Auf Werkseinstellung zurücksetzen
Hirtenhund
Geht es Ihnen auch so? Das Jahr neigt sich seinem wohlverdienten Ende entgegen – und in der stillsten Zeit des Jahres türmen sich Termine, To-do-Listen müssen noch abgearbeitet und für die Heilige Nacht der Wein rechtzeitig dekantiert werden. Wer sich in einen adventlichen Gottesdienst verläuft, bekommt dann auch noch als Draufgabe Predigten um die Ohren gehauen, die alle mit denselben Versatzstücken operieren: Dem Konsumstress entkommen. Einen Gang zurückschalten. Und natürlich: Innehalten! Dieses Wort scheint eigens für Adventpredigten erfunden worden zu sein. Und alle Jahre wieder geht mir das alles auf die Nerven und ich freue mich still und heimlich auf … nein, nicht etwa auf Weihnachten, sondern auf das Zeitloch „zwischen den Jahren“. Ein Vakuum, in dem das alte Jahr schon den Hut genommen hat, das neue aber noch nicht mit seinen ganzen unsinnigen Vorsätzen begonnen hat.
Goodbye 2025: Auf die Werkseinstellung zurücksetzen
Tatsächlich hat das Jahr 2025 ja einiges für uns bemüht Katholende geboten: Was als „Heiliges Jahr“ begann, wurde rasch zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Franziskus trat ab, Leo an. Der Papst ist tot, lang lebe der Papst! Dann die medial erstaunlich wenig rezipierte narzisstische Kränkung, die wir mit der Bekanntgabe der Katholikenzahlen hinnehmen mussten: Erstmals sank „unser“ Anteil an der Bevölkerung auf unter 50 Prozent. Ob daran der – endlich ernannte – neue „Pontifex austriacus“, Josef Grünwidl, etwas ändern wird? Ziemlich unordentlich präsentierte sich außerdem die heimische Ordenswelt: Zwar können manche Stifte mit einer Reihe von adoleszenten neuen Äbten glänzen, doch zugleich zeugt eine Visitation im Vorzeige-Stift Heiligenkreuz dafür, dass vielleicht doch nicht alles so glänzend ist im Klösterreich. Auch bekommt die Heldensage der Goldensteiner Golden Girls langsam Risse: kritische Stimmen mischen sich hinein, frühere Schüler zeigen, dass nicht alles goldig war in Goldenstein.
Das schenkt uns 2026
Was schenkt nun Hoffnung fürs neue Jahr? Vielleicht ja Rookie, Roxy, Reiya, Ruby sowie Simba, Suma, Stitch, Socke, Smokey, Sky und Swiftie. Das sind die Namen meiner Artgenossen, die von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner ihre „Welpentaufe“ verpasst bekamen und in den Militärdienst aufgenommen wurden. Wer braucht schon Eurofighter, wenn Socke und Swiftie eingreifen? Und wenn ihr Puls jetzt hochgeht, so sei Ihnen mit dem neuen Melker Abt Ludwig Wenzl der schillernde wie rätselhafte Satz mit auf den Weg nach 2026 gegeben: „Nicht jeder Tag brennt mit 150 Prozent Feuer“. Bitte was? Systemabsturz. Ich werde nun versuchen, das Jahr weihnachtlich zu versenken und mich bis 2026 auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. Wir lesen uns wieder auf der anderen Seite!