Sankt Jakob: Ein Ort für gute und schlechte Zeiten

Kirchen-Entdeckungsreise
Ausgabe Nr. 29
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Sankt Jakob in Bad Vöslau von außen.
Sankt Jakob in Bad Vöslau von außen. ©Andrea Harringer
Der Altar und der Ambo in der Kirche Sankt Jakob sind aus blauem und durchsichtigem Glas gearbeitet und symbolisieren jenes Element, das die Gegend prägt: das Wasser.
Der Altar und der Ambo in der Kirche Sankt Jakob sind aus blauem und durchsichtigem Glas gearbeitet und symbolisieren jenes Element, das die Gegend prägt: das Wasser. ©Andrea Harringer
Mitten im dichten Wald, der im Nordwesten an Bad Vöslau angrenzt, steht die  Auge-Gottes-Kapelle.
Mitten im dichten Wald, der im Nordwesten an Bad Vöslau angrenzt, steht die
Auge-Gottes-Kapelle.
©Andrea Harringer
Eine Besonderheit ist der Gedenkort für zu früh verstorbene Kinder – geborene und ungeborene.
Eine Besonderheit ist der Gedenkort für zu früh verstorbene Kinder – geborene und ungeborene. ©Andrea Harringer

Weiter geht es mit unserer Kirchen-Entdeckungsreise durch die Erzdiözese Wien. Heute sind wir in der Kirche Sankt Jakob in Bad Vöslau, im Pfarrverband Harzberg, zu Gast.

Der Regen macht liebenswürdigerweise gerade eine Pause, als ich an einem für Juli unerwartet kühlen Donnerstag mit dem Zug in Bad Vöslau ankomme. Die Kirche Sankt Jakob ist heute mein Ziel. „Wenn Sie aus dem Bahnhof rauskommen, müssen Sie praktisch immer nur geradeaus gehen“, hat mir Pater Stephan Holpfer, Pfarrer im Pfarrverband Harzberg, zu dem Bad Vöslau gehört, gesagt, als wir telefoniert haben. Und tatsächlich, die Kirche Sankt Jakob lächelt mir bereits nach wenigen Minuten Fußmarsch auf der Bahnstraße geradezu entgegen. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen, ist sie weithin sichtbar.

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Sankt Jakob: Ein Teil des Pfarrverbandes Harzberg

Pfarrer Stephan Holpfer begrüßt mich herzlich, als ich vor der Kirche ankomme. Er ist Benediktiner und seit 18 Jahren hier Pfarrer – und das „mit Leib und Seele“, wie er mir erzählt. „Ich bin sehr gerne hier Seelsorger, mag auch dieses Kirchengebäude sehr.“ Die Kirche ist in den späten 1860er-Jahren nach Plänen des Architekten Franz Sitte, Vater des Architekten, Stadtplaners und Malers Camillo Sitte, entstanden, so erfahre ich. Auch der Hochaltar wurde nach Entwürfen von Franz Sitte gestaltet, die Bilder am Hauptaltar von Joseph von Fürich gemalt. Das Hauptbild zeigt Maria Immaculata auf der Mondsichel gemeinsam mit dem heiligen Jakobus dem Älteren, dem die Kirche auch geweiht ist, und dem heiligen Josef. Die beiden Seitenbilder zeigen weniger übliche Heiligendarstellungen – die des heiligen Mauritius und die der heiligen Flora. 1869 wurde Sankt Jakob zur Pfarrkirche erhoben und dem Stift Melk inkorporiert. „So kommt es, dass jetzt ich als Benediktiner aus Melk hier Pfarrer sein kann“, sagt Pater Stephan. 

