Soziale Klimapolitik statt sozialer Kälte
Allianz für Soziale KlimapolitikDie Allianz für Soziale Klimapolitik – bestehend aus Caritas, Diakonie, Volkshilfe, Rotem Kreuz, Global 2000 und Südwind – kritisiert massive Rückschritte in der Klimapolitik. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz stellten Vertreterinnen und Vertreter der Organisationen einen Aktionsplan mit konkreten Forderungen an die Politik vor.
Warme Wohnung oder warmes Essen?
Mit Blick auf die kalte Jahreszeit warnt die Allianz für Soziale Klimapolitik vor wachsender Energiearmut. In Österreich leben viele Menschen in schlecht gedämmten Wohnungen, oft mit Öl- oder Gasheizungen, die teuer und klimaschädlich sind. Besonders einkommensschwache Haushalte sind hiervon betroffen.
Um leistbares, sauberes Heizen zu ermöglichen, fordert die Allianz von der Regierung einen klaren, verbindlichen Rechtsrahmen für den Umbau von Öl- und Gasheizungen sowie attraktive Förderungen für thermische Sanierung. Für Letzteres soll es eine soziale Staffelung geben, um einkommensschwache Haushalte besonders zu unterstützen.
„Wir wollen nicht in einem Land leben, wo Menschen sich entscheiden müssen, ob sie sich eine warme Wohnung oder ein warmes Essen leisten können.“
Anna Parr, Caritas
Energiesozialtarif für alle Bedürftigen
Neben den Heizkosten belasten auch steigende Strompreise zahlreiche Haushalte. Viele Menschen können ihre Energiekosten nicht mehr tragen oder haben Zahlungsrückstände.
Die Allianz fordert daher einen Energiesozialtarif, der alle betroffenen Gruppen einschließt. Konkret bedeutet das, dass auch armutsgefährdete Menschen im bisherigen Gesetzesentwurf zum Elektrizitätswirtschaftsgesetz einbezogen werden sollen.
Sanierung statt Schimmel
Gleichzeitig leiden viele Familien unter gesundheitsschädlichen Wohnverhältnissen. „12 von 100 Personen leben in Österreich in feuchten oder schimmligen Wohnungen“, so Martin Schenk von der Diakonie.
„Wohnen bedeutet daheim sein, warm sein und genießen. Aber das muss eine Wohnung auch können.“
Martin Schenk, Diakonie
Gefordert wird daher eine Sanierungsoffensive, welche nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern auch Armut reduzieren und Jobs schaffen soll.
Moderner Katastrophenschutz
„Wer das Wort Katastrophe hört, denkt an Erdbeben, Hochwasser oder Blackout. Die Klimakatastrophe hat einen anderen Charakter. Sie ist eine schleichende Katastrophe“, so Gerald Schöpfer, der Präsident des Roten Kreuzes.
Ein Beispiel für diesen schleichenden Charakter ist die Anzahl der Menschen, die an Hitze gestorben sind. Während es 2023 noch 640 Hitzetote in Österreich gab, stieg die Zahl 2024 auf 1.100.
Deshalb fordert die Allianz für Soziale Klimapolitik, dass Hitze und Extremwetterereignisse als reale Gesundheitsgefahren anerkannt werden. Besonders in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müsse vorgesorgt werden – etwa durch moderne Notstromaggregate. Auch Frühwarnsysteme müssten ausgebaut werden, da sie Menschenleben retten und Schäden reduzieren können.
Zukunftsfitte Bildung
Auch die Rolle der Bildung wurde thematisiert. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie die nächste Generation vorbereitet werden soll. Ein Mitglied der Allianz für soziale Klimapolitik ist Südwind, eine österreichische Menschenrechtsorganisation mit Hauptsitz in Wien, die sich für globale Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung einsetzt. Von diesem gemeinnützigen Verein werden in Kooperation mit Bildungsorganisationen aktuell zwar Workshops an österreichischen Schulen zum Thema Klimawandel abgehalten, eine österreichweite Transformationsstrategie fehlt jedoch bislang.
Darum fordert Konrad Rehling, Geschäftsführer von Südwind, von Bildungsminister Christoph Wiederkehr eine Bildung für nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen. Diese soll in allen Schultypen und Fächern verankert sein und auch eine passende Aus-, Fort- und Weiterbildung für Pädagoginnen und Pädagogen umfassen.
„Jetzt ist der Moment, die richtigen Prioritäten zu setzen“
Die Allianz für Soziale Klimapolitik fordert ein Umdenken: Der Staat dürfe nicht weiter Geld in klimaschädliche Subventionen oder den Ausbau von Autobahnen stecken, während sozial gerechte Klimamaßnahmen auf der Strecke bleiben. Wer wenig hat, dürfe nicht zusätzlich belastet werden – das sei weder gerecht noch nachhaltig. Stattdessen brauche es Investitionen, die das Klima schützen und gleichzeitig die soziale Sicherheit stärken.
„Wenn wir jetzt nicht investieren, zahlen wir später drauf – ökologisch, sozial und wirtschaftlich.“
Anna Parr, Caritas
Die Allianz für Soziale Klimapolitik betont, dass sie gerne mit der Bundesregierung Lösungen erarbeiten würde. Der Präsident des Roten Kreuzes, Gerald Schöpfer, erklärte abschließend: „Wir würden uns alle sehr freuen, wenn wir mit der Regierung am gleichen Strang ziehen können und am besten auch in die gleiche Richtung!“