No Pontiflix

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 41
  • Hirtenhund
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©Der SONNTAG

Der Hirtenhund "bellt" über die ersten Bilder, die er von den Synodenberatungen sah.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Daran dachte ich, als ich die ersten Bilder von den Synodenberatungen sah. Große runde Tische, an denen jeweils etwa zehn „Synodale“
– also vor allem Bischöfe – sitzen. Hier und da eine traurige Topfpflanze. Aufgenommen in der großen Audienzhalle im Vatikan. Tatsächlich erinnerte mich das Bild eher an eine geschmacksverirrte Hochzeitsgesellschaft in einer ländlichen Mehrzweckhalle kurz vor der Brautentführung denn an eine Versammlung der Weltkirche. Aber immerhin: Das Bild sagt noch was. Denn ansonsten gibt es den päpstlichen Wunsch, möglichst wenig von den Beratungen möge nach außen dringen. Die Zwischenberichte sollen nicht veröffentlicht werden und auch sonst bat Franziskus die Journalisten um eine „Enthaltsamkeit des öffentlichen Wortes“. Die Synode als Arkanum, als geschützter Raum. No Pontiflix. Während zugleich in 400 Gewändern die Handys baumeln.

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Eine Novität? Nein, schon 1869 beim Ersten Vatikanischen Konzil gab es die Debatte darum, wie viel Publizität den Beratungen guttut. Den Bischöfen wurde eine Schweigepflicht auferlegt. Der englische Historiker Cuthbert Butler bilanzierte im Anschluss jedoch ernüchtert, dass eben dies eine Atmosphäre von Argwohn und Verdächtigungen beförderte. Ein künftiges Konzil würde sich viele Aufregungen ersparen, wenn es seine Verhandlungen der Welt direkt bekannt gäbe, so Butler. Ein Ratschlag, der vom Zweiten Vatikanischen Konzil befolgt wurde. Mehr noch: Kardinal König war es, der die Journalisten damals als „Mund und Ohr der Kirche“ würdigte und jenes Argument, das nun als Grund für Verschwiegenheit aufgeführt wird, als Argument der Öffnung verstand: „Wenn die Presse manchmal Differenzen auf diesem Konzil überbewertete, das Konzil in dem nicht entsprechenden Bilde eines modernen Parlamentes sah, wenn sie Nebensächlichkeiten sensationell aufbauschte, hat sie da nicht auf ihre Art den besten Beweis dafür gegeben, dass das Konzil in voller Freiheit, in einem ehrlichen, harten und offenen Ringen der Standpunkte nach der gemeinsamen Wahrheit suchte?“

Zurück an die runden Tische der Hochzeitsgesellschaft. In der Theologie ist mit der Metapher von der Braut die Kirche (als Braut Christi) gemeint. Folgt man der üblichen ländlichen Festordnung, müsste sich nun die Gesellschaft zwischen Hauptspeise und erstem Tanz erheben und ausschwärmen, um die entführte Braut zu suchen. In der Regel findet man sie übrigens im nächsten Beisl an der Theke unter normalen Menschen. Vielleicht nicht der schlechteste Fingerzeig für die Synodalen, wo die Zukunft der Kirche zu suchen ist.

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