Kurioses aus dem Vatikan

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Seit 1929 wird in der „Poste Vaticane“ Post bearbeitet – angeblich sind es pro Jahr allein mehr als 6 Millionen Postkarten.
Seit 1929 wird in der „Poste Vaticane“ Post bearbeitet – angeblich sind es pro Jahr allein mehr als 6 Millionen Postkarten. ©wiki commons/autor=Craig Murphy/uploaded by Robert Laymont/CC_BY_2.0
Die Sternwarte des Papstes in Castel Gandolfo südlich von Rom.
Die Sternwarte des Papstes in Castel Gandolfo südlich von Rom. ©wiki commons/by Stefano Bolognini/public domain

Im Vatikan gibt es auch abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten eine Menge zu entdecken. Wir haben einen Blick in den kleinsten Staat der Welt gemacht und ein paar Dinge zusammengetragen, die Ihnen so vielleicht noch nicht bewusst waren.

Eine kleine Übersicht der Kuriositäten im Vatikan. 

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Nächster Halt: „Città del Vaticano“

Der Bahnhof des Vatikans: Fotografiert von der Kuppel des Petersdomes aus.
Der Bahnhof des Vatikans: Fotografiert von der Kuppel des Petersdomes aus. ©wikicommons/Staselnik/CC_BY-SA_3.0

Seit 1934 verfügen die Päpste über einen eigenen Bahnhof. In den Vatikanischen Gärten gelegen, hat der während des Pontifikats von Papst Pius XI. (1922 bis 1939) erbaute Bahnhof mit dem Stationsnamen „Città del Vaticano“ („Vatikanstadt“) nur zwei Gleise. Sie führen durch ein Tor hinaus aus dem Vatikan nach Italien zum Bahnhof „Roma San Pietro“ und münden hier in die Bahnstrecke Pisa-Rom. Ursprünglich war der Bahnhof für Staatsempfänge gedacht – das Bahnhofsgebäude wurde deshalb auch entsprechend aufwendig gestaltet. Genutzt wird der Bahnhof leider selten. Zu den überlieferten Fahrten gehört etwa die Pilgerfahrt von Johannes XXIII. am 4. Oktober 1962, eine Woche vor der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, nach Assisi.

Seit dem Frühjahr 2022 können allerdings Touristen einmal in der Woche zwischen dem Vatikan und der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo in den Albaner Bergen pendeln. Die Strecke ist wohl nicht nur für Eisenbahnfreunde etwas Besonderes – die Tickets, die auch in Zusammenhang mit einem Besuch in den Vatikanischen Museen angeboten werden, sind in jedem Fall gut gebucht.

Eine eigene Post und eine Apotheke

Seit 1929 wird in der „Poste Vaticane“ Post bearbeitet – angeblich sind es pro Jahr allein mehr als 6 Millionen Postkarten.
Seit 1929 wird in der „Poste Vaticane“ Post bearbeitet – angeblich sind es pro Jahr allein mehr als 6 Millionen Postkarten. ©wiki commons/autor=Craig Murphy/uploaded by Robert Laymont/CC_BY_2.0

Gleich hinter dem Apostolischen Palast und bezeichnenderweise in der Via della Posta gelegen, findet sich die „Poste Vaticane“, das Zentralpostamt des Vatikans. Das Postamt besteht seit 1929 und bearbeitet angeblich allein mehr als 6 Millionen Postkarten jedes Jahr. Angeblich werfen auch die Römer ihre Post gerne in die dottergelben vatikanischen Postkästen – das System soll einfach viel besser funktionieren als die italienische Post. Bedenken muss man dabei allerdings, dass der Vatikan nicht Teil der EU ist und damit
ein „Drittland“ darstellt, dass gewissen Zollregelungen unterliegt.

Und nicht nur ein eigenes Postamt hat der Vatikan, auch eine eigene Apotheke: Die „Farmacia Vaticana“, gleich neben der Post gelegen, gehört angeblich zu den meistbesuchten und meistbeschäftigten Apotheken der Welt. 1874 für den Papst und die Kardinäle gegründet, steht sie heute nicht nur Mitarbeitern und Bewohnern der Vatikanstadt offen, sondern ist für all jene Ansprechpartner, die Medikamente benötigen – insbesondere ausländische, die in Italien nicht erhältlich sind.

