„Ich habe viel mit dem lieben Gott gehadert“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 29
  • Spiritualität
Autor:
Seine Frau Margareta war Emil Knotzer immer eine große Stütze.
Seine Frau Margareta war Emil Knotzer immer eine große Stütze. ©privat

Emil Knotzer, 91, aus Hernals blickt auf ein Leben voll kirchlichen Engagements mit Höhen und Tiefen zurück. Jetzt, so sagt er, sei er in einem Alter, in dem er sich überlegt, was auf seiner Parte stehen soll.

Emil Knotzer verbrachte Teile seiner Kindheit während des Zweiten Weltkriegs bei der Großmutter im Burgenland und bei einem Onkel in Niederösterreich.

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Der älteste Kirchenzeitungslese und der liebe Gott

Als ‚Bombenflüchtling‘ aus Wiener Neustadt kamen Sie auf dem Land intensiv mit dem Glauben in Kontakt, auch mit der Kirchenzeitung.  

Ich sage oft spaßhalber, ich bin der älteste Kirchenzeitungsleser! Als Bub bin ich damals am Bauernhof meines Onkels überall herumgekraxelt und habe hinterm Heu im Heuschober alte Jahrgänge der versteckten Kirchenzeitung gefunden. Die Bauernfamilie hatte die alten Ausgaben der 30er-Jahre dort aufbewahrt. Ich habe sie eifrig gelesen und so meinen ersten Zeitgeschichteunterricht erhalten: Die politischen Meldungen haben mich sehr interessiert, die religiösen Betrachtungen zugegeben eher weniger.  

Religiös waren die Jahre auf dem Land während des Krieges dennoch sehr prägend. 

Ich komme zwar aus einem katholischen Elternhaus, praktiziert haben meine Eltern den Glauben aber nicht. Dafür waren meine Großmutter und die ganze Verwandtschaft am Land tiefgläubige Katholiken. Mein Urgroßonkel etwa war Ernest Kutrovatz, Weihbischof in Györ. In der Pfarrkirche in Müllendorf, die er erbauen ließ, lernte ich das Ministrieren. Zurück in Wiener Neustadt, ministrierte ich nach dem Krieg weiter, wurde Pfadfinder und trat der Katholischen Jugend und der Katholischen Arbeiterjugend bei. Stark in Erinnerung geblieben ist mir aus dieser Zeit ein Besuch von Kardinal Innitzer, für den alle Jugendlichen der Stadt zusammengetrommelt wurden. Er hat jedem Einzelnen von uns die Hand gegeben – mich hat das sehr beeindruckt. 
 

Kaffeehäferl nach der Messe

Ihre Frau Margareta lernten Sie in der ‚Marienpfarre‘ in Hernals kennen. Mit der Hochzeit begann Ihr Engagement für Familien, das viele Jahrzehnte andauern sollte.

Wir heirateten und wurden sofort in die Familienrunde aufgenommen, die damals im Entstehen war. Die Idee hinter der Runde war, die religiöse Praxis der Familien und die religiöse Erziehung der Kinder zu fördern. Wir haben viel miteinander unternommen: Urlaube, Ausflüge und Wanderungen, Theater und Konzerte. Wir feierten Feste und trafen uns jeden Sonntag nach der Messe beim ‚Kaffeehäferl‘, unserem Pfarrcafé. Im Grunde haben wir unsere gesamte Freizeit miteinander verbracht.   

„Die Bibel ist für mich eines der wesentlichen Verbindungsstücke zu Gott.“

Emil Knotzer 

Mit Ihrer Frau sind Sie seit 67 Jahren verheiratet, sie haben vier Kinder, vier Enkelkinder und drei Urenkel. Nicht alles ist so verlaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben. 

Wir erlebten in der Familie viele schöne Jahre, aber auch schwere Schicksalsereignisse und mussten erfahren, dass man nicht alles in der Hand hat. Dazu kommt: Ich war Direktor in der Konsumgenossenschaft und erlebte, wie diese zusammenbrach, kurz bevor ich in Pension ging. Meine liebe Margareta war immer die größte Stütze für mich, ohne ihren Einsatz hätte ich die vielen Herausforderungen meines Lebens niemals bewältigen können. 

Mit dem lieben Gott gehadert

Empfanden Sie Gott in diesen schwierigen Phasen als fern?

Nein, eine Gottferne spürte ich nie. Aber ich habe viel mit dem lieben Gott gehadert. Wegen der Probleme in der Familie, im Beruf, auch wegen mancher Missstände in der Kirche. Immer wieder habe ich ihn gefragt, warum dieses oder jenes passiert ist.

Haben Sie Antworten bekommen?

Ich hatte immer wieder neue Erkenntnisse, ja. Auch durch die Heilige Schrift, aus der ich versuche, den Willen Gottes zu destillieren – was nicht einfach ist. 
 

Heimkehr zu Gott

Die Bibel ist Ihnen wichtig?

Sie liegt auf meinem Nachtkastl, und ich schlage sie oft an irgendeiner Stelle auf. Für mich ist die Bibel eines der wesentlichen Verbindungsstücke zu Gott, neben der Sonntagsmesse. 

Sie sind 91 Jahre alt und blicken auf ein intensives Leben zurück.

Ich habe schon formuliert, was auf meiner Parte stehen soll. Mit 91 bin ich in einem Alter, in dem man auf die Heimkehr wartet.

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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