„In einer Gemeinschaft erreichen wir mehr“

15 Jahre „Pfarrnetzwerk Asyl“
Ausgabe Nr. 39
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
„MenschenLebenRetten“ steht auf dem Banner, das die Kinder hochhalten. Das Foto entstand bei der Romaria, der Wallfahrt von und mit Flüchtlingen – eine der vielen Aktionen,
die das Pfarrnetzwerk Asyl jedes Jahr veranstaltet.
©Pfarrnetzwerk Asyl
Schon seit Beginn Dabei: Roswitha Feige und Heinz Weinrad unterstützen Flüchtlinge. ©Leonie Stockhammer

Seit 15 Jahren engagiert sich das „Pfarrnetzwerk Asyl“ im Bereich der Flüchtlingshilfe. Das wird jetzt gefeiert.

Mit drei Pfarren hat es im Jahr 2010 angefangen. Mittlerweile sind 16 katholische und evangelische Pfarren und Institutionen aus Wien und Niederösterreich im „Pfarrnetzwerk Asyl“ mit dabei. Sie helfen tatkräftig und versuchen mit ihrem oft beherzten Einsatz auch ein Bewusstsein für die schwierige Situation von Flüchtlingen zu schaffen. radio klassik Stephansdom Redakteurin Monika Fischer sprach mit Heinz Weinrad und Roswitha Feige – beide sind seit Beginn Teil des Netzwerks – darüber, was sich seit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 verändert hat, über Herausforderungen, Erfolge und Hoffnungsgeschichten.

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Das Thema Migration stößt bei manchen Menschen auf Ablehnung. Wie begegnen Sie diesen Menschen und ihren Einwänden?

Heinz Weinrad: Wir sind schon lange in diesem Bereich und sind deshalb auch nicht naiv. Wir sehen die Probleme – etwa jene in den Schulen, die gibt es. Aber ich denke mir: Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen. Ich kann sagen: Es entstehen Probleme durch gewisse Entwicklungen und wenn ich das jetzt so oder so angehe, dann können wir Hoffnung haben, auch wenn es vielleicht nicht leicht wird. Oder ich kann sagen: Das rollt über uns drüber, wir haben keine Handlungsmöglichkeit mehr und deshalb müssen wir jetzt irgendetwas stoppen oder nicht mehr erlauben. 

Roswitha Feige: Ich glaube, dass wir einfach kreativ sein müssen, weil gerade in diesem Bereich oft Welten aufeinanderprallen. Und wir müssen versuchen, die zu verknüpfen. Gerade auch in den Pfarren ist das, denke ich, unsere Aufgabe: Welten zu verknüpfen, ohne der einen oder anderen Ansicht vorzuwerfen, sie sei grundfalsch. Ist sie nämlich nicht, denke ich.

Was treibt Sie persönlich an, sich in diesem Bereich zu engagieren und das schon so lange?

Roswitha Feige: Dieses Engagement begleitet mich, seit ich 16 bin, weil es für mich einfach ein zentrales Thema ist, auch religiös. Das ist für mich ein Moment, meinen Glauben aktiv zu leben. Und es ist ja auch urchristlich, in einer Gruppe, in einer Gemeinschaft erreichen wir mehr. Und ich glaube, wir sind ziemlich gewachsen in unserem Engagement und auch in unserer Persönlichkeit in diesen 15 Jahren. Als Einzelne und als Netzwerk.

Heinz Weinrad: Ich arbeite jetzt schon sehr viele Jahre in der Pfarre Sankt Johann Nepomuk und bin der festen Überzeugung, dass eine Pfarre einfach die Aufgabe hat, für Schwache einzustehen. Und das treibt mich an. Ich sehe meine Aufgabe darin, da nicht nachzulassen, darauf hinzuweisen, dass man mit Leuten gut umgeht, dass man menschenfreundlich ist, dass man eine gute Sprache hat, dass man eine positive Stimmung im Land schafft, damit alle wenigstens halbwegs gut miteinander können. 

Können Sie uns von einem konkreten Beispiel erzählen, wie das „Pfarrnetzwerk Asyl“ hilft?

Heinz Weinrad: Meine erste Begegnung mit diesem Thema war, als wir einen nigerianischen Geflüchteten auf seinem Weg zum Bleiberecht begleitet haben, mit ihm zu den entscheidenden Behörden gegangen sind, ihn unterstützt haben.
Roswitha Feige: Er hat lange bei uns in der Pfarre Sankt Johann Nepomuk in einer Wohnung gewohnt, war Katechet in der afrikanischen Gemeinde. Er war ein Mensch, bei dem man gesehen hat, er versucht auf allen Wegen Fuß zu fassen. Und das wollten wir unterstützen. Toni arbeitet mittlerweile in der Pflege bei der Caritas, wir haben heute lockeren Kontakt, aber er führt ein völlig eigenständiges Leben. 

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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