Anton Zeilinger: Seid neugierig!
Nobelpreisträger zum Anfassen
Ein echter Nobelpreisträger war am Mittwoch, dem 14. Mai 2025, zu Gast im Gymnasium Sacré Coeur Wien. Anton Zeilinger sprach über Themen aus der Welt der Wissenschaft. Statt quantenphysikalische Theorien auszubreiten, hielt er vor allem ein eindringliches Plädoyer für die Neugier und ermutigte die Jugendlichen, ihrer Begeisterung zu folgen, querzudenken und den eigenen Ideen zu vertrauen.
Von Germknödeln und einem Nobelpreis
Andreas Peham, Pädagoge und Administrator am Gymnasium moderierte die Gesprächsrunde und gab auch gleich den Grundton des Abends vor. Seit Kindheit bekannt mit Anton Zeilinger, teilte er seine Erinnerungen an Skihüttenübernachtungen, in denen Zeilinger den Kindern, darunter Peham, Gute-Nacht-Geschichten erzählt und sich an der Zubereitung von Germknödeln versucht habe. Beides mit Erfolg, wie Zeilinger gerne bestätigte. Die Germknödel seien gelungen und bei seinen Geschichten seien die Kinder eingeschlafen.
Statt Formeln und quantenphysikalischem Fachjargon brachte der Gast Humor und vor allem "Freude am Gespräch mit jungen Menschen" mit, wie er selbst mehrfach betonte. Und spätestens mit den Fragen ging es dann um Wissenschaft und Forschung.
"Wie können Sie das denn beweisen?"
Aber auch hier zeigte sich Nobelpreisträger Zeilinger den Abend hindurch betont bodenständig und zugänglich – und erzählte immer wieder kleine Anekdoten. So erfuhr das Publikum etwa auch, wie ein Preisträger vom Nobelkomitee informiert wird: telefonisch und nicht etwa per E-Mail. Der Herr am schwedischen Ende der Leitung habe ihm schließlich nach der Gratulation zudem noch versichert, dass das kein Scherzanruf sei. Die Replik Zeilingers, ganz Wissenschaftler: "Wie können Sie das denn beweisen?"
Ein Plädoyer für Begeisterung und Neugier
Wiederkehrendes Thema des Abends war aber insbesondere ein Thema: die Begeisterung. Für Ideen, für wissenschaftliche Forschung, für neue Richtungen im Denken. "Ich finde die Dinge, die ich gemacht habe und mache, unglaublich spannend", erzählte Anton Zeilinger etwa im Hinblick auf Öffentlichkeit und mediale Präsenz von Forschung und Wissenschaft.
"Jeder sollte die Möglichkeit haben, von diesen Dingen zu hören", so Zeilinger weiter. Das sei für ihn immer der Grund gewesen, warum er Öffentlichkeitsarbeit betrieben habe. "Es geht einfach darum, die Begeisterung weiterzugeben."
Es kann immer etwas daraus werden
Seine gesamte Forscherkarriere war demnach letztlich eine Folge genau dieser großen Begeisterung: Karriere habe ihn und seine Studienkollegen und -kolleginnen nicht interessiert, erzählte Zeilinger etwa aus seinen Anfangszeiten in der Physik. Der "zentrale Motor" für sie alle sei vielmehr gewesen, "dass man von den Dingen begeistert ist und deshalb weitermacht." Als wichtige Zutaten für den wissenschaftlichen Erfolg sieht Anton Zeilinger "große Neugier" und dazu "das Vertrauen in die eigenen Ideen". Jede Idee müsse begrüßt werden, so der Physiker. Es könne immer etwas daraus werden.
Auf Augenhöhe mit einem Nobelpreisträger
Die Schülerinnen und Schüler waren von dem Abend auf Augenhöhe mit einem Nobelpreisträger sehr angetan. Alle sechs haben das Wahlpflichtfach Physik gewählt: "Beeindruckt hat mich, wie Anton Zeilinger als Grundlagenforscher die Dinge angeht", sagte Leo (17) nach der Gesprächsrunde. "Er arbeitet an Problemen, die es noch gar nicht gibt, weil man noch nichts darüber weiß." Julia (17) fand die nachdrückliche Empfehlung des Nobelpreisträgers besonders hilfreich: "Dass man seiner Leidenschaft und Begeisterung folgen soll — egal, was andere sagen." Auch Kimaya (16) ließ sich vom Plädoyer des Forschers anstecken: "Ich fand es interessant, dass Karriere gar kein Thema für ihn war, wie er erzählt hat", so die Schülerin.