„Wenn wer beim Kirchenputzdienst ausfällt, dann putze ich“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 47
  • Spiritualität
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David Greilinger verbringt gerne viel Zeit in seiner Pfarre. Er hat viele Aufgaben übernommen. Auch den Kirchenputzdienst, wenn jemand ausfällt. ©Privat

Bei einer Geburtstagsfeier saß der damals 13-jährige David Greilinger neben dem Pfarrer. Eine Begegnung, die das Leben des heute 25-Jährigen in eine unerwartete Richtung lenken sollte.

In der Pfarre Kaiserebersdorf ist David Greilinger im Pfarrgemeinderat. Er ist in der Ministrantenpastoral tätig, ministriert selbst mehrmals pro Woche, übernimmt Mesnerdienste, kantoriert und unterstützt überall, wo man ihn gerade braucht. Außerdem ist David Mitglied im Vikariatsrat.

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Herr Greilinger, Sie verbringen viel Zeit in der Pfarre!

Unser Pfarrer hat einmal salopp gesagt, es sei leichter zu erklären, was ich nicht mache, als aufzuzählen, was ich alles mache. Immer wenn eine Aufgabe wegbricht, denke ich mir: ‚Ich hab’ jetzt wieder Ressourcen, was kann ich übernehmen?‘ Und wenn beim Kirchenputzdienst jemand ausfällt, dann putze ich halt die Kirche. 

Sind Sie als typisches ‚Pfarrkind‘ aufgewachsen?

Nein, ganz und gar nicht. Ich war so ein Kind, das deswegen zur Erstkommunion ging, weil die Oma es wollte. Die Messe besuchte ich am Sonntag nie, meine Eltern waren da nicht dahinter. Aber eines Tages bin ich bei einer Geburtstagsfeier neben dem Pfarrer gesessen, der auch eingeladen war. Zufällig? Eine Fügung? Der Pfarrer hat mich gefragt, ob ich nicht einmal ministrieren möchte. Ich war dreizehn Jahre alt und erinnere mich noch genau, wann meine kirchliche Sozialisierung begonnen hat: Am 3. Adventsonntag 2013 habe ich das erste Mal ministriert. Seit damals habe ich keinen Sonntag ausgelassen. 

Vertrauen in Gott

In einem Alter, in dem sich viele Jugendliche von der Kirche abwenden, sind Sie so richtig durchgestartet. Was hat Sie motiviert?

Das ‚Vorne-dabei-Sein‘. Beim Ministrieren sitzt man nicht irgendwo hinten in der letzten Reihe und spielt am Handy oder blödelt, sondern man hat etwas zu tun. Das hat mich von Anfang an gepackt.

So sehr, dass Sie sich auch ohne elterliches Anstupsen am Sonntag in der Früh auf den Weg gemacht haben.

Genau. Jeden Sonntag hat mich mein Opa in die Kirche gebracht. Mit der Zeit habe ich auch bei anderen Gottesdiensten ministriert. Eine Zeit lang am Freitagabend, am Samstag in der Vorabendmesse und dreimal am Sonntag. Manchmal auch bei der Messe am Friedhof der Namenlosen, die die Pfarre einmal im Monat dort feiert. Das waren dann sechs Gottesdienste an einem Wochenende.

„Jeden Sonntag hat mich mein Opa in die Kirche gebracht.“

David Greilinger

Sie studieren Religionspädagogik und unterrichten parallel dazu an mehrere öffentlichen Volksschulen in Simmering und in Favoriten Religion – wie viele Kinder besuchen dort den Religionsunterricht?

In meiner Schule in Favoriten zum Beispiel sind zwei Prozent der Schüler im katholischen Religionsunterricht, das sind zehn Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse. Für diese Kinder gibt es einmal in der Woche eine Stunde Religion. Es ist natürlich schwierig, den Lehrplan so zu adaptieren, dass die Inhalte für alle passen. Dazu kommen die sprachlichen Barrieren.

Das klingt herausfordernd.

Ja, das Unterrichten ist anders, als ich es mir erwartet habe. Aber ich lasse mich auf diese speziellen Umstände ein – und es macht mir sehr viel Spaß. Ich denke mir: Auf jedes Kind kommt es an. Ein Kind allein kann zum Beispiel in seiner Pfarre einen Unterschied machen und den Ausschlag dafür geben, dass es dort eine Ministrantengruppe gibt oder ob es zu einer Pfarrfirmung kommt. Deshalb unterrichte ich ganz bewusst an Schulen, in denen nur wenige Kinder den katholischen Religionsunterricht besuchen – und das mit viel Engagement und Tatendrang.

Wie genau kann man sich das Unterrichten in diesen kleinen Gruppen vorstellen?

Ein klassischer Frontalunterricht ist meist nicht sinnvoll. Wir sitzen oft locker zusammen und reden über die Themen, die ich vorbereite. Ich bemühe mich aber auch, auf die Fragen und Interessen der Kinder einzugehen. Vor den Herbstferien wollte ich eigentlich über die Wahl des neuen Erzbischofs sprechen, die Kinder hatten aber viele Fragen zu Halloween – also habe ich meinen Plan über Bord geworfen.

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Autor:
  • Sandra Lobnig
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