Die Sternwarte des Papstes

Die Sternwarte des Papstes in Castel Gandolfo südlich von Rom.
Die Sternwarte des Papstes in Castel Gandolfo südlich von Rom. ©wiki commons/by Stefano Bolognini/public domain

Seit Jahrhunderten erforschen Astronomen im Auftrag des Papstes das Weltall. Erstmals beauftragte 1582 Papst Gregor XIII. Angehörige des Jesuitenordens mit der Himmelsbeobachtung. Die Vatikanische Sternwarte wurde schließlich von Papst Leo XIII. 1891 gegründet. Wegen der zunehmenden Lichtverschmutzung zog die Einrichtung in den 1930er-Jahren aus der Stadt Rom „aufs Land“ nach Castel Gandolfo, das etwa 30 Kilometer südöstlich des Vatikans liegt.

Ab dem 3. August ist sie nun auch – wieder – für die Öffentlichkeit zugänglich und im Rahmen einer Führung durch Castel Gandolfo zu besichtigen. Zu sehen sind nicht nur die Räume selbst, sondern auch historische und moderne Instrumente, Mondgestein, Kunstwerke und Meteoritenproben. Auch die historischen Teleskope in den beiden Barberini-Kuppeln sind zu sehen. Heute findet übrigens ein großer Teil der Beobachtungen in einem Observatorium auf dem 3.270 Meter hohen Mount Graham im US-amerikanischen Arizona statt – der Nachthimmel in der ländlichen Region bei Rom war inzwischen ebenfalls zu hell geworden.

Alltagslatein

„Bitte stecken Sie Ihre Karte ein, damit Sie wissen, was zu tun ist“, steht auf diesen Bankomaten.
„Bitte stecken Sie Ihre Karte ein, damit Sie wissen, was zu tun ist“, steht auf diesen Bankomaten. ©wiki commons/UserZCsala021/CC_BY_3.0

Auch im 21. Jahrhundert ist Latein offiziell Amtssprache im Vatikan. Zwar ist die antike Sprache in der katholischen Kirche seit
Jahrzehnten auf dem Rückzug; doch ganz ohne Latein kommt selbst der Papst nicht aus. Besonders spannend: Es gibt sogar ein vatikanisches Wörterbuch für die „aktuelle lateinische Sprache“, das „Lexicon recentis Latinitatis“. Das Buch ist ein Werk des Südtiroler Augustiner-Chorherrn Karl Egger (1914–2003), in dem er unter anderem versucht hat, für „modernen Entwicklungen“ eine lateinische Bezeichnung zu finden. Blitzableiter etwa, eine Erfindung, die erst im späten 18. Jahrhundert auftauchte, werden hier als „apagogus fulminum“ (Ableiter der Blitze) bezeichnet. Auf die Idee, einen Wortschatz des modernen Lateins festzuschreiben, kam übrigens erst Papst Paul VI. (1963–1978) und
gründete die Stiftung „Latinitas“. Dass das ausgerechnet unter diesem Papst passierte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie – war er es doch, der ab 1970 durch die Einführung von Messbüchern in den Nationalsprachen den liturgischen Gebrauch des Lateinischen weltweit zurückdrängte. Ein echtes Kuriosum in Zusammenhang mit Latein und dem Vatikan sind und bleiben dabei zum Beispiel die vatikanischen Bankomaten: Die nämlich „sprechen“ tatsächlich – auch – Latein. Und auch das eine oder andere Schild in lateinischer Sprache werden Sie im Vatikan finden.

Tore für den Papst

Die Trikots des Nationalteams des Vatikans sind – was auch sonst – gelb, weiß .
Die Trikots des Nationalteams des Vatikans sind – was auch sonst – gelb, weiß . ©wiki commons/InfattiVedeteCheViDice/public domain

Schweizergardisten, Mitarbeiter der päpstlichen Räte oder auch Museumswächter üben im Vatikan nur diesen einen Beruf aus? Weit gefehlt! Viele von ihnen sind auch Teil der offiziellen Fußballnationalmannschaft des Vatikans, der „Selezione di calcio della Città del Vaticano“. Der Vatikan ist kein Mitglied des europäischen Fußballverbandes UEFA und auch nicht des Weltfußballverbandes FIFA und nimmt deshalb an deren Turnieren nicht teil, spielt allerdings ab und zu Freundschaftsspiele gegen ausgewählte Mannschaften. Es gibt aber eine eigene Vatikanische Liga mit mehreren Mannschaften, die unterschiedliche Pokalspiele untereinander austragen.

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer/KAP
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