Das ist der Gipfel!

Ausgabe Nr. 28
  • Hirtenhund
Autor:
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund macht sich Gedanken über die Debatte, die Gipfelkreuze in den Alpen zu entfernen. Auch der bekannte Extrembergsteiger Reinhold Messner hat sich zu diesem Thema zu Wort gemeldet.

Endlich, wir haben ein Sommerthema. Eine neue grenzüberschreitende Kreuzdebatte. Ein regelrechter Kulturkampf. Mit allem, was dazugehört: Politiker, die sich in Rage reden, und B-Promis, die unterhaltsame Zitate für die „Bild“ liefern. Tatsächlich liegen die Ursprünge der neuen Kreuzdebatte im Dunkeln. Angeblich soll laut Medienberichten der italienische Alpenverband Club Alpino Italiano gefordert haben, die Gipfelkreuze in den Alpen zu entfernen. Aus Respekt vor anderen Kulturen und Religionen. Auch wenn der Club später dementierte, so etwas je gefordert zu haben, kam eine Debatte in Gang. Selbst Minister Matteo Salvini äußerte sich gewohnt feinfühlig über diesen „Blödsinn ohne Herz und ohne Verstand“. Und als sich auch noch Universal-Yeti Reinhold Messner zu Wort meldete, war der mediale Gaul nicht mehr aufzuhalten. Keine neuen Kreuze mehr, aber morsche austauschen, denn „es reicht im Großen und Ganzen“, grummelte der Waldschrat in der „Bild“.

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So weit, so amüsant. Doch als dann der österreichische Alpenverein Sympathie für den angeblichen italienischen Vorstoß zeigte und auf den schon gut 40 Jahre alten Beschluss verwies, dass Kreuze auf Gipfeln als Kulturgut zu erhalten seien, aber keine neuen hinzukommen sollten und Religion bei dem ganzen sowieso eigentlich irrelevant sei, platzte der Tiroler ÖVP – die die Heiligen Tiroler Berge als ihr Eigentum betrachtet – der enge Trachtenkragen. Von einem „Angriff auf die Tiroler Kultur“ sprach Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser, Gipfelkreuze seien „Teil unserer christlichen Tradition und unserer alpinen Kultur“ und „aus unserem alpinen Landschaftsbild nicht mehr wegzudenken“, legte der nicht ganz VP-ferne Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig nach. Da haben wir sie also: diese unselige, ideologisch überfrachtete Mischung aus Religion, Natur, Kultur und angeblicher Identität, die selten etwas mit der Realität zu tun hat. Wie die gesamte Geister-Debatte. Ich würde mir da etwas mehr Gelassenheit und Humor wünschen. Nicht nur Kreuze und Steinmännchen/-weibchen auf die Gipfel, sondern bitte auch als quasi universal-religiöses Symbol: Handyladestationen.

Unsere Bischöfe halten sich in der Sache übrigens wohlweislich zurück. Kein Sager kam ihnen bislang über die geweihten Lippen. Vermutlich, weil sie gerade auf Bergtour sind oder irgendwo eine Bergmesse feiern.

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