Radikale Nachfolge

26. Sonntag im Jahreskreis
Ausgabe Nr. 39
  • Sonntag
Darstellung armer Seelen im Fegefeuer.
Drastische Bilder wollen zu gutem Lebensweg ermutigen. (Arme Seelen im Fegefeuer, Bruneck) ©kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Wort zum Evangelium von Jutta Pramhofer-Marchhart

26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B – 29. September

In der Taufe wurden wir in die Schar der Heiligen aufgenommen, also derer, die zu Jesus gehören. Aber was meint „heilig“ im Sinne Jesu zu sein?

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Jesus spricht über den radikalen Weg der Nachfolge und die ernsthafte Gefahr der Sünde. Zunächst macht er deutlich, dass Gottes Wirken nicht auf bestimmte Gruppen oder Gemeinschaften beschränkt ist. Jeder, der in Jesu Namen Gutes tut, gehört zu ihm, unabhängig von seiner offensichtlichen Zugehörigkeit. Dies ruft uns zur Offenheit auf, Gottes Handeln überall zu erkennen, besonders dort, wo Gutes oft verborgen geschieht.

Jesus spricht von unserer Verantwortung, andere nicht zur Sünde zu verführen, insbesondere die Schwachen im Glauben. Er betont, wie schwerwiegend es ist, wenn unser Verhalten anderen schadet. Noch deutlicher wird diese Dringlichkeit, wenn Jesus uns auffordert, alles zu entfernen, was uns zur Sünde verführt. Jesus zeichnet ein sehr drastisches, konsequentes Bild, wenn er vom „Abhauen“ und „Ausreißen“ spricht. Hände, Füße und Augen stehen symbolisch für Aspekte unseres Lebens, die uns von Gott wegziehen können. Diese radikale Selbstverleugnung ist notwendig, um das ewige Leben zu gewinnen.

Für Jesus ist das ewige Leben das höchste Gut, für das wir alles aufgeben sollten. Wir spüren in dieser Perikope einen sehr leidenschaftlichen, vielleicht uns fremden Jesus. Aber die Dringlichkeit seiner Worte fordert uns auf, unseren Lebensweg immer wieder zu überprüfen und mutig die notwendigen Schritte zur Heiligkeit zu gehen.

Lebe ich im Bewusstsein der Gotteskindschaft, so wie sie mir in der Taufe geschenkt wurde? Bin ich mir dieser Würde bewusst?

1. Lesung Buch Númeri 11,25–29

Gottes Geist wirkt unerwartet.

In jenen Tagen kam der Herr in der Wolke herab und redete mit Mose. Er nahm etwas von dem Geist, der auf ihm ruhte, und legte ihn auf die siebzig Ältesten. Sobald der Geist auf ihnen ruhte, redeten sie prophetisch. Danach aber nicht mehr. Zwei Männer aber waren im Lager geblieben; der eine hieß Eldad, der andere Medad. Auch über sie kam der Geist. Sie gehörten zu den Aufgezeichneten, waren aber nicht zum Offenbarungszelt hinausgegangen. Auch sie redeten prophetisch im Lager. Ein junger Mann lief zu Mose und berichtete ihm: Eldad und Medad sind im Lager zu Propheten geworden. Da ergriff Jósua, der Sohn Nuns, der von Jugend an der Diener des Mose gewesen war, das Wort und sagte: Mose, mein Herr, hindere sie daran! Doch Mose sagte zu ihm: Willst du dich für mich ereifern? Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte!

2. Lesung Jakobusbrief 5,1–6

Warnung vor ungerechtem Reichtum

Ihr Reichen, weint nur und klagt über das Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum verfault und eure Kleider sind von Motten zerfressen, euer Gold und Silber verrostet. Ihr Rost wird als Zeuge gegen euch auftreten und euer Fleisch fressen wie Feuer. Noch in den letzten Tagen habt ihr Schätze gesammelt. Siehe, der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abgemäht haben, der Lohn, den ihr ihnen vorenthalten habt, schreit zum Himmel; die Klagerufe derer, die eure Ernte eingebracht haben, sind bis zu den Ohren des Herrn Zebaoth gedrungen. Ihr habt auf Erden geschwelgt und geprasst und noch am Schlachttag habt ihr eure Herzen gemästet. Verurteilt und umgebracht habt ihr den Gerechten, er aber leistete euch keinen Widerstand.

Evangelium Markus 9,38–43.45.47–48

Offenheit, Verantwortung und der Weg zur Heiligkeit

In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen eine Machttat vollbringt, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns. Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Wer einem von diesen Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dir deine Hand Ärgernis gibt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dir dein Fuß Ärgernis gibt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dir dein Auge Ärgernis gibt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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