Patschenkino mit Leo

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 47
  • Hirtenhund
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©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt diese Woche über Papst Leo, der ein Fan von Kinofilmen ist und auch seine Lieblingsfilme verrät.

Was macht ein Papst nach Feierabend? Beten. Lesen. Schreiben. So was halt. Eh klar. Oder schmeißt er sich vielleicht doch manchmal in der Jogginghose auf die Couch zum Binge-Watching? Vatiflix mit Chips und Coke? Zumindest laden die jüngsten Nachrichten aus der Ewigen Stadt dazu ein, sich Leo privat so vorzustellen. So las man, dass er Filmschaffende traf – darunter die Schauspielerinnen Cate Blanchett und Monica Bellucci sowie Spike Lee und Robert DeNiro – und sich dabei als Kino-Fan entpuppte. Die Kinosäle erlebten eine „besorgniserregende Erosion“, mahnte Leo. Ob’s im Vatikan anders ist? Kino unter Sternen in den Vatikanischen Gärten? Nächtliche „Konklave“-Vorführungen in der Sixtina? 

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Leo und seine Lieblingsfilme

Tatsächlich ließ Leo wissen, dass er vier Lieblingsfilme habe. „Ist das Leben nicht schön?“ von Frank Capra von 1946, „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni von 1997, „Eine ganz normale Familie“ von 1980 und „The Sound of Music“ von Robert Wise aus dem Jahr 1965. Alles durchaus papal-würdige Streifen, könnte man sagen. Eine zeitgleich veröffentlichte Doku über sein frühes Leben in Chicago enthüllte jedoch, dass er auch Fan des Musik-Kultfilms „Blues Brothers“ sei. Zum Beleg veröffentlichte die Doku unter anderem Fotos des blutjungen Robert alias Leo im Trenchcoat mit Hut und dunkler Sonnenbrille. Wer den Film nicht mehr präsent hat: Er handelt von den entlassenen Sträflingen Jake und Elwood, die sich auf eine „Mission Gottes“ begeben, um durch Konzerte mit ihrer Band die Zwangsvollstreckung des katholischen Waisenhauses zu verhindern, in dem sie aufgewachsen sind. Ein Film voller kirchlicher Anspielungen – von einem evangelikalen, von James Brown gespielten Prediger bis zu einer Nonne, die die halbseidenen Brüder ins Gebet nimmt. 

Die Boulevardmedien jubelten. Hey, Papst Leo liebt die Blues Brothers! Er verkleidete sich sogar wie sie. Ich ertappte mich dabei, wie ich darüber ebenso mit Interesse las und es präsenter im Gedächtnis blieb als die vielen Friedensappelle und frommen Katechesen. Warum ist das so? Weil wir uns nach popkultureller Leichtigkeit sehnen in all der Schwere? Oder doch auch, weil wir noch immer überrascht sind, dass ein Papst ein normaler Mensch mit normalen Bedürfnissen ist? Bedürfnisse wie eben manchmal auch jene nach alberner Zerstreuung, einem hundsgemeinen Netzroller beim Tennis – und wohl auch nach feierabendlichem Patschenkino im vatikanischen Cinema Paradiso. Gut möglich, dass dabei mit versammelter heiliger Mannschaft auch mal „Blues Brothers“ geschaut wird. Schließlich hat der „L’Osservatore Romano“ den Film 2010 zum „katholischen Klassiker“ geadelt. In einer Reihe mit „Jesus von Nazareth“, „Die Zehn Gebote“ und Mel Gibsons „Passion Christi“. Nur lustiger.

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