute bin ich es, der den Jüngeren mit Rat und Tat zur Seite steht. Und es ist mir ein Anliegen mitzugestalten. Schon als junger Mann war ich Obmann meiner Verbindung, heute bin ich Teil des Präsidiums im Mittelschülerkartellverband.   

In den katholischen Studentenverbindungen ist die religio, der katholische Glaube, eines der zentralen Prinzipien. Wie äußert sich das im Verbindungsleben?

Religio ist einer unserer Grundsätze, an denen wir uns ausrichten. Das bedeutet zum Beispiel, dass jede Verbindung einen eigenen Verbindungsseelsorger hat. Als ich jung war, war das in meiner Verbindung der Priester Joop Roeland. Er hat mich sehr geprägt. Er hatte eine jugendliche, lockere Art, den Glauben zu verkünden und hat uns zum Nachdenken angeregt über Fragen wie die nach dem Sinn des Lebens. Damals wie heute organisieren wir in unserer Verbindung Vorträge zu religiösen Themen und feiern Gottesdienste. 

Gebet des Angelus von besonderer Bedeutung

Wie pflegen Sie Ihren persönlichen Glauben?

Für mich hat das Gebet des Angelus eine besondere Bedeutung. Ich bemühe mich, ihn jeden Tag zu beten. Manchmal klappt es mit dem Beten nicht um Punkt zwölf, dann sind es eben ein paar Minuten vor oder nach zwölf – das sehe ich nicht so eng. Der Angelus war mir immer schon wichtig und wurde noch wichtiger, als meine Mutter gestorben ist. In dem Moment, als ihr Leichnam von den Bestattern daheim abgeholt und aus dem Haus getragen wurde, begannen in der nahen Kirche die Glocken zu Mittag zu läuten. Da habe ich den Angelus gebetet. Für mich gehört auch die Sonntagsmesse in meiner Gemeinde „Zum Göttlichen Erlöser“ im 20. Bezirk fix zu meinem Leben. Wobei ich meist die Vorabendmesse am Samstag besuche, weil ich sonntags gern ausschlafe. 

Ein Punkt, der mir wichtig ist: Ich nehme ernst, dass das Evangelium ‚frohe‘ Botschaft ist. In der Kirche verkaufen wir es oft wie einen Trauermarsch, dabei war auch Jesus alles andere als eine Spaßbremse. Ich möchte auch keine sein und betone deswegen das Positive, wenn ich über meinen Glauben und die Kirche spreche. 

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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