Was brauchst du wirklich?

19. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 10. August
Ausgabe Nr. 32
  • Sonntag
Sonnendurchflutetes Seeufer
„Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ ©pixabay

Wort zum Evangelium von Christian Landl

19. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 10. August

Die Gebäude eines Frauenklosters sollen saniert und für die Wohnbedürfnisse der Schwestern neu eingerichtet werden. Der beauftragte Architekt präsentiert den Ordensfrauen seine Pläne zu einem großzügig ausgestatteten, höchst komfortablen Wohnbereich, der, wie man so sagt, alle Stücke spielen soll. Die Oberin schaut sich das eine Weile nachdenklich an, und dann sagt sie: „Das ist ja, als ob wir ewig hierbleiben würden.“ Und sie fordert eine radikale Vereinfachung. 

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Radikale Vereinfachung des Lebens – das fordert Jesus: „Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden!“ Unsere Kreditkarten werden auch tatsächlich nicht alt, alle paar Jahre bekommen wir von der Bank eine neue mit verbesserten Dienstleistungen, das Bezahlen soll immer bequemer werden. Bezahlen gehört für uns zu den grundlegenden Tätigkeiten des Alltags. Da muss man schauen, dass die Beutel ordentlich und beständig gefüllt sind – „rechtzeitig drauf schauen, dass man’s hat, wenn man’s braucht“, – so der bekannte Slogan einer Bank. 

„Wenn man’s braucht“ – das ist der springende Punkt der Provokation Jesu. Was brauchst du wirklich? Was lässt du dir einreden, dass du es etwa bräuchtest? Mit welchen Dingen verdeckst und überspielst du Notwendiges, auch Unangenehmes? Was verstellt dir so den Weg zum Wesentlichen? „Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.“ Das ist eine Tatsache zu allen Zeiten: Was wir besitzen, was wir ansammeln, das kann uns binden, all unser Denken und Fühlen. Mit einer befremdlichen, aggressiven Sprache warnt uns das Evangelium vor solchen Bindungen, „als ob wir ewig hierbleiben wür-den“. So lässt es mich nachdenklich zurück.

1. Lesung Buch der Weisheit 18,6–9

Sie sollten sich freuen in sicherem Wissen.

Die Nacht der Befreiung wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten sich freuen in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten. So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. Wodurch du die Gegner straftest, dadurch hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. Denn im Verborgenen opferten die heiligen Kinder der Guten; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und stimmten dabei schon im Voraus die Loblieder der Väter an.

2. Lesung Hebräerbrief 11,1–2.8–12

Der Glaube ist die Grundlage dessen, was man erhofft.

Schwestern und Brüder!
Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten. Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens siedelte er im verheißenen Land wie in der Fremde und wohnte mit Ísaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte.
So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann.

(Langfassung: Hebräerbrief 11,1–2.8–19)

Evangelium Lukas 12,32–48

Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden!

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Verkauft euren Besitz und gebt Almosen! Macht euch Geldbeutel, die nicht alt werden! Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst! Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm sogleich öffnen, wenn er kommt und anklopft! Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. 

Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach – selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Da sagte Petrus: Herr, sagst du dieses Gleichnis nur zu uns oder auch zu allen?
Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde einsetzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die Tagesration gibt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, ich sage euch: Er wird ihn über sein ganzes Vermögen einsetzen. Wenn aber der Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr verspätet sich zu kommen! und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich zu berauschen, dann wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen.

Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.

(Kurzfassung: Lukas 12,35–40)

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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