„Vom Bauernhof nach Ghana, von Ghana nach Favoriten“
Glaubenszeugnis
Matthias Felber, 58, wuchs mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof in Oberndorf bei Salzburg auf. Die Steyler Missionare lernte er als Kind kennen.
Matthias, die große weite Welt kam direkt zu euch in die Stube: Euer Nachbar, ein Steyler Missionar, erzählte euch bei seinen Heimatbesuchen von seiner Arbeit im Kongo.
Wenn Bruder Hans auf Urlaub in Österreich war, schaute er bei uns am Bauernhof vorbei und zeigte uns auf seinem Projektor 8-mm-Filme mit Aufnahmen aus dem Kongo. Ich erinnere mich an Bilder von Viehherden und Rodungsarbeiten. Wir hatten keinen Fernseher, das war für uns also noch einmal spannender.
Dachtest du damals schon an eine Ordensberufung?
Die Besuche von Bruder Hans haben für meine Berufung sicher eine Rolle gespielt. Dazu mein Vater und der Pfarrer – für die war das am Horizont bereits sichtbar. Ich war Ministrant und ja, irgendwie konnte ich es mir auch vorstellen. So wurde ich aufs Gymnasium geschickt. Denn es war klar: Einer aus der Familie geht studieren, und das sollte ich sein. In der Schule hatte ich Mühe, und ich musste das Gymnasium wechseln. Ich kam ins Missionsprivatgymnasium der Steyler nach Bischofshofen. Dort habe ich das, was Bruder Hans bei seinen Heimatbesuchen erzählt hat, von einer anderen Seite kennen gelernt. Nach der Matura habe ich wieder Kontakt mit ihm aufgenommen. Er war inzwischen in Sankt Gabriel und hat mich mit dem Novizenmeister zusammengebracht.
Du bist bei den Steyler Missionaren eingetreten und warst später über sieben Jahre in Afrika, in Ghana. Wie hast du diese Jahre, 2005 bis 2013, erlebt?
Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben, sehr erfüllend, mit all den Schwierigkeiten und der Mühsal. Der Verkehr! Das Gesundheitswesen! In Ghana kam der Priesternachwuchs bereits aus den eigenen Reihen. Viele junge Afrikaner drängten in den Orden. Mein Anliegen war, einen nachhaltigen Beitrag zum Aufbau der jungen Diözese vor Ort zu leisten. Wir konnten pastorale Strukturen aufbauen, haben mehrere Kirchen gebaut und siebzig Katechisten ausgebildet. Bei meinem Abschiedsgottesdienst wurden diese Männer und Frauen, die ich drei Jahre lang begleiten durfte, gesendet – das hat mich sehr berührt.
Du bist aus Ghana zurück nach Österreich gekommen und in Favoriten gelandet. Eine ganz andere Situation, oder?
Das war wirklich völlig anders. Hier kam auch gleich der Auftrag, eine gemeinsame Pfarre zu gründen. Wir waren in der Erzdiözese das Pilotprojekt: Drei Pfarren wurden zu der einen ‚Pfarre zum Göttlichen Wort‘ zusammengelegt. Vor Kurzem haben wir das zehnjährige Jubiläum gefeiert.
In welchen Momenten hast du Gott besonders gespürt?
Als ich einmal allein von Stuttgart nach Wien flog, war das Flugzeug wie ein Kreuz oder wie Flügel, die mich nach Wien getragen haben. Auch als einmal das Flugzeug beim Landen in London beinahe gecrasht ist, dachte ich an das, was Jesus gesagt hat: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Und in der Lernwerkstatt fragte ich einmal meine Mama: Mama, gell, das stimmt, der liebe Gott wächst in der Seele.
Wie erlebst du das Pfarrersein in der Pfarre mit dem geringsten Katholikenanteil in der Erzdiözese? Von 60.000 Menschen in deiner Pfarre sind nur 15 Prozent katholisch.
Natürlich spürt man das, wenn man auf der Straße unterwegs ist. Es gibt bei uns einen hohen Anteil an Muslimen. Was man aber nicht vergessen darf: 15 Prozent von 60.000 sind immer noch 9.000 Katholiken, das sind auch nicht so wenig.
In Favoriten schätze ich die vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten. Hier gibt es zwar keine Goldhaubenfrauen oder die Feuerwehr wie am Land, dafür aber viele andere Vereine, öffentliche Einrichtungen oder religiöse Kultureinrichtungen. Mit denen zusammenzuarbeiten ist interessant und spannend. Letztlich bietet das fast unendliche Gelegenheiten, dem Auferstandenen zu ermöglichen, ein Leben in Fülle zu wirken.
„In Favoriten schätze ich die vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten.“
Matthias Felber
Du bist auch Dechant und hast viel zu tun. Wie bleibst du dabei mit Gott in Verbindung?
Im Schauen und Hören auf das Wort Gottes und indem ich frage: Wie betrifft es mich? Bei Sitzungen in der Pfarre zum Beispiel versuche ich immer, das Wort Gottes einzubauen.
Matthias Felber
Alter: 58
Wohnort: Wien
Lebensmotto: Richte dich auf und erhebe dein Haupt. Schau nach vorn.
Gott ist für mich: ein Arbeitstag. Ich freue mich, wenn die Gemeinde sich versammelt.
Der Sonntag bedeutet für mich: der „Ich bin da, für euch und mit euch“.