Helfen päpstliche Friedensappelle?
Prüller
Leo XIV. hat in seinem ersten großen Interview (mit dem Portal „Crux“) auch zu den Möglichkeiten von Papst und Vatikan zur Beendigung von Kriegen gesprochen. „Die Rolle des Vermittlers“, so der Papst, sei „weniger realistisch“ als die Rolle des „Anwalts für den Frieden“.
Das klingt naiv: Hunderte Male haben Päpste schon an Kriegsparteien appelliert, mit dem Blutvergießen aufzuhören und Frieden zu schließen – und wann hat das schon jemals zum Frieden geführt?
Bewegen Friedensappelle etwas?
Friedensappelle scheinen ungefähr so erfolgversprechend zu sein wie die Aufforderung an Kinder, im Hallenbad keinen Lärm zu machen: Es geht gegen die Natur der Menschen. Vor uns Christen stehen zwar die Seligpreisung der Friedensstifter und das Gebot im
1. Petrusbrief: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet [...]. Wer das Leben liebt, [...], der suche Frieden und jage ihm nach.“ Aber dieser Aufruf an das persönliche Gewissen klingt nicht wie ein gute politische Maxime, wenn es gilt, das eigene Land vor Aggressoren zu schützen. Ist da ein päpstlicher Aufruf, den Frieden zu schließen, wirklich realistischer als eine Vermittlertätigkeit, für die es immerhin in der Geschichte ein paar Erfolgsstories gibt?
Die Macht der Friedenssehnsucht
Ich denke: ja. Einer muss die Hoffnung hochhalten, dass die Friedenssehnsucht ungeahnte Kräfte entfalten kann. Einer muss in der Weltöffentlichkeit für die Priorität des Friedenstiftens einstehen. Das wird laufende Kriege vielleicht nicht beenden, vielleicht nicht einmal abkürzen. Und es löst nicht die Bedenken auf, dass mit einem bloßen Schweigen der Waffen noch kein Frieden einkehrt. Aber die fundamentale Bosheit der Unfriedlichen und der unermessliche Segen der Friedlichen ist etwas, das jedes Herz wissen – und dass daher auch gesagt werden muss, für die Zukunft der Menschheit.