Die Kirche gehört zum Pfarrverband Harzberg, der 2020 errichtet wurde. „Sankt Jakob ist damit nicht die einzige Kirche, für die ich als Priester zuständig bin“, erzählt mir Pater Stephan. „Zu unserem Pfarrverband gehören außerdem noch die Kirche in Gainfarn und jene in Großau.“
 

Sankt Jakob in Bad Vöslau von außen.
Sankt Jakob in Bad Vöslau von außen. ©Andrea Harringer
Der Altar und der Ambo in der Kirche Sankt Jakob sind aus blauem und durchsichtigem Glas gearbeitet und symbolisieren jenes Element, das die Gegend prägt: das Wasser.
Der Altar und der Ambo in der Kirche Sankt Jakob sind aus blauem und durchsichtigem Glas gearbeitet und symbolisieren jenes Element, das die Gegend prägt: das Wasser. ©Andrea Harringer
Eine Besonderheit ist der Gedenkort für zu früh verstorbene Kinder – geborene und ungeborene.
Eine Besonderheit ist der Gedenkort für zu früh verstorbene Kinder – geborene und ungeborene. ©Andrea Harringer
Mitten im dichten Wald, der im Nordwesten an Bad Vöslau angrenzt, steht die  Auge-Gottes-Kapelle.
Mitten im dichten Wald, der im Nordwesten an Bad Vöslau angrenzt, steht die
Auge-Gottes-Kapelle.
©Andrea Harringer

Miteinander feiern in Sankt Jakob

Sankt Jakob aber ist die Kirche, mit der Pater Stephan in den vergangenen Jahren besonders viel Zeit verbracht hat. „Wir haben die Kirche renoviert“, erzählt er, „haben ihr außen und innen einen frischen Anstrich gegeben und auch neue Elemente hinzugefügt.“ Außen leuchtet die Kirche in strahlendem Weiß. Innen wurden die Wände zum Teil dunkelrot bemalt, was der Kirche nicht nur eine warme, wohlige Atmosphäre gibt, sondern geradezu wie ein Rahmen für die großen Kreuzwegbilder wirkt. Besonders auffällig sind auch Altar und Ambo. Ganz aus blauem und durchsichtigem Glas gearbeitet, symbolisieren sie in einzigartiger Weise jenes Element, das die Gegend gar so sehr prägt: das Wasser. „Unser Altar und unser Ambo fügen sich damit stimmig in unsere Kirche und auch in unser Leben ein“, sagt Pater Stephan. „Die Kirche ist ein guter Ort, um miteinander zu feiern.“

Inmitten der Ewigkeit

Nach seinem Lieblingsplatz in dieser Kirche frage ich Pater Stephan. „Das ist die Gedenktafel für zu früh verstorbene Kinder – geborene wie ungeborene – hinten in der Kirche“, sagt er. Eines Morgens vor ein paar Jahren habe ein Paar beim Pfarrhaus geläutet. „Die beiden waren völlig fertig, haben mir erzählt, dass sie heute Nacht ihr Kind verloren hätten und wollten deshalb in die Kirche, um eine Kerze anzuzünden. Ich bin natürlich mit ihnen hinübergegangen und wir haben genau das gemacht: eine Kerze angezündet und dann miteinander gebetet. Etwas ruhiger habe ich die beiden dann sozusagen wieder ,in die Welt entlassen‘.“ Zurückgeblieben sei bei ihm aber das Bedürfnis, in Sankt Jakob einen Ort zu schaffen, an dem in diesem speziellen Fall gesondert gebetet werden kann. Ein befreundeter Benediktiner aus dem Kloster Gut Aich hat die Glastafel schließlich gestaltet, davor steht ein Becken mit Sand, in das die hohen, dünnen Kerzen gesteckt und dann angezündet werden können. Dass die Kerzen hier anders aussehen als die anderen in der Kirche, ist bewusst gewählt. „Es sollte ein Platz sein, der sich ganz klar von den anderen hier in der Kirche unterscheidet. Und damit vielleicht noch mehr Raum gibt für das stille Gedenken in einer ganz besonders sensiblen Lebenssituation. Dass wir diesen Ort haben, war mir ein echtes Herzensanliegen.“ 

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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